Grönland Expeditions-Reise Juni 2009
MV „F R A M“
Donnerstag, 11. Juni
Um 6.30 Uhr besteige ich das Taxi zum Flughafen Düsseldorf bei Regen und meine Traumreise beginnt.
Flug SK 1630 der Lufthansa bringt mich in 1 Std. und 20 Min. nach Kopenhagen.
Hier treffe ich auf Birgit und 8 weitere schwäbische Grönlandfans von ihr. Um 11.30 Uhr lande ich in Kopenhagen und warte gespannt auf einen Koffer und nehme ihn mit Freude entgegen.
Anschließend checke ich mich bei der „Air Greenland“ für Flug
GL 6783 ein
Abflug 15.00 Uhr Kopenhagen
Ankunft 15.40 Uhr Kangerlussuaq (Ortszeit)
(Ankunft unsere Zeit 19.40 Uhr) Flugzeit 4.40 Stunden. Ein sehr ruhiger schöner Flug über Stavanger-Bergen in Norge, Reykjavik/Island, Südgrönland nach Kangerlussuaq.
Durch den wolkenfreien Himmel blicke ich mit großer Freude und Ehrfurcht auf die Südspitze der größten Insel der Erde (3.400 km von Süd nach Nord und 1.300 km von West nach Ost). Unser Flugzeugführer war übrigens eine dänische Pilotin, die uns so einen ruhigen und sensationellen Flug bereit hat. Pünktlich landen wir in Kangerlussuaq (ein wichtiger amerikanischer Stützpunkt im 2.Weltkrieg für Bomber und Frachtflugzeuge) und heute Internationaler Flughafen von Nordgrönland mit 400 Einwohnern.
Unser Gepäck wird von hier direkt aufs Schiff gebracht, so dass wir in der Ankunftshalle von dem Expeditionsteam der MV“FRAM“ empfangen und zu den Transferbussen begleitet werden, die uns zur Pier in Kangerlussuaq bringen.
Am Hafen in ca. 20 Minuten angekommen, strahlt uns die Sonne entgegen bei 15 Grad und die Moskitos begrüßen uns ebenso „stechend“. Zum ersten Mal machen wir Bekanntschaft mit den Rettungswesten und versuchen ohne Hilfe, diese uns um den Hals zu legen.
Gegen 17.00 Uhr steige ich mit 7 andere Mitreisende ins Polar Cirkle Boot und betrete die MV „FRAM“ voller Emotionen.
Auf Deck 3 checke ich ein und auf Deck 4 an der Rezeption erhalte ich gegen Vorlage meiner Visakarte die Cruisekarte, die nicht nur Kabinenschlüssel ist, sondern auch Zahlungsmittel an Bord und als Visitenkarte beim An-und Auslanden dient.
Freudig fahre ich mit dem Fahrstuhl auf Deck 5 und suche Kabine 510 und die Türe öffnet sich. Dies ist mein „zuhause“ für meine Traumreise! Jetzt fange ich an, es wirklich zu glauben und wünsche mir jetzt nur noch etwas Sonne und interessante Ausflüge und Begegnungen mit den Einheimischen (Inuit) und den Mitreisenden.
Bis die Koffer vor der Kabinentür stehen, vergeht noch etwas Zeit, und so genieße ich auf Deck 7 die Sonne – jetzt ohne Moskitos – und vergesse den anstrengenden Tag, denn ab 4.00 Uhr morgens habe ich vor lauter Reisefieber nicht mehr geschlafen.
Nach dem Koffer auspacken esse ich vom Buffet etwas Salat und Käse mit Kräcker. Um 19.30 Uhr setzt sich die MV „FRAM“ langsam in Bewegung den „langen Fjord“ 170 km Richtung Norden. Kangerlussuaq bedeutet „der lange Fjord“ und Grönland heißt auf grönländisch „Kalaallit Nunaat“. Ins Bett darf ich noch nicht, da um 21.30 Uhr die teilnahmepflichtige Sicherheitsübung stattfindet und anschließend Kapitän Arnvid Hansen uns willkommen heißt und seine Besatzung vorstellt.
Dann falle ich aber um 22.30 Uhr müde in meine “Koje“ und schlafe sehr gut bis morgens früh um ca. 6.00 Uhr.
Freitag, 12. Juni
Bei Nebel und Nieselregen lasse ich mir das Frühstück besonders gut und ausgiebig schmecken, denn unsere nächste Station ist Sisimiut (die Menschen an den Fuchshöhlen). Hier in der zweitgrößten Stadt Grönlands leben 5.350 Inuits, hauptsächlich vom Fischfang insbesondere Robbenfleisch wird hier verkauft.
Ein Spaziergang durch den Ort und am Hafen gibt einen Einblick des einfachen Lebens. Der Fischfang wird frisch verpackt auf die Bank an der Bushaltestelle gelegt, den der Busfahrer wie selbstverständlich mitnimmt. Logistik à la Grönland!!
Nach dem Mittagsbuffet nehme ich an dem Bootsausflug nach Assaqutaq (verlassenes Dorf) teil. Die kleine Fischfabrik rentierte
sich nicht mehr und die Einwohner verließen ihre Heimat. Heute dient dieser Ort als Schullandheim. 12 Schüler im Alter von 10 bis 15 Jahren bleiben hier 14 Tage. Hier werden sie mit der Natur vertraut gemacht, z.B. Fische (Dorsch) auszunehmen, zu filetieren und zu entgräten. Ein Senior lehrt die Mädchen und Jungen in grönländisches Handwerk.
Damit das Dorf nicht ganz aufgegeben wird, bemüht man sich wieder Fischer anzusiedeln, denn in diesem Gewässer tummeln sich Sardinenschwärme, die viele Buckelwale anziehen.
Die Schüler haben Freude beim Fischfiletieren und freuen sich, wenn die „FRAM-Passagiere“ ihnen zuschauen und Fotos schießen.
So sieht diese Einsamkeit aus mit einer nicht ganz sicheren Brücke! Bevor wir uns von diesem Eiland verabschieden, klettern wir noch zum Totempfahl, an dem die Fischer gebetet haben für reichlichen Fischfang und Vertreibung der bösen Geister und Dämonen.
Alex (Lektor) vom Expeditionsteam erzählt uns einige Gruselgeschichten und Anekdoten von seinen Reisen auf der „Polarstern“. Zurück zur „FRAM“, wo wir mehr über unser vorübergehendes „zuhause“ erfahren.
MV “FRAM“ wurde am 24. April 2007 in Dienst gestellt. Sie wurde speziell für Entdecker-Seereisen in der Arktis und Antarktis mit Eisklasse 1B, modernsten technischen Standards gebaut sowie mit 2 Stabilisatoren in der Mitte des Schiffes versehen.
Länge 110 m; Breite 20,20 m; Tiefgang 5,10 m;
136 Kabinen für max. 280 Passagiere. Wir waren 157 Passagiere, davon 67 Deutsche
MV „FRAM“ (übersetzt „Vorwärts“ aus dem norwegischen) benannt nach dem Polarschiff des großen Entdeckers Fridtjof Nansen, der 1893 bis 1896 die erste Expedition durchführte. Der Fund von Treibholz im Eis brachte ihn auf die Idee über eine Ost-West Strömung im Arktischen Ozean nachzudenken. Diese revolutionäre Drift und die Theorie der Strömung wollte er beweisen. Diese 1. FRAM ließ er von Colin Archer erbauen und am 24. Juni 1893 verließ er mit der FRAM den Hafen von Kristiania (Oslo). Auf die Frage, ob er verheiratet sei, antwortete er nur:
„Ich habe nur eine Geliebte, und das ist der Nordpol.“
Nach seiner Überquerung Grönlands auf Skiern im Jahre 1888 hatte er immer diese Sehnsucht nach dem ewigen Eis.
Sonnabend, 13. Juni
Es folgt die erste Nacht, die ich nicht im Bett verbringe, sondern auf Deck 5, denn um 1.30 Uhr wache ich auf und der erste Eisberg schwimmt an meinem Fenster vorbei, natürlich bei strahlender Mitternachtssonne, die mir direkt ins Gesicht im Bett scheint!
Die „FRAM“ steuert auf die Diskoinsel zu wo wir in Qeqertarsuaq (die große Insel) um 9.00 Uhr vor Anker gehen. Einst war Walfang das wichtigste Gewerbe hier, heutzutage jedoch nur noch die übliche Fischerei. Die Insel ist mit ihren 80-100 Mio Jahren im Vergleich zur restlichen Geologie Grönlands recht jung. Ich spaziere alleine am schwarzen Strand entlang, während die anderen zum „Tal der Winde“ 3 Stunden wandern. Mich ziehen die Eisschollen am Strand an.
Ich wandere zum Hafen zurück durch feuchte Heidelandschaft, Hundelager, Wohnhäuser und begegne den Afrikaner Tété-Michel Kpomassie dessen Dokumentation „Ein Afrikaner in Grönland“ auf meinem Nachttisch liegt.
Er unterhält sich mit einem dänischen Ehepaar, die ihn auf sein Buch ansprechen. Er lacht als ich ihm erzähle, dass ich sein Buch gerade lese. Klein ist die Welt! Gegen 12.00 Uhr bin ich zurück in meiner „Minisuite“ und beschließe meine fehlende Nachtruhe im Liegestuhl auf Deck 7 in der Sonne mit Wolldecke nachzuholen.
Es ist eine himmlische Stille – keine Grundgeräusche – die wir von zuhause kennen. Auch die meisten Passagiere sind noch an Land.
Ich schlafe fest 2 Stunden ohne Mittagessen bis 15.00 Uhr.
Ab 16.00 Uhr gibt es interessante Dia-Vorträge über Grönland „Kallaalit Nunaat – Land der Menschen“ von Friederike (Biologin) und „Alfred Wegeners Traum“ von Axel (Polar Experte).
Ich versuche nach dem Abendessen (21.00 Uhr) zu schlafen, aber die Sonne und der stahlblaue Himmel und dazu die Eisberge, die immer größer werden je nördlicher wir fahren bzw. gleiten bei spiegelglatter See. Diese Nacht bin ich auch nicht alleine an Deck.
Wir fahren nach Uummannaq am Fuße des 1.170 m hohen „Herzbergs“ mit seinen fröhlich bunten Häusern einer der schönsten Orte in Grönland.
Sonntag, 14. Juni
Uummannaq ist der Name der Stadt, des Berges und der Insel. 1.500 Menschen leben hier von der Jagd und vom Fischfang. Von einem bestimmten Punkt aus betrachtet, sieht der Berg wie ein Herz geformt aus.
Die Sonne lacht weiter vom Himmel – ich mache einen Spaziergang durch diesen malerischen Ort: zur Kirche, zum Museum, in dem der Alfred Wegener Schlitten im Original steht. Birgit treffe ich und wir betreten ein kleines Café und holen uns ein Eis – ich esse ein Lakritz-Eis – das nicht schlecht schmeckt. Birgit probiert noch eine Robbenfellmütze, die fesch aussieht Wir kaufen aber nicht.
Langsam spazieren wir zum Hafen, denn um 12.30 Uhr ist Abfahrt zur „Roten Wüste“. Birgit könnte mitfahren, aber leider hat das Boot Verspätung und somit kommen von unserer Gruppe einige, die jetzt doch mit wollen und sie überlässt ihren Platz der Karin, schade.
Eine wunderschöne Fahrt entlang hoher Klippen und kleiner Eisberge. Die Wüste leuchtet in rot, gelb und braun – unzählige Mineralien sind hier vorhanden. Das Farbenspiel ist phantastisch und ich beschließe mich von der Gruppe abzusetzen, um Fotos zu machen
Die Eisberge werden von der Strömung und Wind in diesen schmalen Fjord getrieben. Der Pfad zum Boot hinunter ist halsbrecherisch, aber stepp by stepp schaffe ich es und bin froh wieder im Boot zu sein.
Zuhause angekommen, unter die Dusche und die Champusflasche muss noch geleert werden. Auf Deck 7 lassen Birgit und ich es uns gut gehen und relaxen ein wenig, denn am Abend erreichen wir unseren nördlichsten Punkt Ukkusissat = Speckstein, 150 Einwohner leben in diesem malerischen Dorf von 1794. Die Anlandung sucht allerdings ihresgleichen, kein Pier, kein Steg nur Steine im Wasser.
Aber mit helfenden Händen erreichen alle das Dorf mit ihren 400 Hunden – auch ich bin sicher gelandet und bedanke mich bei Ilja und Malou.
Im Gemeindehaus tanzen und singen die Einheimischen für uns und freuen sich über unseren Beifall. Erst gegen 22.00 Uhr sind wir wieder zurück auf unserer FRAM und ich falle müde aber glücklich über diesen wunderschönen erlebnisreichen Tag ins Bett. Auf dem Bett liegt ein Arctic Certificate, dass den nördlichsten Punkt dieser Reise dokumentiert und mir einen grönländischen Namen „AARNUAQ“ verleiht, der CHARM bedeutet.
Montag, 15. Juni
Fortsetzung morgen - gute Nacht