Obwohl die Fahrt jetzt schon mehr als drei Jahre zurückliegt, habe ich mich entschlossen einen Bericht meiner ersten Fahrt mit Hurtigruten zu schreiben, da es ein unvergessliches Erlebnis war. Das vielleicht der eine oder andere Punkt nicht mehr mit absoluter Präzision wiedergegeben werden kann, bitte ich zu entschuldigen.
Vorbereitung:
Meine Mutter hatte sich 1978 entschlossen, mit ihrem Auto eine Tour zum Nordkap zu machen. Dabei benutzte sie auch für weite Strecken die damalige Midnatsol (eine der sogenannten Italienerinnen).
Ihre Erzählungen im Anschluss an diese Reise weckten schon damals mein Interesse, irgendwann einmal eine solche Schiffstour zu machen. In den Jahren danach geriet dies aber wieder in Vergessenheit.
Erst als ich 2005 im Fernsehen einen Bericht über die Hurtigruten sah, keimte die Idee erneut in mir. Ich ließ mich auf der Hurtigruten-Webseite registrieren und bekam fortan Prospekte und Kataloge von HR. Im Spätsommer 2006 trudelte dann ein Prospekt von HR ein, mit einem Winterspecial. Mein Entschluss stand dann sehr schnell fest, jetzt oder nie.
Auch das Schiff war schnell gefunden, wenn schon, dann sollte es natürlich ein richtiges altes Postschiff sein. Meine Wahl fiel auf die M/S LOFOTEN. Bei einem Anruf in Hamburg bei HR wurde mir sogar noch ein günstigeres Angebot gemacht und so schnürte ich mit Hilfe von HR ein komplettes Paket.
An- und Abreise nach/von Kiel mit der DB 1.Klasse, An- und Abreise Oslo mit Color Line, Fahrt nach Bergen mit der Bergenbahn, Bergen - Kirkenes - Trondheim mit M/S LOFOTEN (Halbpension) inklusive einiger Landausflüge und schließlich Fahrt von Trondheim nach Oslo mit der Dovrebahn.
Da ich es mit keinem Zug rechtzeitig zur Abfahrt der CL-Fähre nach Kiel schaffe, buche ich mir noch ein Zimmer für eine Nacht im Hotel am Schwedenkai in Kiel.
Donnerstag, 2.November 2006
Früh morgens geht es zum Landshuter Bahnhof. Ich ziehe meinen großen Trolley (und der ist wirklich groß, manche bezeichnen sowas auch als rollendes Grossraumbüro) hinter mir her und habe zusätzlich meinen großen Fotorucksack auf. Der Trolley hat bestimmt ein Gewicht von 35 bis 40 Kilo, dazu der Rucksack mit nochmal etwa 10 Kilo. Da ich nicht so recht wusste, was man bei einer solchen Reise alles benötigt, habe ich so ziemlich alles eingepackt, was mir nützlich erschien. So bepackt warte ich am Bahnhof auf den Regionalexpress nach München.
Der Zug ist pünktlich, und die Fahrt nach München ohne Probleme.
Dort steige ich in den ICE nach Hamburg um, der dann ebenfalls pünktlich München verlässt. Ich habe eine Sitzplatzreservierung in einem 6er-Abteil. Hier sitzt schon eine Mutter mit ihren zwei Kindern. Sie fahren zu Besuch bei Oma und Opa in die Nähe von Hamburg.
In der Nacht hat es leicht geschneit und die Landschaft wirkt wie dünn gezuckert.
Ein weiterer Reisender steigt in Augsburg zu. Nach Augsburg geht es nur noch im Kriechtempo, da die Strecke dort erneuert wird. Mit rund 15 Minuten Verspätung erreichen wir Nürnberg, hier verlässt uns der Reisende wieder und wir bleiben nun für den Rest der Fahrt alleine. Die Verspätung haben wir bis Hannover wieder aufgeholt, und ich bin guten Mutes Hamburg rechtzeitig zu erreichen.
Mein Hoffnung wird allerdings nicht erfüllt, da wir kurz hinter Hannover auf freier Strecke stehen bleiben. Nach einen Standzeit von ca. 30 Minuten erfolgt endlich eine Durchsage. Vor uns hat ein LKW eine Bahnbrücke gerammt. Nun muss die Brücke erst von einem Gutachter in Augenschein genommen werden, bevor wieder Züge darüber fahren dürfen. Es könnte somit sogar sein, dass wir nach Hannover zurück müssen, um dann über Bremen nach Hamburg zu fahren. Nach endlich über 90 Minuten fahren wir dann doch weiter in Richtung Hamburg, in langsamen Tempo.
Mit fast zwei Stunden Verspätung erreichen wir Hamburg.
Mein Anschlusszug nach Kiel ist natürlich längst weg, dafür erwartet mich ein Rotkäppchen (Bezeichnung meiner Mutter für Bahnbedienstete mit der roten Schirmmütze) mit Kaffe aus Plastiktassen um mir die möglichen neuen Anschlüsse zu nennen. Mein Zug fährt natürlich auf einem anderen Gleis ab. Die Rolltreppe zum Gleisübergang ist außer Betrieb, also wuchte ich meinen Trolley die geschätzten 40 Stufen hinauf (gefühlt 200). Es wundert mich dann schon nicht mehr, dass auch die Rolltreppe hinab zum Gleis des Regionalzuges auch nicht funktioniert.
Die Fahrt mit dem Regionalzug nach Kiel verläuft dann aber ohne weitere Komplikationen. Es ist schon dunkel, als ich in Kiel ankomme. Der Weg vom Bahnhof zum Hotel ist nicht allzu weit. Mein Zimmer ist einfach aber sauber mit Blick auf den, vor dem Hotel, liegenden kleinen Teich, einen Teil der Stadt und die Hafenausfahrt.
Ich mache einen kleinen Spaziergang durch die Kieler Innenstadt, die nicht weit entfernt ist, und suche ein Restaurant um etwas zu essen. Leider macht Kiel am Abend einen eher ruhigen Eindruck, die meisten Lokale haben geschlossen. Als ich meine Suche fast schon aufgegeben habe, finde ich in einer Seitenstrasse ein Steakhaus mit Namen Negresco.
Ich esse ein hervorragendes argentinisches Rindersteak mit Country Potatos und diversen Beilagen und gönne mir drei leckere Duckstein dazu. Dieses Lokal werde ich mir auf jeden Fall merken. Gut gesättigt drehe ich noch eine ausgiebige Verdauungsrunde durchs nächtliche Kiel und falle dann müde ins Hotelbett.