Wie alles begann, meine erste Reise November 2006

  • Obwohl die Fahrt jetzt schon mehr als drei Jahre zurückliegt, habe ich mich entschlossen einen Bericht meiner ersten Fahrt mit Hurtigruten zu schreiben, da es ein unvergessliches Erlebnis war. Das vielleicht der eine oder andere Punkt nicht mehr mit absoluter Präzision wiedergegeben werden kann, bitte ich zu entschuldigen.



    Vorbereitung:


    Meine Mutter hatte sich 1978 entschlossen, mit ihrem Auto eine Tour zum Nordkap zu machen. Dabei benutzte sie auch für weite Strecken die damalige Midnatsol (eine der sogenannten Italienerinnen).


    Ihre Erzählungen im Anschluss an diese Reise weckten schon damals mein Interesse, irgendwann einmal eine solche Schiffstour zu machen. In den Jahren danach geriet dies aber wieder in Vergessenheit.
    Erst als ich 2005 im Fernsehen einen Bericht über die Hurtigruten sah, keimte die Idee erneut in mir. Ich ließ mich auf der Hurtigruten-Webseite registrieren und bekam fortan Prospekte und Kataloge von HR. Im Spätsommer 2006 trudelte dann ein Prospekt von HR ein, mit einem Winterspecial. Mein Entschluss stand dann sehr schnell fest, jetzt oder nie.
    Auch das Schiff war schnell gefunden, wenn schon, dann sollte es natürlich ein richtiges altes Postschiff sein. Meine Wahl fiel auf die M/S LOFOTEN. Bei einem Anruf in Hamburg bei HR wurde mir sogar noch ein günstigeres Angebot gemacht und so schnürte ich mit Hilfe von HR ein komplettes Paket.
    An- und Abreise nach/von Kiel mit der DB 1.Klasse, An- und Abreise Oslo mit Color Line, Fahrt nach Bergen mit der Bergenbahn, Bergen - Kirkenes - Trondheim mit M/S LOFOTEN (Halbpension) inklusive einiger Landausflüge und schließlich Fahrt von Trondheim nach Oslo mit der Dovrebahn.
    Da ich es mit keinem Zug rechtzeitig zur Abfahrt der CL-Fähre nach Kiel schaffe, buche ich mir noch ein Zimmer für eine Nacht im Hotel am Schwedenkai in Kiel.


    Donnerstag, 2.November 2006


    Früh morgens geht es zum Landshuter Bahnhof. Ich ziehe meinen großen Trolley (und der ist wirklich groß, manche bezeichnen sowas auch als rollendes Grossraumbüro) hinter mir her und habe zusätzlich meinen großen Fotorucksack auf. Der Trolley hat bestimmt ein Gewicht von 35 bis 40 Kilo, dazu der Rucksack mit nochmal etwa 10 Kilo. Da ich nicht so recht wusste, was man bei einer solchen Reise alles benötigt, habe ich so ziemlich alles eingepackt, was mir nützlich erschien. So bepackt warte ich am Bahnhof auf den Regionalexpress nach München.


    Der Zug ist pünktlich, und die Fahrt nach München ohne Probleme.
    Dort steige ich in den ICE nach Hamburg um, der dann ebenfalls pünktlich München verlässt. Ich habe eine Sitzplatzreservierung in einem 6er-Abteil. Hier sitzt schon eine Mutter mit ihren zwei Kindern. Sie fahren zu Besuch bei Oma und Opa in die Nähe von Hamburg.
    In der Nacht hat es leicht geschneit und die Landschaft wirkt wie dünn gezuckert.


    Ein weiterer Reisender steigt in Augsburg zu. Nach Augsburg geht es nur noch im Kriechtempo, da die Strecke dort erneuert wird. Mit rund 15 Minuten Verspätung erreichen wir Nürnberg, hier verlässt uns der Reisende wieder und wir bleiben nun für den Rest der Fahrt alleine. Die Verspätung haben wir bis Hannover wieder aufgeholt, und ich bin guten Mutes Hamburg rechtzeitig zu erreichen.


    Mein Hoffnung wird allerdings nicht erfüllt, da wir kurz hinter Hannover auf freier Strecke stehen bleiben. Nach einen Standzeit von ca. 30 Minuten erfolgt endlich eine Durchsage. Vor uns hat ein LKW eine Bahnbrücke gerammt. Nun muss die Brücke erst von einem Gutachter in Augenschein genommen werden, bevor wieder Züge darüber fahren dürfen. Es könnte somit sogar sein, dass wir nach Hannover zurück müssen, um dann über Bremen nach Hamburg zu fahren. Nach endlich über 90 Minuten fahren wir dann doch weiter in Richtung Hamburg, in langsamen Tempo.
    Mit fast zwei Stunden Verspätung erreichen wir Hamburg.


    Mein Anschlusszug nach Kiel ist natürlich längst weg, dafür erwartet mich ein Rotkäppchen (Bezeichnung meiner Mutter für Bahnbedienstete mit der roten Schirmmütze) mit Kaffe aus Plastiktassen um mir die möglichen neuen Anschlüsse zu nennen. Mein Zug fährt natürlich auf einem anderen Gleis ab. Die Rolltreppe zum Gleisübergang ist außer Betrieb, also wuchte ich meinen Trolley die geschätzten 40 Stufen hinauf (gefühlt 200). Es wundert mich dann schon nicht mehr, dass auch die Rolltreppe hinab zum Gleis des Regionalzuges auch nicht funktioniert.
    Die Fahrt mit dem Regionalzug nach Kiel verläuft dann aber ohne weitere Komplikationen. Es ist schon dunkel, als ich in Kiel ankomme. Der Weg vom Bahnhof zum Hotel ist nicht allzu weit. Mein Zimmer ist einfach aber sauber mit Blick auf den, vor dem Hotel, liegenden kleinen Teich, einen Teil der Stadt und die Hafenausfahrt.


    Ich mache einen kleinen Spaziergang durch die Kieler Innenstadt, die nicht weit entfernt ist, und suche ein Restaurant um etwas zu essen. Leider macht Kiel am Abend einen eher ruhigen Eindruck, die meisten Lokale haben geschlossen. Als ich meine Suche fast schon aufgegeben habe, finde ich in einer Seitenstrasse ein Steakhaus mit Namen Negresco.


    Ich esse ein hervorragendes argentinisches Rindersteak mit Country Potatos und diversen Beilagen und gönne mir drei leckere Duckstein dazu. Dieses Lokal werde ich mir auf jeden Fall merken. Gut gesättigt drehe ich noch eine ausgiebige Verdauungsrunde durchs nächtliche Kiel und falle dann müde ins Hotelbett.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • freue mich schon wies weitergeht - mich fasziniert immer wie du kleine Details, auf die man oft gar nicht achtet spannend beschreiben kannst.

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Freitag, 3.November 2006


    Am nächsten Morgen werfe ich zunächst einen Blick aus dem Hotelfenster.


    Nach dem Duschen lasse ich mir beim Frühstück viel Zeit. Die COLOR FANTASY fährt erst um 14 Uhr los, also brauche ich mich nicht zu beeilen und kann Kiel noch an diesem am Tag erkunden. Mittlerweile scheint die Sonne bei einem strahlend blauem Himmel.


    Zuerst bummele ich noch einmal durch die Innenstadt, die sich langsam mit Leben füllt.


    Es geht bis zu einem schönen Park


    und wieder zurück zum Schwedenkai.


    Ich entschließe mich zu einem ersten Besuch des Color Line Terminals um mir alles schon mal anzuschauen. Dazu geht es zuerst entlang des Hafens


    bis zur Hörnbrücke, gleich vor dem Bahnhof. Die Hörnbrücke wird bei Bedarf aufgeklappt, um Schiffe durchzulassen.


    Von der Brücke aus gleich links geht es zum Terminal, wo die COLOR FANTASY wohl gerade angelegt hat.


    Im Terminal frage ich, ab wann man aufs Schiff kann und ob man das Gepäck zuvor bereits aufgeben kann. Aufs Schiff gehts erst ab 13 Uhr, aber das Gepäck kann man vorher abgeben, es wird dann auf Gepäckwagen am Eingang zum Schiff stehen, wo man es wieder empfangen kann. Ich spaziere wieder gemütlich in Richtung Schwedenkai. Direkt hinter dem Schwedenkai, wo auch schon die Schwedenfähre liegt,


    befindet sich der Kieler Museumshafen. Neben einer alten Hansekogge


    kann man hier auch Seenotrettungskreuzer, Feuerschiff und verschiedene Dampfschiffe zu sehen.


    Nun gehts zurück ins Hotel, Gepäck aufnehmen und auschecken. Mit dem Gepäck Richtung Terminal, wieder über die Hörnbrücke mit herrlichem Blick auf die Hörn,


    erreiche ich gegen 11:50 Uhr das Terminal und gebe mein Gepäck auf. Die verbleibende Zeit nutze ich zu einer Besichtigung des in der Nähe gelegenen Germaniahafens mit seinen wunderschönen, alten Segelschiffen.


    Kurz vor 13 Uhr werden dann die Personenschleusen im Terminal geöffnet. Es geht die lange Gangway hoch und bevor man ins Schiff gelangt, übernimmt man wieder sein Gepäck. Die Kabine ist schnell gefunden, das Schiff ist gut beschildert. Gepäck einfach reingestellt und erstmal los zur Schiffsbesichtigung. Innen gleicht dieses Schiff einer großen Einkaufspassage.


    Aber mich interessieren ohnehin mehr die Außenbereiche, besonders das Oberdeck.


    Gegenüber liegt die Schwedenfähre,


    während die COLOR FANTASY noch beladen wird.


    Punkt 14 Uhr wird die Gangway zurückgefahren


    und Kiel, die Schwedenfähre sowie der Museumhafen ziehen langsam, an uns vorbei.


    Eine kleine Hafenfähre


    bläst ihr Horn zum Abschied, während der Kapitän zu uns rüberwinkt. Unsere Antwort fällt doch um einiges lauter aus. Eine kleine Ketsch passiert uns an Steuerbord

    und bleibt schnell zurück. Schließlich erscheint Laboe


    bevor es auf die Ostsee hinaus geht.


    Der winterliche Spätnachmittagshimmel verabschiedet uns mit beeindruckenden Impressionen.

    Ich suche nun wieder meine Kabine auf


    und richte mich dort für die eine Nacht ein. Danach schlendere ich durch das Innere des Schiffes. Ich gebe zu, diese schwimmende Einkaufsmeile im Innern und die vielen Lokale sind jetzt nicht unbedingt mein Geschmack, aber beeindruckend ist es schon. Im großen Restaurant am Heck nehme ich eine Kleinigkeit zu mir. Nachdem ich danach meine Kamera und Jacke wieder aus meiner Kabine geholt habe,


    begebe ich mich erneut aufs Oberdeck.


    Hier bin ich jetzt ganz alleine, es geht ein starker, kalter Wind, der wohl alle anderen Passagiere ins Innere vertrieben hat. Ich harre hier noch aus, bis wir unter der Beltbrücke hindurchfahren (hier hätte ich wohl das Stativ aus meinem Koffer gebraucht),


    um danach in meine Kabine zu verschwinden. Hier lese ich noch einige Zeit in meinen Reiseführern, bevor ich, in freudiger Erwartung der folgenden Tage, einschlafe.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Samstag, 4.November 2006


    Als ich aufwache spüre ich kaum die Vibration des Schiffes. Es ist sehr ruhig und wir machen sehr kleine Fahrt. Ein Blick aus dem Fenster zeigt mir, das wir uns bereits im Oslofjord befinden.


    Ich begebe mich auf Deck 6, hier ist das Grand Buffet. Die Eingangstür wird gerade geöffnet, und ich bezahle für ein Frühstück. Das Frühstücksbuffet ist aber zumindest reichhaltig und lässt fast keine Wünsche offen. Danach gehts wieder zur Kabine, Koffer packen, Jacke und Kamera geschnappt und ab aufs Oberdeck. Ich bin erneut alleine hier oben und sehe, das sich vor uns noch eine andere Fähre langsam durch den Fjord schiebt.


    In der Morgendämmerung tasten wir uns immer tiefer in den wunderschönen Fjord hinein.


    Es geht vorbei an kleinen Inseln,


    während uns die andere Fähre den Weg bahnt.


    Langsam wird es heller,


    und an der kleinen Insel (ein Nobelrestaurant) erkenne ich, das wir uns Oslo nähern.


    Ich suche nun zum letztenmal meine Kabine auf, nehme mein Gepäck, und begebe mich langsam zum Schiffsausgang an der Rezeption. Dort checke ich aus und wechsle gleich noch ein wenig Geld. Ich spüre, dass das Schiff festgemacht hat, aber die Türen werden noch nicht geöffnet. Neben mir steht ein älterer Mann, der mich, nach einem Blick auf meine Hurtigruten-Kofferanhänger anspricht. Er reist auch alleine, die gleiche Tour. Wir vereinbaren, uns ein Taxi zum Bahnhof Oslo zu teilen. Endlich werden die Türen geöffnet und die Passagiere strömen nach draußen. Irgendwie kann ich keinen Bus zum Bahnhof entdecken, also bleibt es beim Taxi. Es dauert einige Zeit, bis wir mit dem Taxi an der Reihe sind.
    Die Fahrt zum Bahnhof dauert etwa 10 Minuten und ist nicht gerade billig. Gut dass wir uns das Taxi geteilt haben. Der Bahnsteig ist noch leer, auch die Bergenbahn ist noch nicht da. Ein weiterer Reisender trifft ein, ebenfalls mit HR-Kofferanhängern. Er ist noch jünger, aber er ist schon einmal mit der KONG HARALD gefahren. Er hatte den Bus zum Bahnhof gefunden und diesen genommen, zu einem erheblich günstigeren Preis. Mit diesem Reisenden, er heißt Torsten, kann ich mich recht gut unterhalten. Wir liegen mit unseren Interessen weitestgehend auf einer Linie, und werden auch im Verlauf der weiteren Reise sehr viel gemeinsam unternehmen.
    Die Bergenbahn rollt ein, und wir suchen unseren Waggon mit den reservierten Plätzen. Hier zeigen sich schnell die Vorzüge der norwegischen Bahnen. Gleich am Einstieg ist ein Gepäckbereich, hier kann man sein großes Gepäck verstauen. Die Sitze sind großzügig dimensioniert und bieten reichlich Beinfreiheit (mehr als in der DB 1.Klasse). Pünklich verlässt die Bahn Oslo und wir fahren zuerst noch durch eine eher langweilige Landschaft.
    Dies ändert sich aber, sobald es bergauf geht. Die Landschaft wird abwechslungsreicher und es liegt auch schon viel Schnee hier.


    Wir passieren Vikersund mit seinen Sprungschanzen,


    und klettern langsam immer höher hinauf.


    Neben der Bahnstrecke kann man richtige Eiswände bestaunen, und ich bin fasziniert von den herrlichen alten Bahnstationen.


    Mit der Höhe nimmt auch die Schneemenge zu,


    und schließlich erreichen wir Finse, den mit 1222 Meter höchsten Bahnhof der Strecke.


    Hier haben wir einen längeren Aufenthalt, bevor es an die Abfahrt nach Bergen geht. Es kommen nun viele Tunnel, teils auch aus Holzverschlägen die gegen Lawinen schützen sollen, und das Wetter wird schlechter. Nur ab und an ist noch ein Blick auf tiefergelegene Seens möglich.


    Dann verhindern Dunkelheit und sehr starker Regen jegliche Sicht auf die Landschaft.
    Gegen 18 Uhr treffen wir, bei strömenden Regen, in Bergen ein. Wir nehmen uns ein Taxi zu dritt und lassen uns zum HR-Terminal bringen. Die M/S LOFOTEN liegt dort schon und wartet auf uns. Wir checken ein, bekommen unsere Kabinen, ich habe die 210, und unser Gepäck wird vom Personal an Bord gebracht.
    Im Restaurant erwartet uns eine nette blonde Norwegerin und teilt uns drei einen Tisch an Steuerbord zu. Der Tisch befindet sich direkt am Fenster und ist, vom Ausgang der Küche gesehen, der zweite. Nebenbei gratuliert sie mir auch noch zu meinem 50sten Geburtstag. Daran habe ich bis jetzt noch überhaupt nicht gedacht. Ich begebe mich in meine Kabine, und finde dort eine Flasche Sekt von dem HR-Team in Hamburg vor, mit einer kleinen Grußkarte.
    Die Kabine 210 ist klein, aber gemütlich.


    Das Bullauge ist von außen verschlossen, da die Kabine nur knapp über der Wasserlinie liegt. Im Winter wird dies bei vielen Kabinen so gemacht, aber es stört mich nicht weiter. Die Nasszelle besteht aus Dusche mit Vorhang, Waschbecken und Toilette.


    Neben der Einganstür befindet sich noch ein schmaller Kleiderschrank.


    Die Koje liegt quer zur Fahrtrichtung, in der rechten Ecke ist noch eine größere Ablage, die man auch als Tisch nutzen kann. Ich räume meine Sachen in den Schrank, der große Trolley passt genau auf die Ablage. Da diese vorn eine kleine Kante hat, ist mein Trolley somit verrutschsicher untergebracht und ich kann ihn quasi als zusätzlichen, nach oben offenen, Schrank nutzen. Mein Fotorucksack passt auch wie angegossen unter die Ablage.
    Nachdem alles untergebracht ist, inspiziere ich das Schiff. Innen ist alles mit Holz verkleidet und geschmückt mit Messinggeländer. Es gibt, neben der Rezeption und dem Restaurant noch ein Cafe, eine Bar und zwei Panoramaräume. Vor dem Restaurant hängt das Fell eines Eisbären.
    Auf den Decks draußen ist alles weiß gestrichen, die Relings haben breite Holzhandläufe. Man kann außen am Schiff entlanggehen auf verschiedenen Decks. Am Heck gibt es übereinander mehrere offene Decks, und ein teilüberdachtes. Die schönsten Plätze sind jedoch rechts und links der Brücke auf den Brückennocks, direkt hinter der hohen Schanzung. Ich habe mich sofort in dieses Schiff verliebt, und schon jetzt weiß ich, das dies nicht meine letzte Reise mit dieser schönen alten Dame sein wird.
    Nun trudeln auch nach und nach meine beiden Begleiter aus der Bahn, sowie einige andere Reisende ein. Wir beobachten von der Brückennock, mittlerweile hat der Regen nachgelassen, die pünktliche Abfahrt. Bergen verschwindet bald hinter uns. Wir unterqueren eine Brücke und gleiten in ruhiger Fahrt zwischen verschiedenen Inseln durch. Als wir kaum noch was erkennen können, testen wir den oberen Panoramamraum. Ich hole die Flasche Sekt und lade die beiden ein, diese mit mir zu leeren. Es ist bereits weit nach Mitternacht, als ich zum ersten Mal in die Koje der Kabine 210 fallen und kurz darauf auch friedlich einschlafe.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Jobo: auch mich fasziniert immer wieder dein Blick für Details und die Wiedergabe dieser Detailblicke an uns "Leser"! Bei deiner Anreise per DB nach KI hattest Du das Glück (oder die Weisheit?),schon am Vortag der Fährenabfahrt ankommen zu können. Viel enger kanns hergehen,wenn man mit DB so plant,dass man erst morgens/vormittags in KI ankommen und bei der 14Uhr-Abfahrt des Schiffes dabei sein will.Wenn sich dann (wie bei mir im Winter 2005) eine schneefallbedingte Zugverspätung an die nächste knüpft,dann noch die Gleisänderungsansagen in HH gänzlich flachfallen etc... dann wirds bunt :cursing: Freut mich übrigens,dass Du das Colorline-Frühstücksbüffet als reichhaltig und fast keine Wünsche offen lassend einstufst.Für mich ist das CL-frokostbuffet so ziemlich das Beste,was ich kenne.Da kann sich manches 4*Hotel ne Scheibe von abschneiden! hilsen, Lars

  • Sonntag, 5.Novemver 2006


    Das leichte Schaukeln hat mich hervorragend schlafen lassen. Ich erwache mit einem ordentlichen Hungergefühl. Schnell geduscht und dann hoch zum Frühstück. Ein kurzer Blick nach draußen, wir liegen in Maløy. Kurz nach mir erscheint auch Torsten zum Frühstück. Ursprünglich hatte er die übernächste Kabine hinter meiner bekommen. Da aber in der Nasszelle etwas undicht war und dort permanent Wasser stand, hat er die Kabine nochmal gewechselt.
    Nach dem Frühstück gehts gleich raus aufs Oberdeck um die Abfahrt von Maløy zu beobachten.


    Nun bekomme ich einen ersten Eindruck von richtigem Seegang. Wir umrunden das Vestkapp und durchqueren dazu den Stadhavet, eine offene Seestrecke.


    Ich stelle fest, das mir das Auf und Ab und das Schaukeln von rechts nach links richtig Spass macht. Nach knapp zwei Stunden ist der Spuk vorbei und ich sehe Torvik voraus.


    Von Torvik bis Ålesund ist es nur eine kurze Fahrt.


    Wir legen in Ålesund an und die große Ladelucke wird geöffnet. Die LOFOTEN beginnt mit dem Ent- und Beladen.


    Wir haben in Ålesund drei Stunden Liegezeit. Torsten hat mit einigen anderen Passagieren in Ålesund einen geführten Stadtrundgang gebucht. Ich gehe lieber auf eigene Faust los. Es regnet leicht als ich mich vom Hafen abwende in Richtung Stadt.


    Die Stadt besteht aus vielen schönen Jugendstilhäusern, besonders die alte Apotheke hat es mir angetan.



    Leider wird der Regen stärker und stärker. Durch den Wind wird der Regen von der Seite unter den Schirm geblasen. Als meine Jeans so durchnässt ist, dass sie fast nur noch tropft, entschließe ich mich zur vorzeitigen Umkehr


    und bin froh, als ich mich in meiner Kabine wieder in trockene Kleidung werfen kann. Kurz nach dem Ablegen in Ålesund gibt es eine kleine Infoveranstaltung in der Bar der Lofoten. Unser holländischer Reiseleiter Egbert Pijfers stellt uns die Offiziere und Kapitän Bernt Skibsgaard vor und gibt uns Sicherheitinformationen. Bei der Gelegenheit lerne ich auch die anderen Passagiere kennen. Neben uns drei Alleinreisenden sind noch ein Ehepaar aus Hamburg (Schiffsausrüster), eines aus Holland (begeisterte Segler) sowie ein schweizer Ehepaar an Bord. Dazu kommen noch zwei Französinnen (Mutter und Tochter) und ein weiteres deutsches Ehepaar (die sich aber meist ein wenig absondern) an Bord, also insgesamt 13 Passagiere.
    Den Rest des Tages stehen wir wieder auf der Brückennock, unterbrochen nur vom Abendessen.
    Erst spät verlasse ich diesen Platz, um meinen schaukelnde Koje aufzusuchen.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Montag, 6.November 2006


    Ein leises Plätschern an der Bordwand holt mich sanft aus dem Schlaf. Ansonsten ist es sehr ruhig im Schiff, wir liegen also schon in Trondheim. Schnell duschen und frühstücken, denn danach gehts zur Stadtrundfahrt, einem der vier Landausflüge die ich mitgebucht habe.
    Das Wetter ist auch heute nicht so berauschend, der dritte Regentag in Folge.
    Am Kai wartet schon die örtliche Reiseleiterin und der Bus für die Rundfahrt. Wir fahren durch den Hafen und am Bahnhof vorbei.


    Danach geht es ein kleines Stück durch die Stadt,


    während uns die Reiseleiterin etwas von der Geschichte der Stadt Trondheim erzählt. Die Stadt hat bereits viele Großbrände hinter sich, da hier vorwiegend mit Holz gebaut wurde und auch heute noch wird. Wir können auch die vielen Holzhäuser in der Stadt sehen.
    Nun fahren wir aus der Stadt hinaus, zuerst entlang des Fjordes.


    Vorbei geht es an einem Freilichtmuseum, welches aber zur Zeit geschlossen ist. Schließlich erreichen wir einen hoch gelegenen Aussichtsplatz und alles steigt aus zum Fotografieren.


    Leider lässt das sehr schlechte Wetter keine guten Aufnahmen zu. Ich kann von hier oben auch die gerade einfahrende Dovrebahn sehen.


    Wir fahren wieder zurück in die Stadt und überqueren dabei auch die an dieser Stelle sehr breite Nidelva.


    Unterwegs erklärt uns die Reiseleiterin wie es die Norweger mit dem Eis und dem Autofahren halten. Offiziell seien Spikes verboten, aber wer sie doch benutzt zahlt dafür eine Art Bußgeld, das aber pauschal für den ganzen Winter gilt. Die Benutzung von Spikes sei aber absolut notwendig, da das Eis in Norwegen sehr hart sei und deshalb als Stahleis bezeichnet würde. Schließlich erreichen wir den Nidarosdom, die größte Kathedrale Nordeuropas.


    Im Dom erwartet und schon eine Mitarbeiterin des Doms, die uns durch diesen führen wird und uns die Geschichte des Doms dabei vermitteln wird. Überall stehen Schilder mit dem Hinweis auf das Verbot des Fotografierens. Ich frage ob wir nicht doch fotografieren können, mit dem Hinweis, dabei kein Blitzlicht zu benutzen. Dies wird uns dann ausnahmsweise gestattet.


    Die Aufnahmen sind dadurch natürlich sehr dunkel und auch verwackelt.


    Ich stelle darum meine Kamera auf Oberkante in einer Sitzreihe. Gewöhnlich liegen dort die Gebetbücher, deshalb sind diese Oberfläche, wie auch in diesem Fall, schräg.


    Nach der Führung stellen wir erfreulicherweise fest, dass der Regen aufgehört hat, und es dadurch heller geworden ist.


    Die Reiseleiterin stellt uns nun frei, ob wir mit dem Bus zurückfahren, oder auf eigene Faust zurück zum Schiff laufen wollen.


    Wir entscheiden uns fast alle für den Fußmarsch, und verstreuen uns in verschiedene Richtungen.
    Ich spaziere, zusammen mit Torsten, in Richtung Nidelva. Dort bewundern wir die alte Holzbrücke und die schönen Speicherhäuser.


    Entlang dieser Speicherhäuser gehen wir über eine alte Kopfsteinpflasterstraße.


    Wir biegen dann nochmal in Richtung Stadt ab,


    um schließlich den Bahnhof zu erreichen. Der Himmel hat sich leider wieder sehr verdunkelt und über dem Bahnhof steht ein Regenbogen.


    Ich teste nun die Entfernung zu Fuß vom Bahnhof bis zum Schiff, da ich diese auch laufen möchte, wenn wir auf der südgehenden Fahrt hier wieder anlegen. Wir brauchen etwa 10 Minuten und der Weg macht einen guten, glatten Eindruck, sollte also auch mit einem schweren Trolley zu bewältigen sein.
    Der Himmel hat sich schon sehr zugezogen, als wir die LOFOTEN erreichen.


    Bald sind auch alle anderen wieder an Bord, und wir legen pünktlich in Trondheim ab.


    Es geht vorbei an der Insel Munkholmen langsam den Fjord hinaus.


    Als wir Richtung Nord-West drehen wir der Fjord enger. Die See zeigt hier immer mehr weiße Schaumkronen und der Wind nimmt stark zu.


    Das lässt uns schon ahnen, was bald auf uns zu kommt.


    Schließlich durchfahren wir die Grandevika und den Tarvafjord und erreichen eine offene Seestrecke, den Frohavet.
    Hier geht der Tanz nun richtig los.


    Das Schiff bäumt sich auf und kracht dann, mit großer Gischtwolke, wieder zurück ins Wasser. Dabei rollt die kleine LOFOTEN heftig nach allen Seiten. Alles was jetzt nicht irgendwie festgemacht ist, fliegt auf dem Deck hin und her.


    Doch trotz des heftigen Seeganges und des schlechten Wetters zeigen sich immer wieder stimmungsvolle Momente.


    So geht es weiter in stürmischer Fahrt, bei Wellen bis zu geschätzen vier Meter, in Richtung Rørvik. Das Abendessen nehmen wir während der Fahrt durch den Stokksund ein, da es da zumindest etwas ruhiger bleibt. Doch kaum sind wir wieder auf freier Strecke, geht der Ritt weiter.


    Dadurch wird der letzte Teil des Abendessens zu einem besonderen Erlebnis. Teller und Tassen fliegen von den Tischen, die Rotweinflaschen vornweg (mein Bierglas habe ich fest in der Hand). An der Buffet-Anrichte sind rechts und links die Teller eingelassen und federnd gelagert. Die Tellerberge schaukeln sich jetzt mit jeder Welle höher und höher, bis der ganze Tellerturm mit viel Getöse quer durch das Restaurant fliegt. Ich bewundere die blonde Restaurantchefin (die, die uns auch empfangen hatte), die das Malheur mit einem Lachen wegsteckt. Sie scheint sowas wohl schon gewohnt zu sein.


    Wir durchqueren nun die Folda, und haben reichlich Verspätung. Da man ohnehin nichts mehr sieht, und wir wohl Røvik erst sehr spät erreichen werden, beschließe ich den Tag zu beenden.
    Ich begebe mich in meine Kabine und nachdem mir endlich das Ausziehen bei dem Geschwanke gelungen ist, lege ich mich in die Koje. Ich genieße dort mit einem Schmunzeln im Gesicht die Tatsache, dass meine Füße in einem Moment eineinhalb Meter über mir sind und ich im nächsten Moment fast im Bett stehe. Erstaunlicherweise schlafe ich dann doch recht schnell und tief ein.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
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  • Ziemlich schneesicher! Besonders in den 50er und Anfang dder 60er Jahren, als wir dort gewohnt haben! Dann haben wir allzu viel gehabt. Waehrend der letzten Jahre hat es auch Jahre mit wenig oder fast keinem Schnee gegeben.

  • Dienstag, 7.November 2006


    Als ich erwache, fühle ich mich topfit. So gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Lediglich einmal bin ich in der Nacht aufgewacht, da draußen zuerst ein heftiges Krachen und danach laute Rufe zu vernehmen waren. Erst später erfahre ich, dass wir da eine Palette der Ladung verloren hatten, die auf dem Vordeck stand und deren Verzurrung im Sturm gerissen war.
    Mittlerweile haben wir aber wieder ruhige See, wie ich an der stabilen Lage des Schiffes bemerke. Also gemütlich duschen und dann zum Frühstück. Nach dem Frühstück, es ist kurz nach acht Uhr und noch stockdunkel, begegnet uns die M/S FiINNMARKEN, das längste der Hurtigrutenschiffe.


    Ich begebe mich zum oberen Panoramaraum, vor dessen Tür ein Monitor mit einer elektronischen Seekarte steht. Ich erkenne, dass wir uns zwischen Nesna und Ørnes befinden, haben aber den Polarkreis bereits überquert. Der Regen hat zwar aufgehört, aber die Wolken hängen noch sehr tief.


    Im Panoramaraum trudeln jetzt, nach und nach, meine Mitreisenden ein. Ich erfahre, dass die Polarkreisüberquerung etwa um 7:43 Uhr stattgefunden hat. Wir hatten gestern alle unseren Tipp abgeben können, auf welchen Zeitpunkt wir die Überquerung schätzen, ein beliebtes Ratespiel auf der Route. Ich hatte die Zeit auf 7:50 Uhr geschätzt und lag somit nur um sieben Minuten daneben. Gewonnen hatte aber unser Holländer, der nur sich nur um wenig über eine Minute verschätzt hatte.


    Ich begebe mich wieder zu meinem Lieblingsplatz, auf eine der Brückennocks. Hier genieße ich die Ruhe und lasse die vorbeiziehende, traumhafte Landschaft auf mich wirken. Auf den Bergspitzen kann man bereits, sofern sie nicht durch Wolken verdeckt sind, dünne Schneeauflagen erkennen.


    Die Besiedlung an Land wird langsam wieder dichter, wir nähern uns also unserem nächsten Hafen, Ørnes.


    Es hat wieder leichter Regen eingesetzt, als wir in Ørnes anlegen. Trotzdem nutze ich die Gelegenheit, während der kurzen Anlegezeit, von Bord zu gehen, und mir mit einem kleinen Spaziergang an Land die Beine zu vertreten.


    Der Aufenthalt ist nur kurz, obwohl wir die Verspätung von gestern wieder aufgeholt haben.
    Wir verlassen Ørnes wieder und machen uns auf den Weg nach Bodø, unserer letzten Station vor der Überfahrt zu den Lofoten.


    Eine Schnellfähre, die Ørnes erst viel später verlassen hat, überholt uns aber schon bald danach. Die weitere Fahrt verläuft weitestgehend ruhig, geschützt hinter vorgelagerten Inseln.


    Dann kommt noch eine kurze offene Seestrecke. Hier schaukelt es wieder ein wenig mehr, aber mittlerweile nimmt man dies kaum noch zur Kenntnis.


    Doch schon bald schützen uns wieder große Inseln gegen die See und den Wind.


    Steuerbord voraus taucht die Stadt Bodø auf.


    Der Hafen dieser Stadt ist sehr groß und viele Schiffe haben hier festgemacht. Der Jachthafen scheint bis auf den letzten Liegeplatz belegt zu sein. Neben unserer Anlegestelle kann ich auch mehrere Schnellfähren erkennen.


    Mehr als zwei Stunden beträgt unsere Liegezeit in Bodø, so dass Torsten und ich uns entschließen, einen ausgiebigen Bummel durch die Stadt zu machen. Doch schon bald sind wir sehr enttäuscht, die Stadt besteht eigentlich nur aus einer langen Hauptstrasse an deren Ende ein großes Einkaufzentrum steht. Viel zu sehen gibt es hier wirklich nicht, die Stadt wirkt eher langweilig. Lediglich der hier schon reichlich liegende Schnee ist schön anzusehen und gibt uns einen kleinen Vorgeschmack auf das noch Kommende. Wir nutzen zumindest das Angebot an Fast-Food und essen im Einkaufszentrum eine Kleinigkeit.


    Danach schlendern wir wieder langsam zurück zum Schiff. Dabei begegnen uns auch die anderen Passagiere, die der Stadt genausowenig abgewinnen können. Wir erfahren, dass uns das deutsche Ehepaar, das sich immer etwas zurückgehalten hatte, hier verlassen hat. Wahrscheinlich haben sie sich deshalb so abgesondert, da sie wussten, dass sie nur ein kurzes Stück mit uns fahren.
    Bereits 40 Minuten vor Abfahrt erreichen wir schon wieder das Schiff.


    Als wir wieder ablegen, stellen wir fest, dass sich die Zahl der Passagiere nicht verkleinert hat, da zwei junge Männer aus Deutschland in Bodø zugestiegen sind.


    Noch lange sehen wir an Steuerbord die nördlichen Vororte von Bodø,


    bevor wir die Insel Landegode an Backbord umrunden. Nun liegt wieder eine offene Seestrecke vor uns, der Vestfjorden. Erstaunlicherweise ist es eine sehr ruhige Überfahrt zu den Lofoten, oder haben wir uns etwa schon so an die Schaukelei gewöhnt? Als wir auf Stamsund zufahren ist es längst stockdunkel und von der so gepriesenen Lofotenwand können wir nichts erkennen. Nach kurzem Aufenthalt in Stamsund geht es, entlang der Lofoten, nach Svolvær. Wir nutzen die ruhige Fahrt um das, wie immer hervorragende, Abendessen zu uns zu nehmen. Svolvær hat einen schönen kleinen, durch lange Molen geschützten Hafen.


    Da wir hier eine Stunde Liegezeit haben, hat Egbert, unser Reiseleiter, kurzerhand einen kleinen Ausflug für uns organisiert. Ein kleiner Bus wartet schon am Kai, und fährt uns ein Stück außerhalb von Svolvær zu einem kleinen privaten Trollfjordmuseum. Der Bus muss allerdings etwas weiter weg vom Museum parken. Also machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Mittlerweile regnet es wieder stärker. Es geht vorbei an riesiegen Holzgestellen, die der Trocknung des gefangenen Dorschs dienen. Später wird daraus Stockfisch hergestellt. Jetzt sind diese Gestelle leer. Schließlich erreichen wir das kleine Museum. Der Betreiber des Museums, ein Lofotenfischer, führt uns nun durch das Museum. Im Museum ist hauptsächlich die Schlacht um den Trollfjord im Bildern und Gemälden dargestellt.
    Dampfschiffe verstellten 1880 den Lofotenfischern die Zufahrt zum Trollfjord, um diesen selbst abzufischen. Die Fischer rebellierten, enterten die Dampfboote und verschafften sich so wieder Zugang zum Fjord. Der Museumsbetreiber hat uns Stockfischstücke mitgebracht. Eigentlich schmecken die wie ein Chip mit Fischgeschmack. Normalerweise werden diese getrockneten Stücke in Wasser aufgeweicht, sie nehmen dann wieder enorm an Umfang zu, und dann zubereitet. Mir schmecken die getrockneten Stücke nicht schlecht und ich nehme das Angebot des Fischers, reichlich zuzugreifen, gerne an und mache mir die Taschen voll.
    Nach kurzen Rückmarsch zum Bus, erreichen wir dann bald auch wieder unsere LOFOTEN und richten uns im Panoramasalon gemütlich ein. Die Reise geht weiter und bald verschwinden die Lichter von Svolvær hinter uns.


    Torsten und ich beschließen, die ruhige Fahrt wieder auf der Brückennock zu verbringen. Was nun kommt ist für mich noch heute noch das schönste Erlebnis dieser Reise. Wir fahren in den Raftsund ein, eine sehr enge, 26 km lange Wasserstrasse zwischen den Lofoten und den Vesterålen.
    In ruhiger Fahrt zieht das Schiff langsam durch den immer enger werdenden Sund. Dazu beleuchtet der Vollmond die zauberhafte, leicht verschneite Landschaft. An manchen Stellen wirkt der Sund so schmall, das man meint mit einem gewagten Sprung das Ufer erreichen zu können. Wir stehen auf der Nock, auf die Schanzung gelehnt, und saugen die fazinierenden Eindrücke gierig auf. Weit voraus tauchen zwei Lichter auf. Es sieht aus, als stünde am Ende des Sundes jeweils ein großer Kran rechts und links. Es dauert eine ganze Weile, bis wir nahe genug sind, um zu erkennen, das es sich um die Beleuchtung von Brückenpfeilern handelt. Diese Brücke stellt das Ende des Raftsundes dar, hier verlassen wir die Lofoten.
    Mittlerweile ist es lange nach Mitternacht und immer noch überwältigt von den fantastischen Eindrücken des Raftsundes suche ich schließlich die Koje in meiner Kabine auf.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Mittwoch, 8.November 2006


    Wir liegen bereits im Hafen von Harstad als ich aufwache. Ich habe kaum das Frühstück beendet, als wir bereits wieder ablegen.


    Der Regen hat gänzlich aufgehört, aber dafür ist es mittlerweile bitterkalt. Ich stehe wieder auf der Brückennock und merke, dass meine Jacke wohl doch nicht ganz für diese Temperaturen geeignet ist.


    Die weitere Fahrt an diesem Morgen verläuft sehr ruhig, da uns die Vesterålen gegen die offenen See abschirmen.


    Die Fahrt nach Finnsnes dauert annähernd vier Stunden, dabei überqueren wir den großen Vågstfjord.


    Heute ist eine Brückenbesichtigung angesagt. Egbert, unser Reiseleiter holt uns ab, und gemeinsam gehts hoch auf die Brücke.


    Kapitän und zwei Offiziere stehen uns hier ausgiebig Rede und Antwort. Unsere Hamburger Schiffsausrüster und auch die Holländer fachsimpeln lange mit dem Kapitän. Dann bekommt der Holländer seinen Preis für die gewonnene Schätzung der Polarkreisüberquerung, eine HR-Kaffeetasse. Anschließend wird jedem der Passagiere ein Zertifikat der Polarkreisüberquerung überreicht.


    Ich nutze die Zeit nach der Brückenbesichtigung für einen umfangreichen Rundgang durch das Schiff. Ich beginne direkt oben vor dem Panoramaraum,


    arbeite mich durch den Niedergang


    ein Deck tiefer zum Restaurant,


    nicht ohne ein Bild von unserem Tisch zu machen.


    Vom Restaurant geht es, durch die Cafeteria zur Bar.


    und wieder zurück. Dabei entdecke ich in der Cafeteria eine Ecke, in der Hurtigruten-Artikel angeboten werden. Hier gibt es auch dicke Windbreaker mit Kapuze, leider nicht in meiner Größe. Ich frage die blonde Restaurantchefin, ob ich diese Jacke auch in meiner Größe haben kann. Sie hat leider diese Größe nicht, will aber auf den anderen Hurtigrutenschiffen fragen, ob irgendwo meine Größe vorrätig ist. Ich willige zu, obwohl ich eigentlich gerne eine Jacke mit der Aufschrift MS LOFOTEN hätte. Direkt gegenüber dem Restaurant geht es noch in den unteren Panoramaraum,


    der aber meist von den einheimischen Kurzreisepassagieren genutzt wird. Das Wetter wird mit jeder Seemeile immer besser. Die Wolkendecke steigt höher und höher und teilweise schaut auch schon die Sonne durch.


    Nun taucht Finnsnes vor uns auf. Die 1147 m lange Gisundbrücke ist schon von weitem zu sehen.


    In diesem Breitengraden steht zu dieser Zeit, es ist 11:30 Uhr, die Sonne nur knapp über dem Horizont.


    Der kleine Hafen von Finnsnes ist tiefverschneit.


    An einem Gebäude im Hafen hängt eine schöne Werbetafel, ein sehr beliebtes Fotomotiv.


    Unsere Liegezeit hier ist nur kurz, trotzdem nutzt fast jeder die Gelegenheit und dreht eine kleine Runde im Hafenbereich.


    Bald schon legen wir wieder ab, unterqueren die Brücke und dampfen langsam den Gisund entlang.


    Hier ist die Landschaft rechts und links bereits tief verschneit und weckt beinahe weihnachtliche Gefühle in einem.


    Nur selten begegnet uns hier noch ein Schiff, höchsten hier und da ein kleiner Fischkutter.


    Ab und zu wird die weiße Landschaft durch die Lichter kleiner Ortschaften aufgelockert. Dann ist schon Tromsø in Front zu sehen.


    Hier habe ich den Landausflug Hundeschlittentour mitgebucht. Wir sind insgesamt zu neunt, als wir den schon bereitstehenden kleinen Bus besteigen. Neben den Hamburgern, Holländern und Schweizern sind noch die beiden jungen Männer mit dabei. Auf der Fahrt zu der Huskyfarm erklärt uns eine junge norwegische Musher viel über Schlittenhunde und die Rennen die mit ihnen veranstaltet werden. Ich habe zwar meine Kamera dabei, allerdings habe ich auf ein Stativ verzichtet, da ich nicht zuviel mitnehmen wollte in den Hundeschlitten. Dies stellt sich, als wir nach etwa 35 Minuten Fahrt ankommen, als Fehler heraus. Es ist inzwischen so dunkel, dass nur noch Aufnahmen mit langer Belichtungszeit möglich sind. Hier ist ein Verwackeln nicht mehr zu verhindern.


    Zuerst machen wir einen Rundgang zwischen den angebundenen Hunden. Diese sind sehr freundlich und lassen sich gerne streicheln. Wir bekommen nun Schutzanzüge gegen die herrschende Kälte und werden auf fünf Schlitten aufgeteilt. Ich bekomme als Einziger einen Schlitten für mich alleine. Noch ist der Schlitten durch eine Bremse im Schnee verankert, aber die Hunde springen bereits wie wild ständig in ihr Geschirr. Dabei herrscht ein lautes Gejaule und Gebell. Da die Saison gerade erst beginnt, sind die Hunde noch ganz wild darauf zu rennen und sich auszupowern.
    Als die Musher die Schlitten freigeben, ziehen die Hunde mit Wucht an und es ist schlagartig ruhig. Nur noch das Hecheln der Hunde ist von nun an zu hören. Der junge Muscher, der meinen Schlitten lenkt, erklärt mir während der Fahrt noch viel über die Schlittenhunde. Ganz vorne sind die Leithunde eingespannt, meist weibliche Hunde, da diese intelligenter sind. Die beiden Hunde direkt vor dem Schlitten hingegen sind die kräftigsten Tiere im Gespann.


    Wir fahren über ein tiefverscheites Hochplateau, mit einem fantastischen Blick hinunter in den Fjord. So schön es ist alleine in einem Schlitten zu sitzen, so hat es doch auch seine Nachteile. Bei jeder kleinen Bodenwelle rutsche ich tiefer in den wärmenden Fellsack und muss mich dann mühsam wieder hocharbeiten. Meine Nase signalisiert mir immer wieder, dass die Hunde auch während der rasenden Fahrt ab und an Luft ablassen, aber das gehört eben dazu. Die Hin- und Rückfahrt dauert gut eineinhalb Stunden. Danach entledigen wir uns der wärmenden Anzüge und werden zu den jungen Hunden geführt. Diese werden schon in jungen Jahren an Fremde gewöhnt, daher dürfen wir diese auch auf den Arm nehmen.
    Anschließend sitzen wir noch in einem Samenzelt am offenen Feuer und bekommen Kaffe und Kuchen. Die Rückfahrt dauert wieder etwa 30 Minuten, bevor man uns wieder am Hafen absetzt. Ich nutze die wenigen verbleibenden Minuten noch für einen kleinen Rundgang durch Tromsø, eine gemütliche und sehr schöne Stadt.


    Kurz nach dem Ablegen gibt es Abendessen. Die Restaurantchefin hat noch eine kleine Überraschung für mich. Sie hat, wie sie sich ausdrückt, im Keller noch einen Windbreaker in meiner Größe mit MS LOFOTEN-Aufschrift gefunden. Die Jacke passt auf Anhieb und wird von nun an mein ständiger Begleiter sein. Allerdings frage ich mich seit dieser Zeit verzweifelt, wo die MS LOFOTEN ihren Keller hat.



    Ich verbringe nun noch einige Stunden auf der Brückennock, auch um meine neue Jacke auszuprobieren, bis ich mich entschließe heute etwas früher in der Koje zu verschwinden.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
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  • Donnerstag, 9.November 2006


    Es ist noch sehr früh, als ich aufwache. Draußen ist es still, nur ein leises Gluckern an der Bordwand ist zu hören. Wir liegen also scheinbar im Hafen von Hammerfest. Ich nutze die Zeit um in meiner Kabine ein wenig aufzuräumen. Nicht das meine Kabine unordentlich wäre, aber im Koffer muss ich etwas umräumen, Schmutzwäsche zusammen in eine Plastiktüte und die Dinge, die man hier und da mal eben schnell in den Koffer gelegt hat, wieder dahin wo sie sein sollen. Tagesmäßig gesehen, ist meine Reise jetzt zur Hälfte um.
    Danach bin ich im Restaurant mal wieder der erste zum frühstücken. Es ist noch gar nicht alles auf dem Buffet angerichtet, also gehe ich kurz noch nach draußen um Luft zu schnappen. Kurz danach ist das Buffet komplett und ich genieße die Ruhe beim Frühstück. Besonders die Fisch- und Krabbencremes haben es mir angetan. Zuerst hatte ich noch Bedenken diese Cremes als morgentlichen Brotaufstrich zu nutzen, aber nachdem ich mich irgendwann einmal überwunden hatte und probiert habe, möchte ich diese Pasten nicht mehr missen.
    Mittlerweile hat das Schiff wieder abgelegt und wir befinden uns wieder in voller Fahrt.
    Die Landschaft ist nun zu beiden Seiten tiefweiß und die Temperatur schon weit im Minusbereich.


    Kurz nach acht Uhr taucht ein Schiff am Horizont auf. Es ist die südgehende MS POLARLYS, die scheinbar ihrem Fahrplan um einiges voraus ist.


    Wie immer betätigen wir, als nordgehendes Schiff zuerst unser Horn zur Begrüßung, zweimal lang, einmal kurz. Die POLARLYS antwortet uns mit zweimal lang, einmal kurz und einmal lang, bevor sie zügig an uns vorbeifährt. Auch auf der POLARLYS stehen nur wenige Personen auf den Außendecks und winken herüber.


    Unsere Fahrt gen Norden geht weiter, während die herrliche weiße Bergwelt zu beiden Seiten durch die nun aufgehende Sonne in rötliches Licht gehüllt wird.


    Dadurch wirkt die Landschaft an back- und steuerbord fast wie ein Gemälde früher niederländischen Künstler, wie Pieter Bruegel oder Hendrick Avercamp.


    Wir machen gute Fahrt in der ruhigen See,


    und bald schon erscheint unser nächster Haltepunkt, Havøysund, in Sichtweite.


    Wir liegen sehr gut im Fahrplan und können Havøysund schon gegen 10 Uhr wieder verlassen. Ein Seeadler zieht ruhig seine Bahn, als wir uns von Havøysund entfernen.


    Ich genieße die wunderschöne morgentliche Fahrt auf den Außendecks des Schiffes.


    Es ist allerdings nicht ganz ungefährlich hier oben. Die große Kälte hat die Decks an einigen Stellen stark vereist und man muss sich schon gut festhalten wenn man diese überquert.


    Seemeile für Seemeile schieben wir uns Richtung Norden und die Küste zeigt sich von ihrer absoluten Schokoladenseite.


    Wir befinden uns nun bereits im Magerøysund und die Felsen rücken immer näher an unser Schiff heran.


    Der Sund wird wieder breiter und es dauert nicht mehr lange bis wir Honningsvåg erreichen, der Hafen für den Ausflug zum Nordkapp.


    An diesem Ausflug nehmen 12 Passagiere und auch Egbert teil. Wie üblich erwartet uns schon ein Bus am Kai. Für die Fahrt zum Nordkapp haben wir aber zusätzlich eine örtliche Reiseleiterin, eine Schottin, die vorübergehend in Norwegen lebt und arbeitet.


    Die Fahrt geht auf und ab durch eine tiefverschneite Landschaft, vorbei an einem See und entlang einer Hochebene.


    Der Busfahrer nimmt es mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit nicht so genau und wir scheinen über die Schneedecke zu fliegen. Dadurch erreichen wir das Kapp schon nach knapp 40 Minuten. Vor uns ragt ein großes Gebäude aus der Schneedecke heraus.


    Rechts neben dem Parkplatz bilden mehrere Steine ein Monument, das 1989 von sieben Kindern aus aller Welt errichtete 'Kinder der Welt'-Monument, welches Kooperation, Freundschaft, Hoffnung und Freude über alle Grenzen hinweg symbolisiert. Eine große Infotafel davor gibt die entsprechenden Auskünfte.


    Direkt vor dem Gebäude steht ein Wegweiserstein, der zum Globus weist.


    Als erstes begeben wir uns durch das Gebäude auf die andere Seite zu dem Globus,


    der den nördlichsten Festlandpunkt Europas kennzeichnet. In Wirklichkeit ist aber die Landzunge links vom Kapp der eigentlich nördlichste Punkt.


    Wir sind die einzigen Besucher am Kapp und das große Gebäude gehört uns alleine. Zumindest befindet sich an der Kaffeebar eine Bedienung, die uns mit gutem, starken und warmen Kaffee versorgt. Danach geht es ein Stockwerk tiefer in ein Panoramakino, in dem uns dann ein schöner Film über die vier Jahreszeiten am Nordkapp mit wunderschönen Aufnahmen gezeigt wird. Als wir wieder nach draußen kommen, hat die Dämmerung bereits eingesetzt.


    Wir steigen wieder in den bereitstehenden Bus,


    und nach einer diesmal etwas ruhigeren Fahrt erreichen wir wieder Honningsvåg.


    Wir verlassen den kleinen Hafen von Honningsvåg,


    kurz nach 15:45 Uhr und die weitere Fahrt verläuft sehr ruhig. Das Schiff schaukelt gemütlich durch die Wellen, ein Rythmus, an den ich mich schon gut gewöhnt habe. Es kommen nun noch zwei kleine Zwischenstopps in Kjøllefjord und Mehamn, dem nördlichsten Hafen der Route. Von Mehamn aus geht es noch ein Stück nördlich rund um die Landzunge Varnesodden, bevor das Schiff wieder leicht südöstlichen Kurs nimmt. Es ist schon nach 23 Uhr als wir noch weit vor Berlevåg die Maschinen drosseln, und schließlich ganz stoppen.


    Wir müssen hier draußen warten, da der Hafen von Berlevåg zu klein ist für zwei Schiffe und die M/S Narvik bereits im Hafen liegt. Das ist hier nicht unüblich und meist muss das nordgehende Schiff warten. Ich sitze zur Abwechslung alleine im Panoramaraum, als der Holländer von außen ins Schiff hineinruft: "Polarlicht, Polarlicht!". In windeseile habe ich meine warmen Sachen an und renne hoch zur Brückennock. Der Kapitän hat weitestgehend alle Lichter auf den Außendecks gelöscht.


    Kurz danach höre ich die Stimme von Egbert aus den Lautsprechern, die alle Passagiere über die Aurora Borealis unterrichtet. Nur fünf Minuten später sind alle Passagiere auf Deck und bewundern die herrlichen grünen Schleier am Himmel.


    Ich verzichte darauf mein Stativ aus der Kabine zu holen, da das Schiff doch so sehr schwankt, so dass ich mit Stativ eher noch schlechter Aufnahmen bekomme. Das nächtliche Schauspiel am Himmel hält noch bis nach Mitternacht an.


    Selbst als die Narvik den Hafen verläßt und an uns vorbeizieht, tanzen noch die grünen Schleier am Himmel.


    Erst als wir den Hafen von Berlevåg wieder verlassen, wird das durch Sonnenwinde verursachte Polarlicht schwächer und schwächer, um schließlich ganz zu verschwinden. Erneut tief beeindruck von den Geschehnissen falle ich bald darauf müde in meine Koje.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
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  • Danke Trollinchen. Ich hoffe, das ich bald fertig werde mit dem Bericht, damit ich auch die Zeit habe eure schönen Berichte zu richtig zu lesen (hab sie bis jetzt meist nur kurz überflogen).
    Ja, wir hatten reichlich Schnee, Eis und Kälte, ganz im Gegensatz zu meiner Fahrt im Januar diesen Jahres, wo es nur selten unter 0 °C war. ;)

    Gruß Jobo,


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  • Freitag, 10.November 2006


    Es ist schon spät als ich aufwache. Noch vor dem Frühstück verlassen wir die Ortschaft Vadsø, die nur nordgehend angelaufen wird.


    Nachdem ich meinen morgentlichen Hunger gestillt habe, begebe ich mich schnell wieder auf die Brückennock. Es ist heute sehr kalt, aber der Himmel zeigt sich in strahlendem Blau, durchsetzt von dünner Bewölkung.


    Wir durchqueren nun den breiten Varangerfjord. Während auf der einen Seite der Mond noch hoch am Himmel steht, schiebt sich auf der anderen Seite gerade die Sonne über den Horizont.


    Dieser traumhafte Sonnenaufgang begleitet uns noch sehr lange.


    Als es die Sonne dann schließlich über den Horizont schafft, lässt sie die weißen Bergspitzen erstrahlen.


    Vor uns taucht nun eine weiße Wand auf. Es ist die Einfahrt zum Bøkfjord.


    Das Wasser des Fjordes ist erheblich wärmer als die Temperatur der Luft darüber. Dadurch steigt Dunst vom Wasser auf und bildet eine durchgehende weiße Dunstwand nur wenige Meter über dem Wasser.


    Ein neben uns fahrender Fischkutter verschwindet fast gänzlich, als er in den Dunst einfährt.


    Die LOFOTEN hat längst die Fahrt gedrosselt und wir schleichen fast im Schritttempo in den Fjord. Die ganze Szenerie hat etwas absolut gespenstisches. Kaum das man die Maschine hört, gleiten wir langsam durch den Nebel.


    So geht es wohl mehr als 30 Minuten Meter für Meter immer tiefer in den Fjord.


    Erst als wir nach Backbord abdrehen, verschwindet der Dunst und macht einem blauen Himmel mit strahlendem Sonnenschein Platz.


    Nur noch vereinzelt steigt auch hier noch Dunst auf.


    Endlich erreichen wir pünktich den Hafen von Kirkenes, dem End- und Wendepunkt der Hurtigruten.


    Die beiden Französinnen verlassen uns hier, ihre Reise endet hier. Von den restlichen Passagieren brechen nun 10 auf zu der gebuchten Fahrt an die russischen Grenze. Egbert, unser Reiseleiter ist natürlich auch mit von der Partie. Wir besteigen einen kleinen Bus, gerade groß genug für uns, und die Fahrt geht zuerst durch die Stadt Kirkenes.


    Kirkenes und Umgebung sind tiefverschneit und es herrscht eine Außentemperatur von -18°C. Unterwegs erzählt uns Egbert, dass wir aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht direkt zum eigentlichen Grenzübergang fahren. Da wir in einem kleinen Bus unterwegs sind, fahren wir ein Stück weiter und dann einen Feldweg hoch, direkt bis zum Grenzzaun.


    Hier kann man auf der russischen Seite den gelben und auf norwegischer Seite den roten Grenzpfahl sehen. Wir versinken hier teilweise bis zu den Oberschenkeln im Schnee.


    Auf der linken Seite ist ein großer See, durch den mittig die Grenze verläuft. Hinter uns kann man hinter einem Baum einen norwegischen Wachturm erkennen.


    Vor dem Zaun ist eine große Warntafel mit Informationen und Bestimmungen zur Grenze angebracht.


    Wir verbringen rund eine Stunde an diesem abgelegenen Punkt und genießen die winterliche Idylle, dann fahren wir weiter mit dem Bus zur eigentlichen russischen Grenze. Die Fahrt führt uns entlang verschneiter Felder und wir überqueren schließlich den Ausläufer des Sees.


    Wir erreichen den offiziellen Grenzübergang um erneut bei traumhaftem Winterwetter durch den Schnee zu stampfen.


    Hier liegt der Schnee so dick auf den Ästen der Bäume und Büsche, das diese fast unter der Last abbrechen.


    Die Sonne spiegelt sich in den Schneekristallen.


    Nach einem letzen ausgiebigen Rundumblick auf die schöne verschneite Landschaft,


    machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Kirkenes.


    In Kirkenes angekommen fahren wir noch auf einen hoch über der Stadt gelegenen Aussichtspunkt.


    Es öffnet sich uns ein herrlicher Rundumblick über die Stadt und die Umgebung. Selbst der Hafen mit unserer Lofoten ist von hier oben gut zu sehen.


    Bald geht es wieder abwärts in Richtung Hafen. Der Bus lässt uns ein gutes Stück vor dem Hafen raus, da einige Passagiere die noch verbleibende Zeit zu einem Einkauf in einem kleinen Laden am Eingang zum Hafenbereich nutzen wollen.


    Torsten und ich spazieren gemütlich zu unserer LOFOTEN, vorbei an den Lagerhallen von denen lange Eiszapfen herunterhängen.


    Am Schiff angekommen, kann ich nicht umhin 'meine' MS LOFOTEN in dieser herrlichen Kulisse zu fotografieren. Sie ist einfach für mich das schönste Schiff nördlich des Äquators.


    Bald trudeln auch die anderen Passagiere von ihrer Einkaufstour wieder ein und wir können Kirkenes pünktlich verlassen um die südgehende Route anzugehen. Die meisten Passagiere versammeln sich nun im oberen Panoramaraum. Egbert erklärt uns da, es sei eine gute alte Hurtigruten-Tradition in Vardø die Festung Vardøhus zu besuchen. Es gäbe dort einen alten Rentner, der sich mit der Führung durch die Festung ein kleines Zubrot verdiene.
    Als wir Vardø erreichen hat uns die Dunkelheit schon fest im Griff. Fast alle Passagiere machen sich nun, zusammen mit Egbert, auf den Fußweg zur Festung.


    Tatsächlich werden wir dort von dem alten Rentner erwartet, der sichtliche Freude zeigt, dass wir uns für die alte Festung interessieren. In den Räumen der Festung kann man alte Uniformen, Waffen und viele ander Exponate bewundern. Neben Modellschiffen in Vitrinen steht auch ein altes Motrorrad in der Festung.


    Wir erfahren, dass dies die nördlichste Festung der Welt ist. Die Wohn- und Speiseräume des Kommandanten bilden den Abschluss der Besichtigung.


    Der Schnee knirscht frostig unter unseren Schuhen als wir uns wieder auf den Rückweg zum Schiff machen. Die LOFOTEN liegt geduldig am verschneiten Kai bis wir alle wieder an Bord sind.


    Wir sitzen nun alle wieder zusammen im Panoramamraum, eine mittlerweile gut funktionierende Gemeinschaft. Alle gemeinsam beobachten wir das An- und Ablegen in Båtsfjord. Allerdings haben wir uns eine leichte Verspätung eingehandelt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass uns das nordgehende Schiff, die M/S RICHARD WITH, schon weit vor Berlevåg begegnet.


    Die Uhr zeigt eine Stunde Verspätung, als wir schließlich Berlevåg erreichen. Als wir dann nach Mitternacht den Hafen wieder verlassen, bewahrheitet sich, dass Berlevåg immer eine gute Adresse für Polarlicht ist. Erneut schieben sich die grünen Schleier über den Himmel.


    Gut eine halbe Stunde dauert das fantastische Schauspiel, bevor der Himmel wieder in völlige Dunkelheit taucht. All die herrlichen Eindrücke des Tages begleiten mich schließlich in meine Koje.

    Gruß Jobo,


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  • Samstag, 11.November 2006


    Das Schiff schaukelt heftig, als ich wach werde. Der Seegang hat also zugelegt. Bei diesem Seegang zu duschen erfordert viel Geduld und Bewegung. Durch das Rollen des Schiffes ist der Duschstrahl immer da, wo ich nicht bin. Ein erster Blick nach draußen lässt für die weitere Fahrt nichts Gutes erwarten.


    Die Liegezeit in Havøysund nutze ich um in Ruhe zu frühstücken. Ich bin bereits fertig damit, als Torsten auftaucht. Wir verabreden uns für später auf Deck. Kaum legen wir ab, beginnt die heftige Schaukelei erneut. Kurz nach neun Uhr erscheint die nordgehende M/S TROLLFJORD Backbord voraus.


    Ich stehe mit einigen anderen Passagieren und Egbert draußen neben dem Panoramaraum. Es ist ein überdachter Außengang, der nun etwas Schutz gegen die Gischtwolken des Schiffes bietet.
    Hier warte ich mit der Kamera vor dem Auge, bis die TROLLFJORD voll im Kamerasucher erscheint, während die anderen weiße Handtücher halten, um herüberzuwinken. Genau in dem Augenblick als die TROLLFJORD mittig im Sucher erscheint drücke ich ab und bekomme im gleichen Moment eine heftige Dusche durch eine riesige Gischtwolke.


    Egbert reicht mir schmunzelnd sein Handtuch und unter dem Gelächter meiner Mitreisenden trockne ich zuerst meine Kamera und dann mich selbst ab. Zum Glück hat mein Windbreaker das meiste abgehalten. Es geht nun weiter, in heftiger Sturmfahrt.


    Wir erfahren von Egbert, dass wir Windstärke 9 haben, aber zum Glück ablandigen Wind. Bei unserer nordgehenden Fahrt hinter Trondheim hatten wir Windstärke 6 aber mit auflandigem Wind. Fast drei Stunden geht es nun durch die Wellen. Von Torsten bekomme ich nichts mehr zu sehen. Erst als Hammerfest vor uns auftaucht, lässt das Schaukeln nach. Dafür pfeift hier ein eiskalter Wind.


    Wir haben hier 90 Minuten Aufenthalt, allemal genug für einen ausgiebigen Spaziergang. Zuerst gehts am geschlossenen Eisbärenmuseum vorbei bis zur Hauptstraße.


    Von der Hauptstraße aus kann man sehen, wie an dem Berghang im Hintergrund der eisige Wind den Schnee den Berg hochbläst.


    Die Gehwege sind, sofern sie nicht beheizt sind, stark vereist. Man kann sich hier kaum auf den Beinen halten. Ich beneide einige andere Passagiere, die so schlau waren, sich Spikes für die Schuhe mitzubringen.


    Im Hafenbecken kann man sehen, wie der steife Wind über das Wasser streicht.


    Wieder an Bord, beobachte ich erneut das Ablegemanöver, wie immer sehr interessant. So manches Mal schon konnte ich beobachten, wie wir bei Einfahrt in einen Hafen im Hafenbecken den Anker warfen, an dem wir uns dann später beim Ablegen vom Kai wegzogen. Hier wird die kleine Gangway, wie sie in jedem Hafen für die alten Schiffe bereitliegt, von einem Gabelstapler weggenommen.


    Kaum haben wir das Hafenbecken verlassen, tanzt die kleine LOFOTEN wieder auf den Wellen.


    Ich sitze im Panoramaraum in einem der Sessel und schau nach vorn durch eines der Fenster. Die Sessel sind am Boden mit Ketten befestigt und können dadurch nur wenig verschoben werden. Ich nehme das heftige Schaukeln kaum noch wahr.


    Ich bin eingenickt während der Schaukelei, als ich durch Egbert geweckt werde. Er hat uns eine Liste mit Literaturtipps von und über Norwegen mitgebracht und will uns Erläuterungen dazu geben. Er lässt den immer noch fehlenden Torsten ausrufen, aber er taucht immer noch nicht auf. Nach der kleinen Literaturkunde döse ich im Sessel erneut dem Abendessen entgegen, während Gischtwolke nach Gischtwolke gegen die Fensterscheiben klatscht.


    Das Abendessen findet heute später statt, die Crew will dazu unseren Aufenthalt in Skervøy nutzen. Hier taucht auch Torsten zum erstenmal wieder auf. Den Ärmsten haben die heftigen Wellen heute morgen während des Frühstück erwischt. Er hat es dann noch zu seiner Kabine geschafft, wo er, nach seinen eigenen Worten, sich 'das Frühstück nochmal hat durch den Kopf gehen lassen'. Erst gegen Abend wurde ihm dann wieder besser. Ich leihe ihm für den Rest der Reise meine Akkupressurarmbänder, die ich selbst nicht brauche. Diese Armbänder habe ich auch bei einigen Crewmitgliedern schon gesehen. Mitternacht ist gerade vorbei als wir Tromsø erreichen.


    Da wir hier erst um 1:30 Uhr wieder abfahren, beschließen wir, einen der vielen Pubs in Tromsø aufzusuchen. Egbert erklärt uns den Weg zum Skarven, einem Pub in der Nähe des Hafens. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir den Pub.


    Draußen in der Kälte stehen die Raucher und trinken ihr Øl. Der Eingang weist zwei Türen auf. Die linke führt zu einer Bar, die rechte, welche wir nehmen, zum Pub. Der Pub ist auf gemütliche Art rustikal eingerichtet, Schiffsmodelle hängen von der Decke herab.


    Das Bier schmeckt hervorragend nach diesem Sturmtag und kaum einer begnügt sich mit nur einem Glas. Rechtzeitig vor Abfahrt des Schiffes brechen wir auf,


    und erreichen nach wenigen Minuten die Lofoten. Wir beobachten noch die Abfahrt und sitzen noch eine Weile zusammen im Panoramamraum, bevor jeder in seiner Kabine verschwindet.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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