Mittwoch, 4.5.2011
Es ist kurz vor 6 Uhr, das Taxi zum Bahnhof Südkreuz kommt. Bereits um 6:15 sind wir dort und müssen eine dreiviertel Stunde auf den Zug nach Hamburg warten. Dieser kommt erstaunlich pünktlich und wir pressen uns in die Sitze des ICEs. Irgendwie habe ich das Gefühl einer Presswurst. Früher waren die Züge mal geräumiger. Kaum Platz für die Koffer und ein bißchen ist es wie im Ferienflieger nach Hurghada in der Holzklasse von Air Berlin.
In Hamburg angekommen warten, oh welch ein Glück, die Regionalbahn nach Kiel direkt an der gegenüberliegenden Bahnsteigkante. Kurz vor 11 Uhr erreichen wir Kiel. Da noch genügend Zeit und bestes Biergartenwetter ist, machen wir es uns bei einem frisch gezapften Pils in der Nähe des Kais gemütlich.
Um 13 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Colorline-Terminal und checken ein. Wir bekommen eine Kabine mit einem großen Bullauge direkt nach hinten raus. Die Überfahrt nach Oslo dauert ca. 20 Stunden. Nach gut 4 Stunden erreichen wir die „Große-Belt-Brück“, die wir uns ansehen wollen. Ansonsten ist die Fähre wie ein Kreuzfahrer gebaut. Viele bunte Lichter, Einkaufspassage und Restaurants. Wir machen es uns in dem Irish Pub gemütlich und beobachten die Leute. 20:30 Uhr gibt es für die Hurtigrutengruppe das Abendbuffet, welches mehr als reichhaltig und wirklich erstklassig war. Nachdem die Bäuche gut gefüllt waren, machten wir uns für die Bettruhe fertig. Im Fernseher noch die Nachrichten gesehen und schon waren wir im Land der Träume.
Donnerstag, 5.5.2011
Um 5 Uhr stehe ich auf, um den Sonnenaufgang zu sehen. Annette dreht sich nochmal zur Seite und grunzt weiter. Allerdings bin ich da schon zu spät dran, es ist schon hell draußen. Es ist trotzdem schön draußen. Ganz alleine, frische Luft und am Horizont noch ein ganz leichtes orangenes schimmern. Eine Stunde bleibe ich an Deck und kuschele mich anschließend bis zum Frühstück nochmal in meine Decke.
Die Fahrt durch den Oslofjord ist interessant und vermittelt ein bisschen das Gefühl, welches auf der Hurtigrute vorherrscht. Überall Landschaft! Kurz vor der Ankunft sehen wir steuerbords schon die Fram vor der Festung Akershus liegen. Diese wird natürlich sofort mit dem Teleobjektiv abgeschossen.
Wir machen anschließend eine ausführliche Stadtrundfahrt durch Oslo, bevor wir um 15 Uhr die Fram entern dürfen. Nach den üblichen organisatorischen Ritualen machen wir es uns bis zum Abendessen am Heck des Schiffes gemütlich und wundern uns über das billige Bier, welches sich deutlich von den sonst üblichen nordischen Preisen abhebt.
Es ist das schönste Wetter in Oslo, fast schon zu heiß. Die Sonne brennt mir auf den Schädel, daß es schon fast unangenehm wird. Aber unter der Wollmütze will ich auch nicht schwitzen. Mit etwas Verspätung legt die Fram um18:20 Uhr vom Kai ab.
Frische Luft macht müde. Und so kommt es, dass wir nach der Vorstellung der Crew im Panoramasalon um 21 Uhr noch eine Molle und eine Linie schlürfen und uns anschließend auf den Weg in das Bett machen. Inzwischen haben wir den Skagerrak erreicht, eine offene Strecke zwischen Norwegen und Dänemark, wodurch wir doch gut in den Schlaf geschaukelt werden.
Freitag, 6.5.2011
Pünktlich um 5 Uhr stehe ich wieder auf und genieße die Einsamkeit an Deck, während sich die Sonne auf den Weg nach Süden macht und durch ein paar Dekowolken scheint. An der Steuerbordseite kann man die Küste Dänemarks sehen. Wir müssen etwa auf der Höhe von Frederikshavn sein. Nur ein Crewmitglied ist an Deck und macht sauber. Da außer mir noch kein Gast auf dem Schiff unterwegs ist, nutze ich auch die Gelegenheit und mache einige Innenaufnahmen.
Kurz vor dem Mittag, postierten wir und Gerti (welche wir inzwischen kennenlernen durften), uns vor der Webcam am Bug auf Deck 8 und winkten ein bisschen in die Kamera. Offenbar funktionierte sie zu der Zeit aber nicht richtig, da Arctica uns nicht sehen konnten, obwohl wir direkt davor standen. . Bis zum Mittag war bei Ententeichwetter und viel Sonnenschein Erholung auf dem Deck angesagt. Nachmittags wurde es zeitweise etwas diesig. Bis gegen 18 Uhr konnten wir aber trotzdem bei sonnigem Wetter an Deck sitzen, ohne dass wir uns besonders dick anziehen mussten.
Der Rest des Tages war bis auf die erneute Fahrt durch die „Große-Belt-Brücke“ und die Begegnung mit „unserer“ Color Magic eher unaufgeregt. Gegen 23:45 Uhr sollte die Fram Kiel erreichen und in den Nord-Ostsee-Kanal einbiegen. Da es uns aber sinnvoller erschien, rechtzeitig ins Bett zu gehen, um am nächsten Morgen noch einen Teil der Fahrt durch den Kanal nach Sonnenaufgang zu erleben, verpassten wir diesen Abschnitt leider.
Nachtrag: Wie wir am nächsten Tag erfuhren, passierten wir die Schleuse in Kiel aufgrund hohen Verkehrsaufkommens erst um 1:30 Uhr. So war die Entscheidung, früh ins Bett zu gehen, goldrichtig.
Sonnabend, 7.5.2011
Um drei Uhr werde ich wach und sehe auf dem LCD-Schirm in der Kabine die Bilder der Webcam, welche sich am Bug befindet. Wir schleichen durch den Kanal und ich sehe links und rechts des Ufers in kurzen Abständen Lichter. Es sieht ähnlich aus, wie an einer Landebahn. Das macht mich neugierig und ich ziehe mich leise an, um Annette nicht zu wecken.
Draußen ist es natürlich noch finster und die Schleichfahrt durch die Nacht hat etwas Geheimnisvolles. Überall die Lichter, man hört Schwäne und Enten, kann sie aber kaum sehen. In kurzen Abständen kommen Frachter entgegen. Uns voraus kann man auch die Lichter von zwei weiteren Schiffen erkennen.
Kurz vor Vier erreichen wir die Autobahnbrücke der A7, etwa 20 Minuten später die legendäre Rendsburger Hochbrücke mit der Schwebefähre. Inzwischen hat im Osten schon die Dämmerung eingesetzt, so dass in diese Richtung schon relativ gute Fotos möglich sind. An der Brücke gibt es auch eine Begrüßungsanlage, wo tagsüber alle Schiffe angekündigt und deren Nationalhymne gespielt wird.
Gegen dreiviertel Fünf gehe ich wieder in die Kabine und lege mich nochmal für ein knappes Stündchen hin. Um 6 Uhr sind wir schon wieder an Deck, um die Fahrt durch den Kanal weiter zu beobachten.
Nach dem Frühstück erreichen wir gegen viertel Neun die Schleuse in Brunsbüttel. Allerdings muß die Fram noch etwa eine Stunde warten, ehe wir in eine Kammer hineinfahren. Wir haben schon so ein Gefühl, daß es mit der Ankunft um 11 Uhr wohl etwas knapp werden wird. Da hatten wir noch keine Ahnung, daß es noch über vier Stunden dauern wird, bis wir in Hamburg anlegen.
Kurz nach der Einfahrt in die Elbe wurde die Verspätung auch offiziell über die Lautsprecher verkündet. Als neue Ankunftszeit wurde 13 Uhr ausgegeben. So machten wir es uns hinten auf Deck 7 an einem Tisch gemütlich und genossen die Extrazeit auf dem Schiff.
Zehn nach Eins erreichten wir die ersten Hafenanlagen und sahen uns bis dahin die vielen Schiffe auf der Elbe an. Am Musicaltheater winkten wir fleißig, da ArcticGateway sich dort postierte und Fotos machen wollte. Zwischendurch ließ die Fram zur Begrüßung auch lautstark ihr Typhon durch Hamburg schallen. Mit fast drei Stunden Verspätung legten wir am Cruise-Terminal an und es sollte noch eine gute halbe Stunde dauern, bis wir von Bord konnten.
Taxen sind in Hamburg wohl Mangelware. Als wir aus dem Terminalgebäude kamen, stand nicht eine Einzige in der Nähe. Glücklicherweise haben wir aber doch noch relativ schnell eine erwischt, die uns dann notgedrungen über Umwege zum Hotel an den Landungsbrücken fuhr.
Im Zimmer kurz frisch gemacht und schon mussten wir wieder los, zum Schanzenbäcker am Baumwall. Wir wollten uns mit einigen Forenmitgliedern treffen. Auf dem Weg dorthin, kamen wir an einem Laden für Seefahrerzubehör vorbei. Wir rein und schnell noch einen Elbsegler gekauft, da mir die viele Sonne an Deck schon das Gesicht verbrannte. So sollte wenigstens das Oberstübchen erhalten bleiben.
Am Bäcker warteten schon Hamburgerin, Ronald mit besserer Hälfte, Garry, Muddi mit Vaddi, ArcticGateway und zur Überraschung auch noch Jobo. Gerti kam mit ihrem Mann kurz darauf auch noch dazu. So machten wir uns auf in das Gewühl und versuchten uns in Richtung Kehrwiederspitze vorzuarbeiten. Immer wieder mussten wir gucken, ob noch alle da sind und leider ging uns Gerti dann auch verloren. Schade, ich hätte mich gerne noch von Ihr vernünftig verabschiedet.
Gegen 18 Uhr trennten sich die Wege wieder und wir trafen uns zum Abendessen mit Annettes Eltern. Eigentlich wollten wir in das Portugiesenviertel, versuchten aber unser Glück doch noch beim Bistro Westminster am Baumwall und hatten Glück, daß wir drei freie Tische vorfanden. Wir ließen uns das Essen schmecken, welches wieder ausgezeichnet war, und machten uns gegen Acht auf den Weg zum Hotel.
Da ich am Sonntagmorgen natürlich die Einfahrt der Queen Mary 2 in den Hafen erleben wollte und vom frühen aufstehen doch ziemlich müde war, ließ ich den weiteren Hafengeburtstag sausen und schlummerte langsam ein. Vom Feuerwerk und dem anschließenden Hupkonzert aller anwesenden Schiffe bin ich dann nochmal wach geworden.
Sonntag, 8.5.2011
Um 5:20 Uhr klingelt der Wecker. Als ich aus dem Bad kam, zog sich Annette auch schon an. Gestern Abend war sie sich noch nicht sicher, ob sie für die Queen aufstehen will. Zehn vor Sechs sind wir am Ufer der Landungsbrücken, wo sich schon einige Schaulustige versammelten. Ein paar von ihnen besorgten sich Stühle von den umliegenden Lokalen. Gute Idee. Ich nahm auch zwei und so hatten wir Logensitzplätze direkt in der ersten Reihe.
Es dauerte nur ein paar Minuten und um uns herum war es richtig voll geworden, die Leute standen in Dreierreihen hintereinander. Und endlich, um 6:10 schob die Queen ihre Nase in das Hafenbild. Kurz nach ihr fuhr noch „Mein Schiff“ in gebührendem Abstand hinterher.
Es dauerte noch eine gute viertel Stunde, bis ihre Majestät direkt an uns vorbei fuhr. Überall die Geräusche der Fotoapperate. Direkt als sie vorbei war, machten sich die Hamburger und Gäste auf den Weg Richtung Überseebrücke. Für den Partydampfer dahinter interessierten sich nur sehr wenige Leute. Dieser fuhr dann aber eh nicht mehr an uns vorbei, sondern blieb hinter einem Trockendock liegen.
Wir interessierten uns noch für die Sjökurs, ein norwegisches Schulschiff, das 1956 bei Blohm + Voss in Hamburg gebaut wurde und lange Zeit für Hurtigruten als Postschiff fuhr. Von dort aus konnten wir überraschenderweise noch das Wendemanöver der Queen Mary vor dem Cruise Terminal sehr gut sehen.
Nachdem wir die Sjökurs begutachteten, machten wir uns wieder auf zum Hotel. Das Frühstück wartete schon. Anschließend hatten wir noch etwas Zeit. Unser Zug fuhr ja erst kurz vor Elf. Also wanderten wir noch einmal an den vielen Großseglern am Hafen vorbei, bevor wir wieder nach Hause mussten.
Fazit
Eine viel zu kurze Reise, welche uns aber überaus gut gefallen hat. Das Wetter war mal wieder besonders gut zu uns. Das Schiff hat uns gefallen und Annette träumt jetzt schon von einer Fahrt mit der Fram nach Grönland. Na gut, träumen ist ja erlaubt…