Einmal Hirtshals-Bergen-Kirkenes und zurück mit Gruppenanschluss - oder - die Geschichte von großen Koffern und kleinen Taxis

  • Einmal Hirtshals-Bergen-Kirkenes und zurück - mit Gruppenanschluss

    (Vorweg, ich habe mir aus den verschiedensten Gründen nur sehr wenig Notitzen während der Reise gemacht, ab Tromsø eigentlich gar keine mehr. Daher fällt der Bericht diesmal teilweise nicht so umfangreich aus, wie von mir gewohnt)


    Kurz nach meinem Peru-Urlaub im März 2010 fiel mir in unserer Reiseliste die Fahrt der Nordnorge im April 2011 auf, hatten sich doch damals bereits fünf Mitglieder, Hamburgerin, Svalbard, Kranich, Seebär und Jim Knopf, auf dieser Reise eingetragen. Also habe ich mir Anfang April ein Angebot von Hurtigruten machen lassen und habe dann Mitte April eine U-Kabine auf der Nordnorge gebucht. Nach mir hat dann auch Harald noch eine Teilstrecke gebucht und Hans, Renates langjähriger Bekannter wollte auch noch mit. Als letzte klinkte sich dann noch Arctica auf dieser Reise mit ein.
    Als Renate von meiner Buchung erfuhr, war natürlich schnell die Rede davon, gemeinsam nach Bergen zu reisen. Nach einigen Überlegungen hatten wir uns für eine Anreise mit dem Auto nach Hirtshals und von dort mit der Bergensfjord nach Bergen entschieden. Zu dieser Zeit konnte man aber bei FjordLine noch nicht buchen, da der Fahrplan für das nächste Jahr noch nicht feststand.
    Diesen bekamen wir dann im Juli und wir konnten unsere Kabinen auf der Bergensfjord buchen. Leider erfuhren wir auch zu dieser Zeit, das unser Mitglied Harald in Bangkok verstorben war, was uns alle sehr betrübte. Mit dem Hotel in Bergen wollten wir bis nach unserer Septembertour warten. Dies stellte sich dann auch als eine gute Idee heraus, waren wir doch vom Strandhotel in Bergen sehr enttäuscht. Also wurde kurzerhand im Thon Hotel Bryggen gebucht, welches ja auch ideal platziert ist, um schnell zum FjordLine-Terminal zu kommen. Kurz vor der Reise erfuhren wir dann, dass arcticGateway in Tromsø zusteigen und auch südgehend wieder bis Tromsø mit uns reisen wird.
    Als Anreisetag nach Hamburg, wo ich bei Renate dann übernachten dürfte, war der 28.März geplant, da wir dann am 29.März nach Hirtshals fahren wollten. Später einigten wir uns dann auf den 27.März, einen Sonntag, um mir den LKW-Verkehr auf den Autobahnen am Montag zu ersparen.


    Sonntag 27.März


    Nach einem schnellen Frühstück fuhr ich gegen 10 Uhr los und hatte eigentlich den ganzen Tag kaum Verkehr auf den Autobahnen. So war ich schon am späten Nachmittag bei Renate. Nach einem leckeren Essen überlegten wir uns, den nächsten Tag für eine Fahrt zum Schiffshebewerk in Scharnebeck zu nutzen. Leider ergaben die Recherchen im Internet, das dort Montags kein Hebebetrieb stattfindet, da jeden Montag Revisionstag ist und die Anlage gewartet wird.


    Montag 28.März


    Nach einem guten Frühstück machten wir uns also auf den Weg nach Scharnebeck, wir können ja leider auf keinen anderen Tag ausweichen. Von Renates Wohnung aus ist die Strecke nicht allzu weit, so dass wir bereits um 9:30 Uhr auf dem leeren Parkplatz vor dem Hebewerk ankommen.



    Hier müssen wir nur noch über die Straße gehen, bzw. unten durch den Tunnel, und schon stehen wir vor dem imposanten Bauwerk. Das größte Schiffshebewerk in Deutschland, ein Doppel-Senkrecht-Hebewerk mit Gegengewichten, wurde in den Jahren 1968 bis 1975 gebaut. Das größte Schiffshebewerk der Welt steht übrigens in Belgien.



    Wir gehen zuerst unter das Hebewerk. Der erste Trog ist hochgefahren, aber der zweite befindet sich noch in der unteren Stellung. 38 Höhenmeter werden von den Trögen normalerweise in drei Minuten bewältigt, wodurch die komplette Durchfahrt samt Hebevorgang nur ca. 20 Minuten für ein Schiff beträgt.



    Die Tröge besitzen eine nutzbare Länge von je 100 m, bei 12 m Breite und 3,38 m Wassertiefe. Jeder Trog wiegt 5800 t, egal ob mit oder ohne Schiff, da die Schiffe ihr Eigengewicht an Wasser verdrängen, Prinzip des Archimedes. Die maximale Durchfahrthöhe der Tröge beträgt 5,25 m.



    Die Tröge liegen auf Stützrahmen und jeder Trog hängt an 240 Stahlseilen von je 5,4 cm Durchmesser. Am anderen Ende der Stahlseile befinden sich 224 Schwerbetonscheiben, deren Gewicht von je 26,5 t über 3,4 m durchmessende Seilscheiben in den vier Gegengewichtstürmen umgelenkt werden.



    Gewicht der Tröge und Gegengewicht halten sich die Waage, dadurch müssen die beiden 160 kW starken Drehstrommotoren nur die Reibungs- und Trägheitskräfte überwinden. Wir können sehen, dass an dem hochgefahrenen Trog heftig gearbeitet wird. Wir steuern die Ausstellungshalle an, als gerade noch eine Schar Kinder eintrifft, wohl eine Schulklasse.



    Vor der Ausstellungshalle sind auf der Wiese verschiedene Anker und Winden ausgestellt. Wir erreichen die Ausstellungshalle und dürfen gegen ein kleines Eintrittsgeld die Halle betreten. Außer uns befindet sich nur noch ein weiteres Paar hier in der Halle und bekommt gerade eine Erklärung zu einem Exponat.



    In der Ausstellungshalle befinden sich technische Details der Anlage, sowie verschiedene Hebewerk- und Schleusenmodelle. Teilweise kann man an den Modellen auch, durch Drücken der außen angebrachten Knöpfe, verschiedene Bereiche beleuchten, oder Teile der Modelle in Bewegung versetzen.



    Neben den Modellen kompletter Anlagen sind hier auch verschiedene Modelle von Binnenschiffen und Fähren zu sehen. Auch ein schwerer Taucheranzug steht in einer Ecke. Den Schwerpunkt bilden natürlich die Modelle und Informationstafeln zu den unterschiedlichen Schiffshebewerken, so auch vom ältesten Schiffshebewerk in Niederfinow.



    Nachdem wir uns alles sehr ausführlich angesehen haben, verlassen wir die Ausstellungshalle wieder. Scheinbar gerade zur rechten Zeit, den der Trupp der Kinder nähert sich nun lautstark der Halle. Wir schlendern zurück zum Parkplatz, zahlen bei der Ausfahrt die Parkgebühr, und werfen einen letzten Blick auf das Schiffshebewerk, bevor wir weiterfahren.



    Wir haben uns entschieden, der kleinen Stadt Lauenburg einen Besuch abzustatten. Die Fahrt dorthin dauert nur etwa eine halbe Stunde. Wir finden auch schnell am Ortsanfang einen Parkplatz, direkt am Ufer der Elbe. Hier fällt uns gleich eine etwas seltsame Sein/Stahl-Skulptur auf.



    Wir machen uns auf, die kleine Stadt zu Fuß zu erkunden. Die Hauptstraße, schönes altes Kopfsteinpflaster, ist gesäumt von kleinen Fachwerkhäusern. Warum diese aber fast alle geflaggt haben erschließt sich uns nicht, vielleicht war am Wochenende ein Fest.



    Die Straße zieht sich, parallel zur Elbe, durch den Ort. Dabei gibt es allerhand nette kleine Geschäfte und einladende Gasthäuser zu sehen. Mich fazinieren aber besonders die schönen alten Holztüren an den Fachwerkhäusern.



    Die Altstadt des Ortes, die Neustadt liegt auf dem Hügel über uns, ist nicht sonderlich groß, aber in jeder Ecke gibt es wieder Neues zu entdecken. In den Fenstern eines kleinen Hauses stehen mehrere schöne Segelschiffsmodelle.



    An einigen der kleinen Häuser, in denen sich Geschäfte befinden, fallen mir die schönen eisernen Gewerbeschilder über den Eingängen auf. Ganz besonders sticht mir aber ein sehr schöner alter Briefkasten an einer Hauswand ins Auge.



    Wir haben schließlich das Ende der Straße und somit auch das Ende der Altstadt erreicht. Nach kurzen Überlegungen entschließen wir uns, in dem Gasthaus an dem wir zuerst vorbeigekommen sind, etwas zu essen. Nachdem wir wieder die Straße zurückgegangen sind, stehen wir vor dem Gasthaus.



    Hier wird gerade mit Stint satt geworben, das hört sich gut an. Innen ist das Gasthaus sehr gemütlich eingerichtet, viel Holz und schöne Schiffsmodelle an den Wänden. Das Bier, ein Glas habe ich mir gegönnt, schmeckt lecker und der Stint macht richtig satt.



    Nach dem leckeren Essen schauen wir uns noch ein wenig vor dem Gasthaus um. Das Haus steht direkt an der Elbe und auf dem freien Platz vor dem Haus steht eine interessante Skulptur, die scheinbar über die Elbe ruft.
    Wir fahren wieder los und machen einen Abstecher zur alten Kesselschleuse (der Palmschleuse) von 1398, erneuert 1724, der ältesten Europas. Leider kann man dort nicht gut anhalten, so müssen wir uns mit einem schnellen Blick auf die kleine Schleuse begnügen.



    Wir fahren anschließend gemütlich direkt an der Elbe entlang. An zwei alten Mühlen machen wir einen kurzen Stop, bevor wir bei Zollenspieker mit einer Autofähre über die Elbe fahren. Am anderen Ufer geht es dann schließlich wieder zurück zu Renates Wohnung.



    Es ist erst früher Nachmittag, was auch gut ist, da wir früh zu Bett wollen. Wir müssen schließlich morgen früh aufstehen, um vor dem großen Berufsverkehr den Elbtunnel durchquert zu haben. Im Internet beobachten wir jetzt die Bergensfjord. Sie startet wegen technischen Defektes erst nach 18 Uhr in Bergen, die normale Startzeit wäre 13 Uhr gewesen.
    Mit der Frage wann die Bergensfjord wohl morgen in Hirtshals einlaufen wird gehen wir dann früh zu Bett.






    Fortsetzung folgt .....

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • hatten wir uns für eine Anreise mit dem Auto nach Hirtshals und von dort mit der Bergensfjord nach Bergen entschieden.

    Ja, endlich geht es los :)
    Diese Form der Anreise kann man wirklich empfehlen - wenn man etwas mehr Zeit hat.....kein 20 Kg-Problem und viel Einstimmung auf die folgende Hurtigruten-Tour :imsohappy:
    Gruß
    Renate

  • vor dem Haus steht eine interessante Skulptur, die scheinbar über die Elbe ruft


    In der Tat heißt die Skulptur "Der Rufer über den Strom".
    Hier einige Informationen zu der Skulptur:


    Lauenburg - Der Rufer über den Strom


    Inschrift des Schildes:


    "700 Jahre lang haben der Strom und due Schiffahrt das Leben der Lauenburger geprägt. Unser Rufer ist ein Symmbol dafür. Ein Schiffer, dessen Kahn hier vor Anker liegt und auf Fracht aus dem Stecknitzkanal wartet, ruft zu einem vorbeifahrenden Elbschiff hinüber: Einen morgendlichen Gruß? Einen derben Spaß? Einen wichtigen Hinweis?"


    Der Rufer trägt eine Latzhose, Stiefel mit Krempen, ein hochgekrempeltes Hemd, eine „Elbschiffermütze“ und einen Schifferknoten. Man kann also sagen, dass der Rufer die typische Binnenschifferkleidung trägt.


    Der Lauenburger Rufer ist 1,85 cm hoch und wurde auf Anregung von Bürgermeister Richard Reuter 1959 vom Bildhauer Karlheinz Goedtke geschaffen. Karlheinz Goedkte (1915-1995) schuf auch die in Mölln stehende Skulptur des Till Eulenspiegel. Die Kosten für den "Rufer" betrugen 7.500 DM und wurden von der Bevölkerung aufgebracht. Fast zwei Jahre wurde der Entwurf der Skulptur strittig in Lauenburg diskutiert, bis sie am 22.03.1959 enthüllt wurde.


    Weitere Informationen sind zu finden auf http://www.krais.de/downloads/rufer.pdf
    Geschichtsgrundkurs des 13. Jahrgangs am Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht Frühjahr 2006


    ---


    Lauenburg ist ein sehr schönes Städtchen, das wirklich "besuchenswert" ist, genauso wie Hitzacker und Mölln.


    In Lauenburg ist noch eine alte "Rundschleuse" aus dem Jahr 1393 erhalten. Sie war Teil des Flusses Stecknitz zwischen Elbe und Trave und diente der Stecknitz-Schiffahrt von Inbetriebnahme bis 1724. Sie heißt heute Palmschleuse, benannt nach einem der Schleusenwärter.


    Weitere Infos gibt's hier http://www.lauenburg.de/touris…ifffahrt/palmschleuse.php


    Gruß
    Ronald

  • Dienstag 29.März


    Um 4 Uhr aufstehen fällt mir wirklich schwer, auch wenn ich gestern schon vor 21 Uhr im Bett war, zumal wenn man weiß, dass die Bergensfjord ohnehin Verspätung und wir dadurch richtig Zeit haben bis Hirtshals, aber die Gefahr im Elbtunnel in den Berufsverkehr zu geraten ist einfach zu groß. Also erstmal ein kleines Frühstück, so früh kann ich noch nicht soviel essen, und einige Tassen Kaffee zum Wachwerden.
    Im Internet können wir sehen, dass die Bergensfjord Stavanger erst um 3 Uhr verlassen hat, also mit sechs Stunden Verspätung. Sie hat sich also noch eine weitere Stunde Verspätung eingehandelt, na das fängt ja gut an. Die Ankunft in Hirtshals wäre normalerweise um 9 Uhr, da können wir wohl mit 15 Uhr rechnen, also mit der eigentlichen Abfahrtszeit von Hirtshals. Ich hatte gestern Abend noch bei FjordLine angerufen, und man hatte mir zugesagt, mich per SMS zu informieren wenn es weitere Probleme und dadurch größere Verzögerungen gäbe.


    Mit diesen Gedanken im Hinterkopf starten wir um 5:32 Uhr und haben auch, wie erwartet im Elbtunnel freie Fahrt. Es ist grau, neblig und recht kühl, so ist von der Landschaft kaum etwas zu sehen. Bei Harrislee verlassen wir die Autobahn noch einmal kurz um das Auto vollzutanken, in Dänemark ist mir der Kraftstoff zu teuer, und mit einem Tank sollte ich die rund 800 km Grenze-Hirtshals und zurück eigentlich schaffen.
    Zumal wir uns jetzt in Dänemark ja ohnehin an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h halten müssen. Die wird auch desöfteren noch auf 120 oder gar 100 km/h begrenzt. Dadurch wird die Fahrt sehr eintönig, da auch die Landschaft nicht so recht viel hergibt, und ermüdend. Da aber auf der dänischen Autobahn nur mittelmäßig Verkehr herrscht, laut Renate so gut wie gar kein Verkehr :whistle3: , kommen wir gut voran trotz mehrerer kleiner Pausen.
    An einer Cafeteria machen wir auch noch eine größere Pause und überlegen uns, ob wir die Autobahn verlassen und einen Abstecher an die Westküste machen sollen. Zeit hätten wir ja scheinbar genügend dafür, aber vielleicht ist es doch sicherer, direkt nach Hirtshals zu fahren und dort auf die Bergensfjord zu warten. Genau passend reißt jetzt auch die Wolkendecke auf und uns begleitet blauer Himmel und strahlender Sonnenschein.


    So erreichen wir Hirtshals recht früh und stehen um 11:40 Uhr vor dem FjordLine-Terminal. Terminal ist allerdings für dieses Baubaracken-ähnliche Gebäude sicherlich eine sehr hoch gegriffene Bezeichnung. Im Terminal erfahren wir, dass die Bergensfjord um 13 Uhr eintreffen soll und erhalten problemlos unsere Kabinenkarten. Eine Laufschrift im Terminal bezeichnet allerdings 13:30 Uhr als Ankunftszeit und 15:30 Uhr als Abfahrtszeit. Da muss die Bergensfjord ja ordenlich den Gashahn aufgedreht haben, um soviel Verspätung aufzuholen.



    Wir parken das Auto gegenüber dem Terminal auf der Mole und suchen uns im Terminal einen Platz mit unserem Gepäck. Es sind auch schon einige andere Passagiere hier, die auf die Ankunft des Schiffes warten. Ich nutze die Zeit um draußen der ColorLine-Fähre bei der Abfahrt zuzuschauen. Die große Fähre dreht im Hafenbecken, schlängelt sich vorsichtig durch die Molen, und nimmt dann langsam Fahrt auf um zu ihrem Ziel, Kristiansand, zu fahren.



    Ich klettere auf die großen Steine der Molenbefestigung um einen Blick auf die offene See zu werfen. Diese ist recht unruhig, und durch den strengen Wind auch ziemlich aufgewühlt. Ich freue mich schon auf eine Überfahrt mit ordentlich Seegang, doch bis zur Ankunft der Bergensfjord ist noch gut eine Stunde Zeit.



    Am Kai der FjordLine fallen mir die großen Anlegeplatten auf, die hydraulisch gefedert sind. Sie ersetzen hier die sonst üblichen LKW-Reifen oder Fender. Nachdem ich mich nochmal für einige Zeit ins Terminal verziehe um Renate Gesellschaft zu leisten, treibt es mich dann gegen 13 Uhr doch hinaus, ich möchte die Ankunft der Bergensfjord beobachten.



    Diese taucht auch gegen 13:15 Uhr am Horizont auf und nähert sich schnell. Erst bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob es wirklich die Bergensfjord ist, aber nachdem ich die lange Brennweite auf die Kamera geschraubt habe, kann ich das Schiff gut erkennen. Die Bergensfjord nähert sich zügig und fast scheint es, als wolle sie mit voller Fahrt an Hirtshals vorbeifahren, doch im letzten Moment dreht sie nach steuerbord um den Hafen anzusteuern.



    Dabei bekommt das Schiff eine ordentliche Schräglage, bevor sie zwischen den Molen die Fahrt drosselt um langsam in den Hafen zu gleiten. Kaum hinter den Molen wird auch schon die vorder Luke geöffnet, und die Bergensfjord treibt langsam an das Kai der FjordLine. Nun strömen die Passagier aus der Fähre um mit den inzwischen bereitstehenden Bussen in den Ort zu fahren.



    Wir dürfen erst um 15 Uhr aufs Schiff. Dazu müssen wir zick-zack-mäßig die Rampen hoch und leider für das letzte Stück noch über eine Treppe. Auch wenn diese nur etwa 25 bis 30 Stufen hat, so ist es doch anstrengend hier die schweren Koffer hochzutragen, doch im Schiff gibt es wenigstens funktionierende Aufzüge. Wir beziehen unsere Kabinen, die mir ausgesprochen gut gefallen.



    Anschließend machen wir einen kleinen Rundgang im Innern des Schiffes. Der Tax-Free-Shop ist natürlich noch geschlossen, ebenso wie die kleine Pizzeria und die Bar. Mit uns sind etwa 50 bis 60 weitere Passagiere eingestiegen, man kann wohl kaum von Überfüllung sprechen. Auf dem großen Schiff, es ist immerhin 134,4 m lang, verlieren sich die wenigen Passagiere schnell und an manchen Stellen wirkt das Schiff fast leer.



    Auch der Bereich der Cafeteria ist noch ohne jegliches Leben, lediglich an der Rezeption finden Aktivitäten statt. Insgesamt wirkt das Schiff innen sauber, wenn auch die Polsterung der Sessel im Bereich der Cafeteria schon bessere Zeiten gesehen hat. Leider ist die Cafeteria immer noch geschlossen, wir hätten jetzt gerne etwas gegessen, müssen aber noch warten.



    Wir nutzen die Zeit, und setzen unsere Inspektion auf den Aussendecks fort. Dazu müssen wir wieder hinauf zum Deck 4, hier liegen auch unsere Kabinen, und dann ganz nach achtern, hier ist der Ausgang auf das Aussendeck. Zuerst werfe ich jetzt nochmal einen Blick auf mein Auto, und hoffe, dass es auch in 15 Tagen noch dort steht, wenn wir wieder zurückkommen.



    Die Wellen, die an die Mole schlagen, sind immer noch gewaltig. Weit draussen sind am Horizont weitere Schiffe zu sehen, aber diese scheinen nicht nach Hirtshals zu wollen. Im Hafenbecken ist zu erkennen, wie die Strömung von der See her in den Hafen drängt. Auf dem unteren Achterdeck stehen bereits die ersten LKWs und LKW-Anhänger fest verzurrt.



    Leider ist nur das Deck 4 und von Deck 5 der Aufstieg begehbar, alle anderen Bereiche sind abgesperrt. Wir hatten zuvor gelesen, dass das Schiff sehr heruntergekommen sein sollte, doch dies bestätigt sich nicht. Wir finden hier nicht mehr Roststellen, wie auf jedem Hurtigrutenschiff. Das Schiff macht einen guten, meist sauberen und sicheren Eindruck.



    Wir beschließen jetzt die Cafeteria aufzusuchen, in der Hoffung, dass diese mittlerweile geöffnet ist. Meine Kamera bringe ich wieder zurück in die Kabine und mache dabei noch ein Bild aus einem der vorderen Fenster. Die Cafeteria hat tatsächlich ab 15:30 Uhr geöffnet und wir gönnen uns einen kleinen Snack und dazu ein Bier. Direkt im Anschluss an die Cafeteria befindet sich noch ein abgegrenzter Bereich für die LKW-Fahrer, eine sehr sinnvolle Einrichtung.



    Danach gehts wieder zügig aufs Deck, da wir natürlich das Ablegemanöver mitbekommen wollen. Die Bergensfjord legt schließlich um 16:15Uhr in Hirtshals ab, also nur noch mit 75 Minuten Verspätung. Dazu benötigt das Schiff, aufgrund der starken Strömung im Hafen, die Hilfe eines Schleppers, obwohl die Bergensfjord drehbare Schottel Twin-Propeller achtern besitzt. Vorne reichen dem Schiff seine beiden Bugstrahlruder, um sich vom Kai zu lösen.



    Auch unser Schiff dreht sich nun im Hafenbecken, bis unser Bug in Richtung der Molenöffnung zeigt. Ich werfe noch einen letzten Blick auf mein Auto, sicher wird es in 15 Tagen schön verschmutzt sein. Nachdem der Schlepper seine Arbeit geleistet hat, verläßt uns dieser wieder und die Bergensfjord kann aus eigener Kraft die Fahrt antreten.



    Hinter uns liegt im Hafen noch ein Katamaran der FjordLine-Express. Diese Fähre bedient die Strecke nach Kristiansand in nur zwei Stunden und 15 Minuten. Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 44,6 Knoten ist sie auch Inhaberin des blauen Bandes der Atlantiküberquerung. Ansonsten liegen nur noch einige Fischereifahrzeuge im Hafen. Insgesamt wirkt der Hafen von Hirtshals nicht sehr geschäftigt.



    Wir gleiten langsam durch die Molen, an Backbord ist der Leuchtturm von Hirtshals zu sehen. Unseren Platz auf dem Aussendeck haben wir schnell gefunden, auf dem Achterdeck unterhalb des Schornsteins. Hier sorgt die Abwärme des Schornsteins für einen stetigen warmen Luftstrom und man sitzt auch noch windgeschützt.



    Hier sitzen wir noch eine Weile, während hinter uns Hirtshals und das dänische Festland immer kleiner werden um schließlich ganz hinter dem Horizont zu verschwinden. Nur wenige Schiffe begegnen uns hier draussen, und schon bald sind wir alleine auf dem Achterdeck. Entgegen meiner Erwartungen liegt die Bergensfjord sehr ruhig im Wasser. Die Wellen, etwa zwei bis drei Meter hoch, machen dem Schiff nichts aus. Ab und zu kommt auch mal eine vier Meter Welle, doch das Schiff schaukelt nur leicht.



    Die Sonne steht nur noch knapp über dem Horizont, als wir uns erneut zur Cafeteria begeben, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Anschließend bleiben wir dort noch ein wenig sitzen und geniessen die ruhige Fahrt. Doch schnell macht sich nun das frühe Aufstehen in Form von Müdigkeit bemerkbar, und kurz nach 19 Uhr verschwindet Renate in ihre Kabine.



    Ich schlendere noch einmal über das Aussendeck und bestaune den schönen Sonnenuntergang. Viel länger halte ich es aber auch nicht aus und gegen 20 Uhr liege ich auf meiner Koje uns schnarrche friedlich vor mich hin.






    Fortsetzung folgt .....

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • In Lauenburg ist noch eine alte "Rundschleuse" aus dem Jahr 1393 erhalten.

    Ronald, das ist die Kesselschleuse die ich meine, in meinem Buch stand allerdings nur das jahr der Modernisierung 1724 drin, und nicht das Jahr der ursprünglichen erbauung 1398. :thumbup:

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
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  • Übrigens, für Auswärtige ist die Schleuse nicht leicht zu finden

    Wir waren zwar "auswärtig", aber gefunden haben wir sie trotzdem recht schnell ;)


    auf dem Achterdeck unterhalb des Schornsteins

    der ideale Platz für einen einsamen Frühkaffee ^^ - nur den gab es leider nicht wie auf einem HR-Schiff ;(
    Gruß
    Renate

  • Mittwoch 30.März


    Nachdem ich gestern früh im Bett war, bin ich heute schon recht früh wach. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster, wir liegen am Kai in Tanager, dem vorgelagerten Hafen von Stavanger. Draußen ist es noch dunkel, nur die Lichter des Hafens hellen die Szenerie auf. Ein schneller Blick auf meine Uhr, es ist gerade mal 5:15 Uhr, kein Wunder, dass es noch dunkel ist. Also lege ich mich wieder hin, um noch ein wenig zu dösen, während die Bergensfjord gerade ablegt.



    Gegen 6 Uhr ist es aber dann endgültig vorbei, ich kann nicht mehr schlafen, also ab in die Dusche und danach anziehen. Gegen 6:30 Uhr verlasse ich die Kabine, um einen morgentlichen Gang zum Außendeck zu machen, sicherlich werde ich Renate dort treffen. Während an Backbord noch alles dunkel ist, geht auf der Steuerbordseite gerade die Sonne auf.



    Renate treffe ich auf dem Achterdeck, wie schon erwartet. Wir genießen zusammen den schönen Sonnenaufgang, während die Bergensfjord den Sund Richtung Norden hochfährt. Sonst läßt sich noch kein Passagier hier blicken. Auf beiden Seiten des Sundes erkennen wir große Industrieanlagen, in dieser Region Norwegens keine Seltenheit.



    Inzwischen ist es fast 7 Uhr, also Zeit fürs Frühstück, schließlich haben wir das vorab mitgebucht. Wir sind dann auch die ersten, die das Restaurant betreten und von dem reichhaltigen Frühstücksbuffet Gebrauch machen. Doch dann passiert es, Renate schaut aus dem Fenster und sieht die Karmsundbrücke auftauchen. Ab jetzt muss ich mir die ganze Zeit anhören, dass wir nicht draußen waren, als wir die Brücke unterquert haben, weil ich frühstücken wollte :punish: .



    Als es im Restaurant voller wird, sind wir schon mit dem Frühstück fertig und gut gesättigt. Da wir noch reichlich Zeit haben, bis wir um 10 Uhr die Kabinen räumen müssen, begeben wir uns wieder aufs Achterdeck. Die noch tief stehende Sonne zaubert wunderschöne Farbenspiele an den Himmel, während die Bergensfjord gemächlich den Sund hinaufzieht.



    Es herrscht hier reger Schiffsverkehr, ständig begegnen uns Fracht- oder Fischereischiffe und kreuzen Fähren unseren Weg. Die Berge links und rechts des Sundes sind auf ihren Gipfeln noch schneebedeckt, während am Fuß die Farbe Grün überwiegt. Überall sind kleinere Ansiedlungen zu sehen, welch ein Kontrast zu Nordnorwegen.



    Wir suchen nun unsere Kabinen auf, um die Koffer zu packen. Anschließend stellen wir die Koffer gegenüber der Rezeption ab, hier stehen sie gut bis wir von Bord gehen. Als wir anschließend wieder aufs Achterdeck gehen, stellen wir fest, dass inzwischen auch die oberen Außendecks geöffnet sind. Also gehts hoch aufs oberste Deck, gleich hinter der Brücke.



    Von hier oben hat man natürlich eine viel schönere Aussicht, zudem hat es hier doch einige Bänke und Tische, an die man sich gemütlich setzen kann. Ich verstehe nicht ganz, warum diese Decks jetzt erst geöffnet werden. Immerhin hatten wir gestern Abend doch keinen nennenswerten Seegang, der die Benutzung dieser Decks gefährlich gemacht hätte.



    Schnell füllt sich das obere Deck mit weiteren Passagieren. An Steuerbord ist schon der Ulriken zu sehen, doch wir haben noch ein weiten Weg, da wir von Süden kommend, den Ulriken in einem großen Bogen umfahren. Auf dem Oberdeck treffe ich zwei deutsche Paare, die schon in Hirtshals mit uns auf die Bergensfjord gewartet haben.



    Mit einem der Paare unterhalte ich mich kurz. Sie fahren bereits heute Abend mit der Nordkapp und haben natürlich gestern den ganzen Tag gefiebert, ob die Anfahrt mit der Bergensfjord nicht noch völlig ins Wasser fällt. An Steuerbord sehe ich eine große Werfthalle, die fast vollständig in den Fels gebaut ist. Plötzlich fällt mir ein Flugzeug auf, das oben auf dem Berg durch den Wald rollt und ich mache Renate darauf aufmerksam :search: .



    Wir befinden uns mittlerweile zwischen der Sotra- und der Askøybrücke, zum ersten Mal, das ich auf diese Weise auf Bergen zufahre. Plötzlich höre ich ein dumpfes Dröhnen über uns. Ein Blick nach oben, da braust doch tatsächlich ein riesiges Antonov Frachtflugzeug über uns hinweg. Ich wußte gar nicht, dass die hier in Bergen landen können.



    Die Stadt Bergen taucht jetzt auch vor uns auf. Deutlich ist schon von weitem der Ulriken zu sehen, auch das Hurtigrutenterminal ist gut sichtbar. Im Moment ist es aber verlassen, dafür ist gegenüber, versteckt hinter einem Trockendock, die Nordlys zu sehen, die hier auf ihren Einsatz wartet.



    Wir werfen noch einen Blick auf die kleinen Häuser unterhalb des Aquariums, während die Bergensfjord schon ihre Bugklappe öffnet. Im Hafen von Bergen ist die Statsraad Lehmkuhl zu sehen, der Anblick der schönen Bark erfreut mich jedesmal. Auch fährt gerade die kleine Motorfähre durch das Hafenbecken. Inzwischen hat die Bergensfjord angelegt, es ist 11:30 Uhr



    Wir verlassen das Schiff und machen uns auf den Weg zum Thon Hotel, welches nur 10 Minuten entfernt ist. Schnell bekommen wir unsere Zimmerschlüssel, die Zimmer sind einfach aber sauber. Kurz das Nötigste aus den Koffern ausgepackt und etwas frisch gemacht, treffen wir uns danach vor dem Hotel um gemütlich zum Zachen zu spazieren.
    Doch zuvor muss ich zur Statsraad Lehmkuhl, an deren Takelage fleißig gearbeitet wird. Von hier kann man die Bergensfjord sehen, die sicherlich wieder nach Fahrplan losfahren wird. Erneut tuckert die kleine Hafenfähre durch das Becken.



    Überall an Bord der Lehmkuhl ist emsige Aktivität zu sehen, auf dem Deck, sowie in der Takelage. Die schöne Dreimastbark strahlt weiß vor sich hin, ich muss sie einfach von allen Seiten betrachten. Doch plötzlich stutze ich, irgendetwas ist anders an dem Schiff. Es dauert etwas bis ich merke, dass die Gallionsfigur fehlt, die muss sich wohl auch mal die Beine vertreten.



    Wahrscheinlich braucht die einfach auch mal etwas neue Farbe. So schlendern wir weiter am Hafenbecken entlang. Das Wetter ist jetzt geradezu traumhaft, strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Da sehen die alten Hansehäuser in Bryggen gleich noch schöner aus.



    Trotz Baustelle hat Zachen geöffnet, doch ich stelle schnell fest, dass man hier die Preise seit September kräftig angehoben hat. Ein 0,4 ltr Bier kostet jetzt 72 NOK, 0,6 ltr. gar 99 NOK, das ist schon happig. Da wir aber davon ausgehen, das wir hier auch die anderen unserer "Gruppenreise" treffen werden, bleiben wir erstmal hier sitzen. Gerade fährt der Flybussen vorbei und wir meinen darin die Seebären gesehen zu haben.



    Nur wenig später sehen wir die Seebären am Ufer entlang spazieren, haben wir uns also doch nicht getäuscht. Nach einer herzlichen Begrüßung und einem ersten gemeinsamen Bier, gönnen wir uns im 7eleven gegenüber von Egons einen kleinen Imbiss. Die Seebären wollen die Einfahrt der Nordkapp beobachten und verabschieden sich bald schon wieder.



    Wir hingegen möchten noch gemütlich durch die engen Gassen von Bryggen schlendern, dabei das eine oder andere Geschäft aufsuchen. Die Gassen von Bryggen sind heute nicht so voll, was den Bummel hier noch angenehmer macht. Auch kann man ohne Gedrängel in die einzelnen Geschäfte gehen um sich dort umzuschauen.



    Auf dem Weg zurück zum Hotel fallen mir noch die schönen Kanaldeckel auf, fast jeder bietet ein anderes Motiv. Im Hotel verabschieden wir uns für ein, zwei Stunden später. Renate legt sich wohl direkt hin, während ich die kostenlose Internetverbindung des Thon Hotels teste und mal kurz im Forum lese.
    Gegen 16:30 Uhr klopfe ich bei Renate, sie hat das Zimmer gegenüber, kurz an und wir machen uns auf den Weg zum Zachen. Hier sind wir mit den anderen für 18 Uhr verabredet. Da wir noch gut in der Zeit liegen, leisten wir uns eine schöne Überfahrt mit der kleinen Fähre.
    Auf der anderen Hafenseite angekommen, sehen wir, das die Polizei mehrere Strassen abgesperrt hat, in denen überall Wasser herunterläuft. Zuerst vermuten wir einen Wasserrohrbruch, doch schon bald ist uns klar, das es sich um das Löschwasser eines größeren Brandes handelt.
    Wieder am Torget angekommen kaufe ich dann noch schnell eine norwegische Hochzeitkarte in einem großen Schreibwarengeschäft, schließlich muss ich nach der Tour noch zur Hochzeit meiner Nichte. Wir haben noch etwas Zeit bis zum Treffen, die wollen wir nutzen und auf den Floyen fahren. Doch an der Talstation erfahren wir, dass zur Zeit nur eine Bahn fährt und wir mindestens 25 Minuten bis zur nächsten Fahrt warten müssen.
    Das dauert uns zulange und wir treffen somit als die ersten beim Zachen ein. Jetzt erscheinen nach und nach die Seebären, Svalbards, Hans, die Kraniche und dann noch Jim Knopf und Arctica. Nach einigen Gläsern Bier wechseln wir hinüber zu Egons um auch noch etwas zu essen.


    So gegen 21:20 Uhr trennen wir uns dann wieder und die acht, die im Thon Hotel wohnen, gehen gemeinsam zurück. Kurz vor 22 Uhr bin ich in meinem Zimmer, und gebe einen kurzen Livebericht im Forum ab, bevor ich mich ins Bett lege und schnell eingeschlafen bin.






    Fortsetzung folgt ....

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Die Stadt Bergen taucht jetzt auch vor uns auf. Deutlich ist schon von weitem der Ulriken zu sehen, auch das Hurtigrutenterminal ist gut sichtbar.

    Was für ein Anblick
    Normalerweise steckt man bei den Bildern in der großen Depression, weil die Reise zu Ende ist... ;( Aber so ?
    Nun geht's erst richtig los :dance3: Schon darum lohnt sich die Anreise übers Wasser, und wenn man dann noch so ein Wetter hat :imsohappy:
    Die Bilder sind richtig schön geworden :girl_sigh:
    Gruß
    Renate

  • Donnerstag 31.März


    Ich wache gegen 6 Uhr auf und werfe erstmal einen Blick aus dem Fenster. Es nieselt etwas, der blaue Himmel ist verschwunden und hat einer dichten Bewölkung Platz gemacht. Auf jeden Fall habe ich hier wesentlich besser geschlafen, als vor einem halben Jahr im Strandhotel. Es war während der Nacht absolut ruhig, lediglich die Matraze ist mir eine Spur zu weich, aber wirklich nur unwesentlich.



    Schnell habe ich geduscht und mich angezogen, und habe noch genug Zeit mich etwas genauer im Zimmer umzusehen. Das Zimmer ist zwar klein und einfach eingerichtet, aber es funktioniert alles und in Punkto Sauberkeit gibt es nichts zu bemängeln. Auch die Nasszelle ist ausreichend dimensioniert, sauber und freundlich hell. Das Hotel kann man wirklich empfehlen.



    Jetzt meldet sich so langsam der Hunger, also nichts wie runter zum Frühstück. Renate ist auch schon hier, gemeinsam machen wir von dem großen Frühstücksbuffet Gebrauch. Es ist alles da, nur der Lachs fehlt mir. Relativ zeitnah treffen jetzt auch die Svalbards, Hans und die Seebären ein. Selbst Jim Knopf kommt nur wenig später. Wir sind nun eine große und lustige Frühstücksrunde und lassen uns auch reichlich Zeit.



    Anschließend werden auf den Zimmern die Koffer gepackt, und gegenüber der Rezeption in einem entsprechenden Gepäckraum deponiert. Um das Taxi für die Fahrt zum Hurtigrutenterminal heute mittag kümmert sich die Seebärin. Renate und ich unternehmen derweil noch einen Spaziergang durch die Festung Bergenshus, da diese ja direkt neben dem Thon Hotel liegt.



    man beachte den coolen jungen Mann an der Laterne


    Die Festung stammt aus dem 12.Jahrhundert und wurde im 17.Jahrundert erweitert. Die auffälligsten Gebäude der Festung sind sicherlich der Rosenkrantzturm und die große Håkonshalle, die heute meist für Festivitäten genutzt wird. An dieser spazieren wir vorbei, immer an der äußeren Festungsmauer entlang, nachdem wir zuvor das große Eingangsportal durchschritten haben.



    Von der Festungsmauer hat man einen guten Blick auf die gegenüberliegende Halbinsel mit dem Aquarium. Auch das FjordLine-Terminal kann man von hier sehr gut einsehen. Das Kai ist verweist, nur ganz vorne liegt einer der Bohrinselversorger. Am Kai gegenüber liegt ein kleineres Kreuzfahrtschiff. Es wird noch gut 14 Tage dauern, bis wir wieder am FjordLine-Terminal stehen.



    Wir gehen eine Allee entlang, noch grünt hier nichts, und stoßen an die Westseite der Festungsmauer. Hier sind einige alte Kanonen aufgereiht. Auch rechter Hand stehen einige Kanonen und im Hintergrund kann man alte Minen liegen sehen. Der Nieselregen hat längst aufgehört, aber wir sind so ziemlich alleine hier.



    Jetzt kann ich den Namen des Kreuzfahrtschiffes erkennen, es ist die Ocean Countess, ein 17495 BRT Schiff mit 163,56 m Länge. An der Nordseite der Håkonshalle vorbei nähern wir uns jetzt wieder dem Festungsportal und verlassen die Festung. Wir wandern in Richtung Zachen, da wollen wir uns wieder mit den anderen treffen.
    Doch beim Zachen ist alles mit Folie abgeklebt. Man kann zwar das Personal innen sehen, aber es gibt keinen Weg nach innen zu gelangen um sich Getränke zu kaufen. Also geben wir nach einigem Suchen auf und setzen uns gleich um die Ecke zu Peppes Pizza. Hier sitzt man auch schön und das Bier ist auch günstiger. Die Svalbards und Hans sind auch schon hier, wir sind wohl zuvor an ihnen vorbeigelaufen.
    Bis auf die Seebären treffen jetzt alle hier ein. Wir einigen uns mit den Kranichen, das wir sie in dem von der Seebärin für 13:30 Uhr georderten Taxi mitnehmen werden. Uns wurde gesagt, es sei ein Taxi für 11 Personen, da kann es ja noch gerade am First Hotel Marin, wo die Kraniche ihr Nest aufgeschlagen haben, vorbeifahren.
    So gegen 13 Uhr sind wir auch wieder zurück am Thon Hotel. Vor der Tür steht ein kleiner Bus von Norgestaxi, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies unser Bus sein soll. Kurze Nachfrage beim Fahrer, es ist tatsächlich unser Bus. Nun beginnt ein Verladeakt, der sicherlich Geschichte machen wird bei allen die dabei zugesehen haben. Zuerst wird nun das ganze Gepäck nach hinten verladen. Soweit es geht hinter die letzte Sitzbank, doch dort ist nicht ausreichend Platz, also auch auf die hinteren Sitze. Wir machen dem Fahrer klar, das wir nicht acht sondern zehn Personen sind. Also die Koffer wieder runter von der hinteren Sitzbank und neu verstaut, diesmal so hoch es nur eben geht. Doch wieder fehlen uns dann beim Durchzählen zwei Sitze. Also Koffer wieder raus, Seebär auf die hintere Sitzbank und mit Koffern zugebaut. Jetzt fehlt nur noch ein Sitzplatz. Es werden wieder Koffer rausgeräumt und dann in den Gang zwischen den Sitzen verteilt.
    Nun können wir wenigstens schon mal losfahren, bis zum First Hotel Marin. Hier werden die Koffer wieder ausgeladen, die Kraniche samt Gepäck eingeladen und dann die restlichen Koffer wieder im Gang verteilt, mit Mühe schafft es der Fahrer die seitliche Schiebetür zu schließen. Während der kurzen Fahrt zum Hurtigrutenterminal traut sich keiner von uns zu heftig auszuatmen, die Gefahr die Seitenwände des Fahrzeuges zu sprengen scheint uns zu groß.



    Am Hurtigrutenterminal quillt dann alles wieder aus dem Taxi, Hurtigforumsmitglieder samt ihrem Gepäck, es muss eine göttliche Szene für die wenigen anwesenden Personen gewesen sein. Unser Gepäck können wir glücklicherweise direkt im Terminal abgeben, einchecken aber erst später. Ein erster Blick hinauf in den Wartebereich, hier ist noch wenig los, mit uns vielleicht 20 Personen. Einige von uns wollen die Zeit nutzen, in dem kleinen Supermarkt noch etwas einzukaufen. Nach etwa 20 Minuten, die Kasse machte technische Probleme, sind wir dort wieder heraus und zurück im Terminal. Hier können wir jetzt auch einchecken.
    Doch was ist das, wir bekommen unsere Tische fürs Abendessen mitgeteilt und sind alle verteilt auf verschiedene Tische und Sitzungen. Ich weise darauf hin, dass ich zweimal per email angefragt habe, damit wir alle an die gleichen Tische kommen in der ersten Sitzung. Wir möchten dies doch bitte an Bord klären, wird uns mitgeteilt, also erstmal verschoben.



    Wir warten weiter im oberen Bereich auf die Ankunft der MS NORDNORGE. Hier erfahren wir auch, dass man es geschafft hat eine Mutter und ihren Sohn, die gemeinsam gebucht haben, an unterschiedliche Tische zu setzen. Mir schwant nichts Gutes für den weiteren Verlauf der Tour. Endlich ist die Nordnorge zu sehen, wie sie sich um die Spitze der Halbinsel schiebt und sich dann dem Terminal nähert.



    Vor dem Terminal dreht sich das Schiff um sich dann ganz langsam rückwärts ans Kai zu schieben. Kaum ist das Schiff ordentlich vertäut, wird auch schon die große seitliche Laderampe aufgefahren. Wir müssen noch einige Zeit warten, bis wir dann endlich aufs Schiff dürfen. Wir gehen gleich zur Rezeption, und ich erkläre die Problematik mit den Tischen. Von dem jungen Mann bekomme ich die äußerst dämliche Ausrede, die email-Adresse des Schiffes habe sich geändert. Um 17 Uhr sei der Restaurantchef aber im Restaurant erreichbar um die Sache zu klären.
    Nebenbei erfahre ich aber auch, dass die Nordnorge deswegen noch keine Webcams habe, weil die Langzeitdoku einer Hurtigrutenfahrt mit der Nordnorge gedreht werden soll und dann erst die Cams installiert werden. Wir lassen uns schnell noch die CruiseCard freischalten, die nächsten, die dies hier auch wollen, werden schon zur Cafeteria verwiesen.



    Also vertreiben wir uns bis 17 Uhr die Zeit in der Cafeteria. Punkt 17 Uhr bin ich am Restaurant, aber die Tür bleibt zu. Ich wende mich an die Reiseleitung und erkläre den Sachverhalt. Elisabeth, die uns sofort wiedererkennt vom Kai in Molde, ruft den Restaurantchef an. Dieser erscheint dann auch nach wenigen Minuten. Wir verziehen uns in einen Nebenraum, um die Sache in Ruhe zu klären.
    Die emails wurden nie an ihn weitergeleitet und die Erklärung mit der angeblich neuen email-Adresse ringt ihm nur ein Stirnrunzeln ab. Er sagt mir zu sein Möglichstes zu tun, ich möge ihn doch bitte morgen früh beim Frühstück noch einmal ansprechen. Das hört sich nun schon viel beruhigender an, und ich bedanke mich schon mal bei ihm. Hinter mir wartet schon die Mutter mit ihrem Sohn um das gleiche Problem zu klären.



    Kaum habe ich den Raum verlassen, wird per Lautsprecher angekündigt, dass die Kabinen bereits bezogen werden können, so früh habe ich dies noch nie erlebt. Es könne aber sein, das der eine oder andere Koffer noch nicht da sei. Also mache ich mich auf den Weg zu meiner U-Kabine 602 und tatsächlich steht sogar mein Koffer schon vor der Tür. Ich nehme den Koffer mit in die schöne Kabine und hebe ihn auf das Sofa. Doch was ist das? Unterhalb des Reisverschlusses ist mein Koffer auf etwa 20 cm aufgerissen.



    Ich begebe mich sofort wieder zur Rezeption um dies zu reklamieren. Als ich den Koffer beim Einchecken aufs Band gehievt habe, war er schließlich noch unbeschädigt. Das Mädel an der Rezeption wirkt wenig engagiert, verspricht aber, mit den Leuten von der Gepäckabfertigung den Sachverhalt zu klären. Na, mal abwarten was da rauskommt. Auf dem Rückweg zu meiner Kabine treffe ich noch die Frau Kranich, auch ihr Koffer ist beschädigt, eine der Rollen ist abgebrochen.



    Ich packe meine Sachen nun aus und begebe mich anschließend auf Deck 5 achtern. Hier treffe ich die anderen und berichte von den Neuigkeiten. Wir verbringen die nächste Zeit hier, bevor ich einen kleinen Rundgang über das Schiff mache. Pünklich um 18 Uhr streben wir alle auf das Restaurant zu. Der Hunger hat sich mittlerweile auch gut angestaut, immerhin gab es heute bisher nur den Snack aus dem kleinen Supermarkt. Daher muss das Buffet nun herhalten, aber es ist alles reichlich vorhanden, wir werden alle satt.



    Die nächste Zeit verbringen wir wieder auf dem Achterdeck, bis uns für 20:30 Uhr eine Rettungsübung angekündigt wird. Zu diesem Zweck werde das Schiff das Kai verlassen, die Besucher werden gebeten von Bord zu gehen, oder bis 21:30 Uhr an Bord zu verharren, erst dann werde das Schiff wieder hier anlegen. Wir freuen uns schon alle auf einen ersten kleinen Abstecher in die Bucht vor Bergen, doch das Schiff entfernt sich ganze vier, fünf Meter vom Kai und bleibt so eine Stunde liegen.



    Wir treffen uns wieder alle in der Cafeteria und verbringen dort die Zeit bis zur Abfahrt bei dem einen oder anderen Bier, zum Glück sind die Bierpreise auf den Hurtigrutenschiffen gleich geblieben. Die Abfahrt beobachten wir von Deck 7, hier entsteht auch in den nächsten Tagen unser ständiger Treffpunkt und Lieblingsplatz, nur Arctica und Jim Knopf turnen lieber auf Deck 5 herum.
    Bei unserer Abfahrt kann ich noch die alte, große Sathaube der Nordnorge auf dem Kai sehen, bevor wir Bergen hinter uns lassen. Ein letzter Blick auf die wartende Nordlys. Wir stehen noch bis zur Askøybrücke und deren Unterquerung hier an Deck, dann verzieht sich jeder in seine Kabine. Hier brauche ich auch nicht lange, bis ich eingeschlafen bin, mal sehen was der morgige Tag bringt.







    Fortsetzung folgt ......

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • es muss eine göttliche Szene für die wenigen anwesenden Personen gewesen sein


    war es in der Tat - ich bog in dem Moment alleine in einem Taxi (ich pflege ja in einem Hotel weiter in der Stadt abzusteigen) um die Ecke als vor mir Menschen und Koffer aus einem Buschen kullerten. Erinnerte mich irgendwie an die Marokkanerfamilien die im Sommer auf dem Weg nach Südspanien zur Fähre zum Heimaturlaub sind :wacko1:


    nur Arctica und Jim Knopf turnen lieber auf Deck 5 herum.


    Merke - wir turnen nicht, wir stehen ganz gesittet auf dem Bugbalkon... :pilot:

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Nun beginnt ein Verladeakt, der sicherlich Geschichte machen wird bei allen die dabei zugesehen haben.


    Allein beim Lesen hab ich mich fast gekringelt vor Lachen, einfach klasse. Der einzige Wermutstropfen ist das Fehlen von entsprechend aussagekräftigen Fotos :mosking:

  • Seebär auf die hintere Sitzbank und mit Koffern zugebaut

    .....Also das wäre ja noch die Krönung gewesen, wenn einer von uns sich hingestellt hätte : So, nun hört mal kurz auf, ich muss mal Fotos machen.....Die Packstrategen wären ausgerastet. Ich gehörte ja auch mit zu den Verbauten und hätte nicht gedacht, dass am Ende alles und alle reinpassten. Dann auch noch die angeblich nicht angekommenen E-mails und zu allem Überfluss die beschädigten Koffer.....besser hätte die Reise nicht beginnen können. :wacko1:
    Gruß
    Renate

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