Einmal Hirtshals-Bergen-Kirkenes und zurück - mit Gruppenanschluss
(Vorweg, ich habe mir aus den verschiedensten Gründen nur sehr wenig Notitzen während der Reise gemacht, ab Tromsø eigentlich gar keine mehr. Daher fällt der Bericht diesmal teilweise nicht so umfangreich aus, wie von mir gewohnt)
Kurz nach meinem Peru-Urlaub im März 2010 fiel mir in unserer Reiseliste die Fahrt der Nordnorge im April 2011 auf, hatten sich doch damals bereits fünf Mitglieder, Hamburgerin, Svalbard, Kranich, Seebär und Jim Knopf, auf dieser Reise eingetragen. Also habe ich mir Anfang April ein Angebot von Hurtigruten machen lassen und habe dann Mitte April eine U-Kabine auf der Nordnorge gebucht. Nach mir hat dann auch Harald noch eine Teilstrecke gebucht und Hans, Renates langjähriger Bekannter wollte auch noch mit. Als letzte klinkte sich dann noch Arctica auf dieser Reise mit ein.
Als Renate von meiner Buchung erfuhr, war natürlich schnell die Rede davon, gemeinsam nach Bergen zu reisen. Nach einigen Überlegungen hatten wir uns für eine Anreise mit dem Auto nach Hirtshals und von dort mit der Bergensfjord nach Bergen entschieden. Zu dieser Zeit konnte man aber bei FjordLine noch nicht buchen, da der Fahrplan für das nächste Jahr noch nicht feststand.
Diesen bekamen wir dann im Juli und wir konnten unsere Kabinen auf der Bergensfjord buchen. Leider erfuhren wir auch zu dieser Zeit, das unser Mitglied Harald in Bangkok verstorben war, was uns alle sehr betrübte. Mit dem Hotel in Bergen wollten wir bis nach unserer Septembertour warten. Dies stellte sich dann auch als eine gute Idee heraus, waren wir doch vom Strandhotel in Bergen sehr enttäuscht. Also wurde kurzerhand im Thon Hotel Bryggen gebucht, welches ja auch ideal platziert ist, um schnell zum FjordLine-Terminal zu kommen. Kurz vor der Reise erfuhren wir dann, dass arcticGateway in Tromsø zusteigen und auch südgehend wieder bis Tromsø mit uns reisen wird.
Als Anreisetag nach Hamburg, wo ich bei Renate dann übernachten dürfte, war der 28.März geplant, da wir dann am 29.März nach Hirtshals fahren wollten. Später einigten wir uns dann auf den 27.März, einen Sonntag, um mir den LKW-Verkehr auf den Autobahnen am Montag zu ersparen.
Sonntag 27.März
Nach einem schnellen Frühstück fuhr ich gegen 10 Uhr los und hatte eigentlich den ganzen Tag kaum Verkehr auf den Autobahnen. So war ich schon am späten Nachmittag bei Renate. Nach einem leckeren Essen überlegten wir uns, den nächsten Tag für eine Fahrt zum Schiffshebewerk in Scharnebeck zu nutzen. Leider ergaben die Recherchen im Internet, das dort Montags kein Hebebetrieb stattfindet, da jeden Montag Revisionstag ist und die Anlage gewartet wird.
Montag 28.März
Nach einem guten Frühstück machten wir uns also auf den Weg nach Scharnebeck, wir können ja leider auf keinen anderen Tag ausweichen. Von Renates Wohnung aus ist die Strecke nicht allzu weit, so dass wir bereits um 9:30 Uhr auf dem leeren Parkplatz vor dem Hebewerk ankommen.
Hier müssen wir nur noch über die Straße gehen, bzw. unten durch den Tunnel, und schon stehen wir vor dem imposanten Bauwerk. Das größte Schiffshebewerk in Deutschland, ein Doppel-Senkrecht-Hebewerk mit Gegengewichten, wurde in den Jahren 1968 bis 1975 gebaut. Das größte Schiffshebewerk der Welt steht übrigens in Belgien.
Wir gehen zuerst unter das Hebewerk. Der erste Trog ist hochgefahren, aber der zweite befindet sich noch in der unteren Stellung. 38 Höhenmeter werden von den Trögen normalerweise in drei Minuten bewältigt, wodurch die komplette Durchfahrt samt Hebevorgang nur ca. 20 Minuten für ein Schiff beträgt.
Die Tröge besitzen eine nutzbare Länge von je 100 m, bei 12 m Breite und 3,38 m Wassertiefe. Jeder Trog wiegt 5800 t, egal ob mit oder ohne Schiff, da die Schiffe ihr Eigengewicht an Wasser verdrängen, Prinzip des Archimedes. Die maximale Durchfahrthöhe der Tröge beträgt 5,25 m.
Die Tröge liegen auf Stützrahmen und jeder Trog hängt an 240 Stahlseilen von je 5,4 cm Durchmesser. Am anderen Ende der Stahlseile befinden sich 224 Schwerbetonscheiben, deren Gewicht von je 26,5 t über 3,4 m durchmessende Seilscheiben in den vier Gegengewichtstürmen umgelenkt werden.
Gewicht der Tröge und Gegengewicht halten sich die Waage, dadurch müssen die beiden 160 kW starken Drehstrommotoren nur die Reibungs- und Trägheitskräfte überwinden. Wir können sehen, dass an dem hochgefahrenen Trog heftig gearbeitet wird. Wir steuern die Ausstellungshalle an, als gerade noch eine Schar Kinder eintrifft, wohl eine Schulklasse.
Vor der Ausstellungshalle sind auf der Wiese verschiedene Anker und Winden ausgestellt. Wir erreichen die Ausstellungshalle und dürfen gegen ein kleines Eintrittsgeld die Halle betreten. Außer uns befindet sich nur noch ein weiteres Paar hier in der Halle und bekommt gerade eine Erklärung zu einem Exponat.
In der Ausstellungshalle befinden sich technische Details der Anlage, sowie verschiedene Hebewerk- und Schleusenmodelle. Teilweise kann man an den Modellen auch, durch Drücken der außen angebrachten Knöpfe, verschiedene Bereiche beleuchten, oder Teile der Modelle in Bewegung versetzen.
Neben den Modellen kompletter Anlagen sind hier auch verschiedene Modelle von Binnenschiffen und Fähren zu sehen. Auch ein schwerer Taucheranzug steht in einer Ecke. Den Schwerpunkt bilden natürlich die Modelle und Informationstafeln zu den unterschiedlichen Schiffshebewerken, so auch vom ältesten Schiffshebewerk in Niederfinow.
Nachdem wir uns alles sehr ausführlich angesehen haben, verlassen wir die Ausstellungshalle wieder. Scheinbar gerade zur rechten Zeit, den der Trupp der Kinder nähert sich nun lautstark der Halle. Wir schlendern zurück zum Parkplatz, zahlen bei der Ausfahrt die Parkgebühr, und werfen einen letzten Blick auf das Schiffshebewerk, bevor wir weiterfahren.
Wir haben uns entschieden, der kleinen Stadt Lauenburg einen Besuch abzustatten. Die Fahrt dorthin dauert nur etwa eine halbe Stunde. Wir finden auch schnell am Ortsanfang einen Parkplatz, direkt am Ufer der Elbe. Hier fällt uns gleich eine etwas seltsame Sein/Stahl-Skulptur auf.
Wir machen uns auf, die kleine Stadt zu Fuß zu erkunden. Die Hauptstraße, schönes altes Kopfsteinpflaster, ist gesäumt von kleinen Fachwerkhäusern. Warum diese aber fast alle geflaggt haben erschließt sich uns nicht, vielleicht war am Wochenende ein Fest.
Die Straße zieht sich, parallel zur Elbe, durch den Ort. Dabei gibt es allerhand nette kleine Geschäfte und einladende Gasthäuser zu sehen. Mich fazinieren aber besonders die schönen alten Holztüren an den Fachwerkhäusern.
Die Altstadt des Ortes, die Neustadt liegt auf dem Hügel über uns, ist nicht sonderlich groß, aber in jeder Ecke gibt es wieder Neues zu entdecken. In den Fenstern eines kleinen Hauses stehen mehrere schöne Segelschiffsmodelle.
An einigen der kleinen Häuser, in denen sich Geschäfte befinden, fallen mir die schönen eisernen Gewerbeschilder über den Eingängen auf. Ganz besonders sticht mir aber ein sehr schöner alter Briefkasten an einer Hauswand ins Auge.
Wir haben schließlich das Ende der Straße und somit auch das Ende der Altstadt erreicht. Nach kurzen Überlegungen entschließen wir uns, in dem Gasthaus an dem wir zuerst vorbeigekommen sind, etwas zu essen. Nachdem wir wieder die Straße zurückgegangen sind, stehen wir vor dem Gasthaus.
Hier wird gerade mit Stint satt geworben, das hört sich gut an. Innen ist das Gasthaus sehr gemütlich eingerichtet, viel Holz und schöne Schiffsmodelle an den Wänden. Das Bier, ein Glas habe ich mir gegönnt, schmeckt lecker und der Stint macht richtig satt.
Nach dem leckeren Essen schauen wir uns noch ein wenig vor dem Gasthaus um. Das Haus steht direkt an der Elbe und auf dem freien Platz vor dem Haus steht eine interessante Skulptur, die scheinbar über die Elbe ruft.
Wir fahren wieder los und machen einen Abstecher zur alten Kesselschleuse (der Palmschleuse) von 1398, erneuert 1724, der ältesten Europas. Leider kann man dort nicht gut anhalten, so müssen wir uns mit einem schnellen Blick auf die kleine Schleuse begnügen.
Wir fahren anschließend gemütlich direkt an der Elbe entlang. An zwei alten Mühlen machen wir einen kurzen Stop, bevor wir bei Zollenspieker mit einer Autofähre über die Elbe fahren. Am anderen Ufer geht es dann schließlich wieder zurück zu Renates Wohnung.
Es ist erst früher Nachmittag, was auch gut ist, da wir früh zu Bett wollen. Wir müssen schließlich morgen früh aufstehen, um vor dem großen Berufsverkehr den Elbtunnel durchquert zu haben. Im Internet beobachten wir jetzt die Bergensfjord. Sie startet wegen technischen Defektes erst nach 18 Uhr in Bergen, die normale Startzeit wäre 13 Uhr gewesen.
Mit der Frage wann die Bergensfjord wohl morgen in Hirtshals einlaufen wird gehen wir dann früh zu Bett.
Fortsetzung folgt .....