Mit der Kong Harald unterwegs (11.06. bis 22.06.2011)

  • Liebes Forum,
    ich habe ja versprochen, dass ich hier einen Reisebericht abgebe, wenn der größte Stress vorbei ist. Nun beginnen heute in BW die Ferien, eine gute Gelegenheit, mein Versprechen einzulösen, denn jetzt sind wir schon über vier Wochen zurück und in 10 Tagen wollen wir nach Schweden aufbrechen. Deshalb geht es jetzt einfach los:


    11.06.11


    Pünktlich um 6:00 starten wir zu unserer großen Fahrt, es geht bei starkem Pfingstreiseverkehr auf der Autobahn nach Mannheim. Christian bringt uns ohne Probleme in 50 Minuten zum Hauptbahnhof und geleitet uns auch noch zum Bahnsteig.


    Dann der erste Schreck bei der ersten Durchsage, aber sie betrifft glücklicherweise nicht unseren Zug. Es ist der Hamburger Zug: er kann leider wegen eines technischen Defektes nicht fahren. Also Glück gehabt?


    Von wegen, die Auswirkungen spüren wir auch, denn alle Passagiere, die mit dem ausgefallenen Zug fahren wollten, scheinen jetzt in unserem Zug zu sitzen, er ist heillos überfüllt. Unsere beiden Koffer erweisen sich als großes Hindernis, mit Mühe finden wir unseren Sitzplatz, auf dem sich andere Fahrgäste breit gemacht haben und die wir erst bitten müssen, ihn frei zu machen. Irgendwie tun uns die anderen natürlich leid, es ist eine Familie, die eigentlich nach Stralsund gebucht hat, sie haben sich auf einen Urlaub in Zingst gefreut, wie sie jetzt dort hinkommen, wissen sie nicht… Und es kommt auch kein Zugbegleiter, der ihnen helfen kann. Kurz vor Frankfurt dann ein paar Durchsagen, die irgendwelche Lösungsmöglichkeiten für die Fahrgäste nach Kassel und Hamburg bieten, jetzt entspannt sich die Lage ein wenig.


    Als ich kurz vor Köln mich mit unseren Koffern zum Ausgang aufmache, damit wir dort rechtzeitig aussteigen können, merke ich schnell, dass es für mich kein Zurück mehr gibt, um Roland mit dem Handgepäck zu helfen, er braucht etwas länger, um mir zu folgen. Deshalb warte ich auf dem Bahnsteig auf ihn, der nächste Zug steht schon da, es wird eng, wir erreichen unseren Wagen zwar rechtzeitig, aber es ist kein Durchkommen zu unseren Sitzplätzen. Nun, es ist eben der IC nach Westerland… Also auch wieder total überfüllt, Roland stänkert ein wenig vor sich hin, worauf ein total gestresster und dermaßen unhöflicher Zugbegleiter anstatt ihn zu beruhigen, mit Roland rummeckert und ihm androht, ihn aus dem Zug zu werfen… Die Nerven liegen auf beiden Seiten blank, ich versuche zu beschwichtigen, wir entschließen uns bis Düsseldorf lieber stehen zu bleiben.


    Auf dem Düsseldorfer Bahnhof wieder Durchsagen wegen verspäteter Züge, aber die Regionalbahn zum Flughafen ist pünktlich, die weitere Fahrt geht glatt, wir erreichen das Terminal kurz nach 10 Uhr, noch eineinhalb Stunden, bis die Checkin-Schalter öffnen.


    Der nächste Schreck steht an, als ich die Toilette aufsuche: gesperrt wegen Verstopfung. Die Aussage der Reinigungskraft „auf dem ganzen Flughafen“ war wohl ein Missverständnis, denn am anderen Ende finde ich eine anscheinend funktionsfähige Toilette, an der ich aber weitergeschickt werde wegen Überfüllung und auch dort – lange Schlangen. Nach längerer Wartezeit kann ich (wortwörtlich) erleichtert weiter über den Flughafen schlendern und mir noch ein paar Hustenbonbons kaufen, meine habe ich leider zu Hause gelassen, immer wieder habe ich Hustenanfälle- trotz des Hustenlösers.


    Ich kehre zu Roland zurück, der mit unserem ganzen Gepäck noch im Bistro sitzt, in dem wir etwas gegessen und getrunken haben. Wir beobachten mit Sorge die langen Schlangen an den Check-in-Schaltern. Leider hat es am Vorabend nicht mit dem Webcheckin geklappt, deshalb ist uns klar, dass wir uns bald hier einreihen müssen.


    Als dann um 11.30 Uhr unser Flug angezeigt wird, ist die Schlange relativ kurz geworden, aber sie wächst sofort wieder an - lauter Kofferträger mit Hurtigrutenanhängern! Das gute daran: wir wissen, dass wir richtig sind. Vor uns ein sympathisches Ehepaar in unserem Alter, das von Tochter und Schwiegersohn zum Flughafen begleitet wird.


    Der Checkin geht relativ zügig voran, wir sind überraschend schnell durch. Beim Sicherheitscheck fällt mein Fotorucksack mit den vielen Akkus auf. Deshalb muss ich zur Sprengstoffkontrolle, die eine nette Beamtin durchführt. Sie tupft das Innere meines Rucksacks mit einem Tuch ab und scannt es anschließend – keine Anstände (weshalb auch; ich hatte eben dummerweise die Akkus im Blitzgerät gelassen - beim nächsten Mal werde ich daran denken…)


    Wir gehen zum Gate, wo noch die Gäste nach Spanien die Sitze belegen (eigentlich ist ihr Flug schon längst aufgerufen, aber die Busse sind noch nicht da, die sie zum Flugzeug bringen). Wir finden ein Plätzchen und verbringen die Zeit mit Buch und Hörbuch und vor allem mit „Leute beobachten“, denn allmählich kommen auch die anderen Hurtigrutenfahrer.


    Was für Menschen sind das – wie reden sie – wie sind sie gekleidet?


    Fazit: vor allem in unserem Alter – Menschen, die mir sofort sympathisch sind, aber auch andere, denen ich nicht so gern begegne. Auffallend sind die vielen Fotoapparate, die um die Hälse baumeln. Ich habe im Augenblick nur die kleine Kamera griffbereit, aber noch keine Lust zu fotografieren. Kleidung: einige geschniegelte und gestylte Damen, aber viele Menschen im Freizeitlook. Also nichts Außergewöhnliches.


    Pünktlich werden wir zum Flug aufgerufen, alle sind da – um 13.40 können wir starten.


    Unsere Sitzplätze sind vor den Notausstiegen am Fenster über dem Leitwerk. Unsere Sitznachbarin verlässt uns ganz schnell wieder, sie geht einen Platz nach hinten, weil ihr Vordermann unbedingt die Rückenlehne verstellen musste, sie das aber in unserer Reihe nicht konnte. Er war ihr schon unangenehm aufgefallen, als er sich in den Sitz fallen ließ. Aber die Dame ist auch nicht gerade höflich gewesen, meinen Gruß hat sie einfach ignoriert, sie scheint von Anfang an genervt. Roland meint, dass ihr auch meine Hustenanfälle auf den Wecker gingen.


    Beim Abflug gibt es eine tolle Ansicht auf den Rhein – dann Flug über den Wolken – irgendwo unter uns sollte Amsterdam liegen – kurze Blicke durch die Wolkendecke – Schiffe sind erkennbar – schließlich immer weniger Wolken über Südnorwegen und dann herrliche Sicht auf die Inseln vor Bergen.





    Am Flughafen von Bergen werden wir zu den Bussen geleitet – 22°C und Sonnenschein erwartet uns. Ich bringe die Koffer zum Gepäckfach im Bus, Roland will mit dem Handgepäck in den Bus einsteigen – er fällt mit meinem Fotorucksack auf dem Rücken wieder rückwärts aus dem Bus. Ist noch mal glimpflich abgelaufen, denn ein Besuch im Krankenhaus war eigentlich nicht vorgesehen und glücklicherweise auch nicht nötig – aber der Schreck war groß, erinnerten wir uns doch mit Grauen an Rolands gebrochenen Oberschenkel vor drei Jahren.


    Alles ist bestens organisiert, wir kommen um 16.30 Uhr im Terminal an und nehmen unseren Umschlag mit all unseren Unterlagen in Empfang.


    Aber erste Enttäuschung: trotz Bestätigung per Mail vom Schiff sind wir ab dem 2. Tag erst um 20.30 Uhr bei der 2. Essenssitzung eingeteilt. Ein späterer Blick auf den Sitzplatz mit Aussicht durch Seiten- und Heckfenster versöhnt uns dann aber mit der Essenszeit.






    Im Schiff lassen wir uns erstmal die Cruisecard aktivieren, trinken an der Bar noch ein Bier und hören dann die Durchsage, dass die Kabinen schon fertig sind. Also kurz die Kabine besichtigt, die Koffer stehen schon davor, schnell die Schränke gefüllt und die leeren Koffer zur Rezeption gebracht. Und dann noch ein Kurzbesuch in der Stadt, ein paar Schnappschüsse getätigt, bedauert, dass das so schnell gehen muss, denn ich habe mich mit Roland um 19 Uhr zum Abendessen verabredet – schließlich gilt die Sitzungsregelung noch nicht für den ersten Abend, und da – lange Schlangen – meckernde Menschen. Wieder mal gibt es jemand, der sich an allen vorbeimogeln darf und tatsächlich eingelassen wird.


    Das Angebot, dass wir einen Vierertisch mit dem Ehepaar hinter uns haben könnten, scheitert zunächst, da dieses Paar nicht mit uns zusammen sitzen will- angeblich, weil ich ein paar Mal gehustet habe, als wir in der Schlange standen (ich war etwas außer Atmen gekommen, weil ich mich so beeilt habe). Da es aber keine Vierergruppe gibt, die zum Essen will, werden wir beide eingelassen, zwei Männer gesellen sich dann zu uns.


    Wir beeilen uns aber mit dem Essen, obwohl so viele leckere Speisen auf dem Buffet sind, auch den Nachtisch lassen wir aus, denn wir wollen um 20 Uhr das Ablegen vom Bug auf Deck 5 aus beobachten.
    Später holen wir uns noch unsere Jacken und begeben uns ans Heck von Deck 6 und 7. Mit Tee in unseren neuen Hurtigrutenbechern gehen wir zur Info- und Sicherheitsveranstaltung, die Leitungscrew wird uns von Anita, der Reiseleiterin, vorgestellt.


    Dann noch Sonnenuntergang fotografieren, Brückendurchfahrt bewundern, uns mit dem Schiff bekanntmachen und dann kurz nach 23 Uhr müde ins Bett fallen.


  • Oh noch ein Reisebericht vor dem Schlafengehen. Danke! Hat ja irgendwie aufregend angefangen (grrr - mir steht auch demnächst eine längere Zugfahrt bevor).

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Die Zugfahrt hätte ja so gemütlich sein können, wenn es nicht gerade Pfingstsamstag gewesen wäre... Aber das ging leider nicht anders, die Rückfahrt später war wesentlich besser, dafür hatten wir dann Probleme beim Flug... aber davon später.


    Morgen geht es weiter, also jetzt erst mal eine gute Nacht!


    Liebe Grüße
    Erika

  • Hallo Polo,


    danke für die schönen ersten Eindrücke. Sehe ich das richtig, ist die 'Kong Harald' baugleich mit der 'Richard With'? Oder verwechsel ich da was?
    Ich hoffe bei eurer Ankunft in Bergen herrschten 22 Grad und nicht -22 Grad? :huh:
    Die Fotos aus dem Flieger gefallen mir. :thumbup:


    VG, Emilia

  • Richard With, Kong Harald und Nordlys sind weitestgehend baugleich (nur kleine Unterschiede die man kaum bemerkt). Alle drei wurden in Strahlsund gebaut. :thumbup:

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Wenn ich aber dann lese Zug überfüllt, Schiff sehr voll... oje das wäre nichts für mich.


    Nun ich hoffe, wenn ich das nächste Mal mit Hurtigruten unterwegs bin, ist das nicht mehr der Fall, dann bin ich nicht mehr auf Ferien angewiesen, außerdem will ich dann wirklich im Herbst oder Frühjahr gehen - Winter hat bestimmt auch seine Reize, da weiß ich aber nicht, ob ich meinen lieben Mann dazu überreden kann... ;)


    Und es waren tatsächlich 22°C in Bergen bei unserer Ankunft! Das war nur ein Gedankenstrich, eine kleine Marotte von mir...


    Ich muss jetzt kurz meinen Mann zum arzt bringen, dann schreibe ich weiter.


    Gruß
    Erika

  • ... und checke mal die Flüge von Frankfurt ab, ob es nicht viel ausmacht, wenn ich das nämlich lese bin ich froh den 99-Euro-Direktflug nach Bergen zu haben :thumbup:

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • 12.6.


    4:20 Uhr: Warum stoppen die Maschinen? Anziehen, nachschauen, die Erklärung finden: es ist der planmäßige Stopp in Maloy. Ich hatte das für später erwartet – mein Fehler.


    Das Wetter ist nur mäßig: Nieselregen, neblig. Schnell noch mal in die Kabine, Kaffeebecher holen.


    Auf dem Weg nach oben ein schneller Blick nach draußen, und siehe da, die Lofoten fährt ganz leise an uns vorbei – keine Menschenseele ist zu entdecken. Ich hole mir Kaffee und laufe auf Deck 5 herum – eine Joggerin ist unterwegs und dreht ihre Runden. Mir ist es aber zu ungemütlich, ich ziehe mich samt Kaffee in die Kabine zurück und schreibe Tagebuch.


    Der leere Magen reagiert auf die langen Wellen und den Kaffee – ich brauche Pfefferminz, um ihn zu beruhigen. Aber bald ist es 7.00 Uhr – Frühstückszeit. Roland wird wach, wir können bald gehen.


    8:00 Uhr: Mit nur kurzer Verzögerung legen wir in Alesund an. Ein schneller Stadtspaziergang ist angesagt. Eigentlich wollte Roland an Bord bleiben, dann steht er aber auch am Ausgang. Er macht eine kleinere, ich die größere Runde.






    Alles ist an diesem Sonntagmorgen wie ausgestorben, keine Menschenseele (außer ein paar Mitfahrern) ist unterwegs. Der Aksla liegt unter einer Nebeldecke verborgen, aber ich entdecke ein paar nette Fotomotive. Allerdings muss ich viel zu früh wieder umdrehen.


    Aber die Vorfreude auf den Nachmittag lässt mich das schnell wieder vergessen, denn jetzt geht es in den Storfjord und schließlich in den Geirangerfjord.


    Den Fotorucksack habe ich mit großem Objektiv gepackt, alles Unnötige wandert in meine Schublade, das Einbeinstativ hängt an meinem Rucksack. Um 11.20Uhr gehen wir schnell zum Mittagessen, damit wir nicht die Einfahrt in den Geiranger verpassen.


    Noch trüben Nieselregen, Nebelschwaden und tiefhängende Wolken unsere Stimmung nicht, denn immerhin sehen wir die Wasserfälle und sind beeindruckt von den Wassermassen, die von den Felsen stürzen. Zwar ist es bitter kalt, aber wir haben uns warm angezogen.






    Um 13.20 Uhr sollen wir auf Deck 4 sein, damit wir auf das Autodeck geleitet werden. Menschen drängen sich vor der Ladeluke und auf dem Tenderschiff. Wir werden zu fünf Autobussen gebracht (ein norwegisch-, zwei deutsch-, ein französisch- und ein englischsprachiger).




    Bärbel, unsere Führerin aus Sachsen-Anhalt, seit zwei Jahren nach Norwegen umgesiedelt, begrüßt uns gleich mit hoffnungsvollen Sätzen: vielleicht haben wir Glück und es öffnet sich ein Nebelfenster, und vielleicht ist es dann bei den Trollstigen besser…





    Doch oben in der Adlerkurve können wir noch nicht mal mehr die Kong Harald erahnen, eine Milchsuppe liegt über dem Fjord. Alle steigen sofort wieder in den Bus ein, denn jetzt nieselt es richtig.
    Interessante Infos zu Land und Leute gibt es genügend, aber nur am Gudsbrandjuvet können wir die Wassermassen bewundern, die sich hier hinunterstürzen; irgendwann sollen sie sich dann in den Nordalsfjordenergießen. Bärbel tröstet uns, dass die anderen Gäste sonst nicht diese Wassermassen sehen würden… Kleiner Trost.



    Auch die Trollstigen können wir nur erahnen – vom Bus aus kann ich ab und zu einen Blick auf die beiden Kehrtwenden unter uns erhaschen, aber sobald wir aussteigen, gibt es nur eine Nebelsuppe, die weder Auge noch Kamera durchdringen können. Ich bin irgendwie enttäuscht. Zudem nervt mich schon die Fahrerei im Bus, eingezwängt, keine Bewegungsfreiheit, maulende Menschen um mich herum. Gut, dass Bärbel ihren Humor nicht verliert. Sie erzählt uns nette Geschichten von Trollen, die in die Häuser kommen bzw. dadurch daran gehindert werden, dass man die ganze Nacht Licht brennen lässt, und für die man hier bei den Trollstigen kleine Steinhäufen baut, in denen sie sich zurückziehen können.



    Am Fuße des Trollstigen gibt es statt eines Ausblicks auf Wasserfälle und Serpentinen, die wir gerade so erahnen können, dann im Restaurant Kaffee und Snacks und natürlich einen Souvenirladen. Wir kaufen uns noch einen Begrüßungs-Troll mit Knollennase (scheint mir mehr die schwedische Version der Trolle zu sein – aber die finde ich an der Haustüre auch einladender). Aber ich brauche diesen Troll einfach als Frustfresser…. Da ist es mir egal, ob der schwedisch oder norwegisch ist.


    Die Rückfahrt nach Molde verschlafe ich zum größten Teil.


    Das nächste Frusterlebnis haben wir dann im Hotel Alexandria in Molde: Statt eines leckeren Menüs wie auf der Kong Harald wird uns Fisch auf Kartoffelbrei serviert. Wir überlegen, ob das jetzt die Vorspeise war, da kommt schon der Nachtisch: aufgewärmter Tiefkühl-Apfelkuchen mit Sahne – noch nicht mal mit Vanilleeis. (Das wäre wohl nicht ganz so schlimm gewesen, wenn ich nicht schon vorher enttäuscht gewesen wäre. Mir hat das besonders deshalb so weh getan, weil dies die eine Hälfte des Geschenkes meiner Kollegen zu meinem 60. Geburtstag gewesen war. (Im nachhinein muss ich sagen, dass man die Erwartungen einfach nicht so hoch stecken soll, denn dann ist die Enttäuschung viel größer.)


    Ziemlich frustriert warten wir auf die Kong Harald, die Midnatsol liegt schon im Hafen. Ich kaufe noch am Kiosk am Steg vier Flaschen Getränke und marschiere zum Kai, um die herannahende Kong Harald zu fotografieren. Es gelingen ein paar schöne Bilder vor dem sich färbenden Abendhimmel.



    Erleichtert kehren wir dann auf unser Schiff zurück, das dann nach kurzem Aufenthalt mit uns in den Abend fährt. Nach so kurzer Zeit ist es mir schon ein kleines Stück Heimat geworden...


  • Weiter geht es nach Trondheim:


    13.6.


    Nach dem Frühstück um 7.30 Uhr warte ich am Bug, bis die Kong Harald sich in Trondheim neben die Vesteralen gelegt hat, dann geht es los in die Stadt, um Bryggen und den Dom zu besichtigen. Wir machen uns ohne Stadtführung auf den Weg, dafür mit Reiseführer und Stadtplan, der bei der Reiseleitung ausgelegt war, in der Tasche. Wir sehen die hübschen Holzhäuser, marschieren über die alte Brücke, laufen weiter zum Dom.









    Heute am Pfingstmontag ist um 11 Uhr zwar Gottesdienst, aber bis dahin müssten wir schon längst wieder auf dem Rückweg sein, also unnötig, solange zu warten. Offizielle Besichtigung des Doms ist erst ab 13 Uhr möglich. Schade, bleibt uns nur die Möglichkeit, den Dom von außen zu fotografieren.










    Bisher war die Sicht wegen der Wolken nur etwas eingeschränkt, aber jetzt setzt Nieselregen ein, die Kamera verschwindet immer wieder unter meinem Anorak.
    Wir beschließen, über die Munkengate zum Schiff zurückzukehren, denn es ist einfach zu ungemütlich, die Kälte kriecht die Hosenbeine hinauf.









    Vorbei an etlichen repräsentativen Gebäuden laufen wir Richtung Bahnhof und dann zum Hurtigrutenanleger zurück. Die Vesterålen hat schon wieder abgelegt, wir gehen pünktlich um 12 Uhr zum Mittagessen, um möglichst viel von der Weiterreise an Deck zu erleben.


    Ich setze mein großes Teleobjektiv auf meine Canon7D und freunde mich damit an – und bin total begeistert, was ich jetzt mit meinem Foto alles beobachten kann. Eigentlich wollte ich ja nur mal sehen, wie so alles funktioniert. Anfangs stehe ich auch noch ganz verschämt am Heck des Schiffes auf Deck 6, wo ich ziemlich alleine bin. Später freunde ich mich immer mehr mit ihm an und wage ich mich auch an den Bug und bin dann richtig stolz auf mein Superteleobjektiv. Mit ihm kann ich mir manches Fotomotiv heranholen, das sonst untergegangen wäre.


    Zum Aufwärmen muss ich zwar immer mal wieder hineingehen, aber an den wichtigsten Wegepunkten bin ich draußen, so am Leuchtturm Kjeungskjaer und dann natürlich im Raftsund Stokksund. Gespannte Aufmerksamkeit bei den wenigen Passagieren, die bei mir am Bug stehen, als der Kapitän um die Felsvorsprünge herumnavigiert. Nette Menschen winken uns von der Brücke aus zu. Ich beobachte Kühe und Schafe, die am Ufer weiden. Und einen deutschen Segler, der sein Schiff aus dem Raftsund Stokksund heraussteuert – hinaus auf die Folda, die eigentlich meiner Meinung nach ruhig da liegt: ich muss an die Reiseberichte anderer Hurtigrutenfahrer denken. Allerdings höre ich später, dass es einigen Mitfahrern doch etwas unruhig vorkam.









    Auch die weiteren Leuchtfeuer sind beliebte Fotomotive, und so wird noch manches durch meine Kamera auf meine Chips gebannt…Auch einen Adler sichte ich.


    Roland kränkelt etwas, er liegt die meiste Zeit in der Kabine, es scheint sich ein Infekt anzubahnen. Aber er hat keine Tabletten dagegen mitgenommen, obwohl wir noch darüber gesprochen haben.


    Um 18.30 Uhr wird die erste Sitzung des Abendessens ausgerufen, kurz danach kommt die Frage, ob ein Arzt an Bord ist: ein junger Mann ist zusammengebrochen, er wird in Rorvik in ein Krankenhaus gebracht.


    Bei unserem Abendessen (es ist ja für uns der erste reguläre Durchlauf) gibt es eine angenehme Überraschung: das nette Ehepaar, das in Düsseldorf vor uns in der Schlange stand und das wir immer wieder mal beim Essen getroffen haben, sitzt bei uns. Im Laufe unserer Reise wird sich daraus eine nette Gemeinschaft bilden.


    Nach dem Abendessen gehe ich nochmals aufs Deck zum Fotografieren, aber nur noch mit Normalobjektiv, das andere habe ich für den morgigen Ausflug verpackt.




  • Hallo Polo,


    danke, danke für Deinen schönen Reisebericht. Das lässt mich mächtig an meine gerade erst beendete Reise denken.


    Und einen deutschen Segler, der sein Schiff aus dem Raftsund heraussteuert


    Für den Raftsund ist es kurz hinter Trondheim eigentlich zu früh, der liegt doch zwischen den Lofoten und Vesteralen. Den Steinsund meinst Du sicher auch nicht, der ist ja zwischen Bergen und Alesund ?

    Es grüßt Capricorn :hut:


    7/11 RW // 3/12 NX // 7/12 FM/VE // 3/13 VE // 1/14 TF // 3/14 LO // 7/14 NX // 4/16 FR // 3/18 VE // 7/19 FR


  • können wir noch nicht mal mehr die Kong Harald erahnen,


    Das ist auch bei guter Sicht meist nicht möglich, da die Schiffe bereits während das Tenderboot Richtung Geiranger fährt schon wieder mit Volldampf zurück fahren. Bis man dann im Bus die Adlerstrasse hoch auf dem Aussichtsplateau ist, ist das Schiff schon längst wieder aus dem Geiranger heraus. :whistling:

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Hallo Jobo,


    o.k., aber wir haben wirklich gar nichts mehr gesehen, weil der Nebel wie eine Milchsuppe über dem Geiranger lag, nur die letzten Felsspitzen haben aus der Suppe herausgeragt.


    Ach so, das Tenderboot musste übrigens noch mal zurück, es ist zweimal gefahren, die Gäste, die nicht mit den Ausflugsbussen mitgefahren sind, durften erst beim zweiten Mal mitfahren.


    Aber ich sehe das so: wir dürfen nochmal hin, und zwar dann für längere Zeit, ich arbeite gerade für zwei Sabbatjahre, ab 2012 bin ich dann vom Dienst freigestellt, dann haben wir Zeit, alles genauer zu sehen. Auf jeden Fall haben wir für 2013 eine große 8-wöchige Nordlandtour geplant.


    Leider besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass mein Mann aber bis dahin kaum noch etwas sieht, jetzt hatte er "nur" Probleme beim Lesen, vormittags kann er noch Autofahren, abends schon nicht mehr. Aber das müssen wir abwarten, die Prognosen sind nicht gut.


    Gruß
    Erika

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