Eine lustige Sturmfahrt auf der MS Vesterålen - aber al dente geht anders! 07.-18.12.17

  • 7.12.17 Dag 1


    Pünktlich um 6.00 Treffpunkt. Anfahrt zum Flughafen Nürnberg läuft ohne Probleme und Zeitverzögerungen. Einer unserer Männer hat uns netterweise sehr früh morgens gefahren.


    Beim Check-In kann meine Reisebegleitung B. in der EDV nicht gefunden werden, aber die Frau mit den hübschen Locken meistert das alles prima. Ich muss wegen meiner linken Ferse 3 Mal durch den Sicherheits-Check – warum auch immer. Das Sicherheitspersonal ist sehr umsichtig mit uns. „Ich fliege heute zum ersten Mal.“ Sagt B. „ Ja, das habe ich mir schon gedacht. Sie sehen sehr umweltbewusst aus.“ Ok. Wir sind drin. Und ein kleiner Sperling auch. Er fliegt und zwitschert in der Wartezone umher. Ansonsten sehen hier alle sehr business-like aus.


    Der Start beim Hinflug ist spannend. Für B. ist das Muster des Teppichbodens im Flugzeug aber wesentlich interessanter als der Blick aus dem Fenster, aber wir kommen wohlbehalten in Amsterdam an.



    Wieder abgehoben erleben wir einen Sonnenuntergang über den Wolken. Es gibt fragwürdige Sandwiches und Getränke. Die nächste Landung in Regen und Sturm wird turbulent. Aber wir kommen an einem total gemütlichen Flughafen an. Wir sind in


    BERGEN?


    Nicht nur wir, sondern unsere Koffer sind auch alle da! Wir sind froh darüber.


    Der Transport ist gut organisiert, ein Bus kommt an die Haltestelle der Hurtigruten. Die Tickets für den Bus? Vergiss es, brauchen wir gar nicht. Der Busfahrer ist ein gemütlicher, älterer Herr, der lediglich die Köpfe seiner Passagiere zählt. Das scheint ihm zu reichen.


    Wir checken im Hurtigruten-Terminal ein. Läuft alles problemlos. Wir werden informiert über den Ablauf des restlichen Tages, die Nummer unseres Tisches im Restaurant und unserer Kabine. 414. Was für ein „Zufall“. Es ist die gleiche Kabine, die ich beim letzten Mal auch bewohnt habe. Ob da ein Troll wohl seine Finger im Spiel hatte?


    Bevor wir einschiffen bekommen wir eine Sicherheitsunterweisung. Fluchtwege, Sammelplätze und Gebrauch von Sicherheitsanzügen im Notfall.



    Heute gibt es ein vorgezogenes Dinner in Buffetform um 18.30: Fischsuppe, Schafskopf, Rote Bete, Gurkenmus, diverse Fischsalate, Jacobsmuscheln, geräucherter Lachs, Krabbensalat, Couscous, Marzipantorte, ….. Alles, alles köstlich.



    Nach dem Essen statten wir Bergen noch einen kurzen Besuch ab. Schönste Häuser sehen wir, quer verbrettert mit Sprossenfenstern, es sieht sehr gemütlich aus. Die Gassen sind steil, die Gehsteige sind mit Natursteinplatten belegt, die Straßen oft mit Kopfsteinen gepflastert, die Treppen der Häuser ohne Geländer (in Deutschland wäre das sicher vorschriftswidrig), die Regenabläufe der Häuser münden in gepflasterten Abläufen auf der Straße, die Bordsteine sind ebenfalls aus Natursteinen. Hierbei spielt der in Deutschland so geliebte rechte Winkel überhaupt keine Rolle. Die Straßen sind alle sehr sauber, überall findet man Sitzgelegenheiten, alles ist ordentlich, verspielt und sieht sehr geliebt aus.


    Wieder an Bord wird schnell ausgepackt und raus auf Deck F. UUUUUUND ABGELEGT!!!! Leider gibt es kein Getröte vom Schiff. Wir bleiben an Deck bis die Lichter von Bergen verschwinden.



    Das Wetter wird zunehmend schlechter. Der Regen peitscht und der Seegang nimmt zu.


    Glücklich und voller Vorfreude krabbeln wir gegen Mitternacht in unsere Koje. Eine wunderschöne Reise erwartet uns….



    8.12.17 Dag 2


    7 Stunden tiefen Schlaf haben wir hinter uns. Waaaaas? Schon aufstehen? Jetzt gibt es Frühstück. Nach der obligatorischen Händedesinfektion betreten wir das Restaurant.



    Wir haben Tisch 3, beim Dinner. Allerdings schnappen wir uns gleich „unseren“ Tisch, den wir nun fast zu jeder Malzeit benutzen werden. Von hier aus kann man fast alles sehen. Der Tisch steht direkt vor dem Kücheneingang. Jetzt aber mal ein Blick aufs Buffet: OAHA! Alles dabei: Eier, weich oder hart, Fisch in allerlei Variationen, warm oder kalt, Milch, mit oder ohne Lactose, Knäckebrot, mit oder ohne Gluten, Süßes, Saures, Deftiges, Pfannkuchen, Hörnchen, Marmelade, Wurst, Käse, Obst, Flocken, Nüsse, Trockenobst, unglaublich, einfach alles, was das Herz begehrt. Zu aller Anfang gibt es morgens immer ein Schnapsglas voll von geheimnisvollem Trunk (ist da Ingwer drin?), der uns das Essen zu behalten verspricht.



    Wir genießen ausgiebig. Und jetzt? Wo sind wir eigentlich? Und sind das etwa Sturmklappen, die an den Fenstern bugseits angebracht werden? Oha, wir haben 4,5h Verspätung. Mit Musik auf den Ohren fahren wir durch „ruhige“ Gewässer zwischen den Inseln durch.


    Es gibt eine Programmänderung. Jetzt geht es in die Vesterålen Stuen zu unserem Reiseleiter Svein, der seiner Aussage nach „fast Arbeit hat“ auf diesem Schiff. Er erzählt ein wenig über die Abläufe unserer Reise und anschließend gehen wir an Deck. Der Seegang nimmt währenddessen merklich zu. Wir fahren ins Stadhavet, offene See, einer der gefährlichsten Abschnitte unserer Reise. Die angekündigte Wellenhöhe beträgt 16m.



    Wir beziehen Posten im Trollfjorden Stuen, direkt unter der Brücke mit Aussicht auf den Bug und das, auf was wir uns zu bewegen. Es ist mehr als beeindruckend. Der Wellengang fühlt sich an, als befänden wir uns stellenweise im freien Fall.

  • ...würde gerne jetzt das Sturmvideo verlinken und krieg es nicht hin.... (ist in Facebook öffentlich)
    ok, ich liefere es nach...


    Fortsetzung 8.12.17 Dag 2


    Noch ist alles gut. Als B. dann beschließt, den Posten zu verlassen braucht sie aufgrund der nun rückwärts gehenden Fahrtrichtung und dem Verlust der Sicht auf den Horizont eine Kotztüte und eine starken Stuart, der sie dann nach mittschiffs bringt. Dort beruhigt sich die Sturmsituation in ihrem Magen langsam. Dennoch müssen noch zwei weitere Tüten ihrem Zweck nachkommen. Ich halte am Aussichtsposten aus. Die Seekrankheit bleibt mir weiterhin fremd. Als wir dann wieder laufen können gibt es schon wieder etwas zu essen. Wir aber wanken zuerst in die Kabine und wollen erst eine Stunde schlafen. Leider wachen wir auf, als das Mittagsbuffet schon vorbei ist. Aber unser Reiseleiter organisiert uns in der Cafeteria noch ein Sandwich. José, der tagsüber die Cafeteria betreut und abends den Barkeeper gibt, kann nicht glauben, dass ein Sandwich reicht und wir bekommen noch frisch gebackene Waffeln mit Marmelade und Sahne. Dazu Kaffee. Wir sind den beiden echt dankbar für die Stärkung.



    Wir legen jetzt in Ålesund an. Für 30min und eine klatschnasse Jacke. Der Regen peitscht und wir bewegen uns in einem 60° Winkel durch die Stadt. Der Wind ist wirklich stark. Hinwärts geht es langsam, dafür ist der Rückweg echt windgestützt und geht viel schneller. Wir versuchen Fotos zu machen, was der Wind nicht wirklich zulässt.


    Aber das eine oder andere Bild wird dann doch schon was. Ups, da hat jemand seine Jacke vergessen – oh, die ist ja aus Metall !



    Vor dem Essen trinken wir einen steifen Grog, zum Aufwärmen. Der sorgt für mächtig gute Stimmung und macht wieder warm.


    Beim Dinner haben wir anfangs recht wortkarge bis reichlich genervte Tischpartner. Nun, wir sind trotzdem in der Lage unser Dinner zu genießen und erfreuen uns an dem köstlichen Drei-Gänge-Menü. Zum Essen trinken wir von Anfang „table water please“, was uns den Spitznamen „The Water Ladies“ einbringt.



    Nach dem Essen gibt es noch Tee in der Vesterålen Stuen bei auffrischendem Wind. Es sind wieder 11 Windstärken und diesmal 20m Wellenhöhe angekündigt. Wir müssen echt kämpfen, um den Tee in den Tassen zu behalten. So ein wenig haben wir den Kampf dann auch verloren, was unsere Laune aber nicht dämpft. Man muss einen günstigen Wellen-Moment abwarten, um sich schnell in die Koje zu retten. Es ist nicht ganz so einfach bei diesem Wellengang. Schon mal bei Windstärke 11 eine „Toalett“ benutzt? Also das Zähneputzen fällt heute wegen Verletzungsgefahr aus.


    Wie Babys in der Wiege werden wir in den Schlaf geschaukelt.

  • Danke :thumbup: Wir haben täglich zusammen unser eigenes Logbuch verfasst und ich möchte dieses mal auch einige andere Aspekte einbringen, was das Schiff, das Essen und Kleinigkeiten unterwegs betrifft.


    9.12.17 Dag 3


    Wir haben soooo gut geschlafen. Natürlich zu wenig, wie immer. Nach dem Frühstück ziehen wir bei strömendem Regen und 2°C aus nach Trondheim. Vorsicht, stellenweise Glatteis!



    Es ist Samstag Morgen 9.00 und es ist so anders als in Deutschland. Wir sehen auf unserem Weg in die Innenstadt ganze 4 Menschen, incl. Straßenbahnfahrer und Taxichauffeur. Wir bummeln entspannt in die Innenstadt, vorbei an kunstvoll lichtgestalteten Häusern, dem sehnsucht-verursachenden Yachthafen in der blauen Stunde, am noch geschlossenen Weihnachtsmarkt, am Tinghus und hin zum Dom. Wir begnügen uns mit ein paar Bildern von außen.


    Gegenüber des Doms findet sich ein schönes Anwesen, welches erbaut wurde als Heim für elternlose Knaben. Mehrere Nutzungszwecke hat das Anwesen durchlebt, bis es in das Eigentum der Kirche überging.



    Zu einer anderen Seite des Doms befindet sich der Sitz des Erzbischofs und der Aufbewahrungsort der königlichen Kronjuwelen.



    Wir schlendern über einen schönen Friedhof. Hier gibt es keine Blumenbeete, lediglich Grabsteine, Kreuze und andere Kunstwerke, die die Grabstätten bezeichnen.

  • Danke, die wirklich schönen Fotos kommen noch! ;)


    Nach einem kurzen Spaziergang finden wir uns an der alten Zugbrücke wieder, die das Tor zur alten Innenstadt darstellt. Die Zugbrücke ist außer Funktion. Hier lässt sich nichts mehr ziehen, aber die Konstruktion steht trotzdem noch und wird in schönem Zustand gehalten. Rechts und links von der Brücke, die in die Stadt führt, sieht man die so typischen, auf Pfählen erstellten, bunten Speicherhäuser. Da ich im Baubereich arbeite ist dies für mich immer wieder interessant….



    Die schnuckeligen Gässchen laden uns zu einem „herzigen“ Capuccino in einem reizenden Café ein. Wir genießen den Blick auf die Freundlichkeit der Stadt und die ruhige, gelassene Art der Norweger, sich am Samstag Vormittag fort zu bewegen. Irgendwie scheinen die Uhren hier ein wenig langsamer zu gehen.



    Der Rückweg zum Schiff führt uns weiterhin zwischen wirklich hübschen Häuschen hindurch, über mit dem Stadtwappen (wir nehmen es an und haben bereits Forschungsaufträge zu diesem Thema weitergegeben) geprägte Gullideckel und kopfsteingepflasterte Gassen bis hin zu einem typisch modernen Frachthafen im kleinen Stil. Der Plan ist das Schwesterschiff „Nordnorge“ noch zu besichtigen. Diese hat die südgehende Route aufgrund des Sturms abgebrochen und will hier im Hafen abwettern. Leider ist uns der Besuch nicht möglich, da das Schiff den Liegeplatz frei machen musste und sich einen Platz im Hafenbecken auf der anderen Seite des Kais gesucht hat.



    Beim Ablegen umfahren wir Munkholmen, ein Inselgefängnis. Wir passieren beim Auslaufen die „Nordnorge“ und die beiden Schiffe grüßen sich mit 3x lang, 3x lang zurück, 1x kurz und 1x kurz zurück. Nett. So wird es immer sein, wenn sich die Schiffe der nordgehenden und südgehenden Route begegnen. Gleichzeitig zum Ton wird die Außenbeleuchtung in gleicher Frequenz geschalten und die Passagiere winken von hüben nach drüben. Ein schönes Gefühl legt sich ums Herz.


    Beim Mittagessen („al dente geht anders“) werden wir von 3 netten, älteren Ladies aus England kennengelernt. „Hei you girls! Where do you come from?“. Eigentlich dachten wir, dass es sich hier um 3 Freundinnen handelt, aber eine von ihnen stammt tatsächlich aus Utah, USA, trotz des schönen britischen Akzents.


    Während des Essens passieren wir die Nebelglocke und die Fosen Mekaniske Verksted (eine Werft), in der wahrscheinlich alle Einwohner des äußerst kleinen Ortes beschäftigt sind, und dann das Kjenugskjoer Fyr.



    Der Sonnenuntergang ist heute um 14.14. Wir bleiben an Deck bis zur Dunkelheit und Froststarre. Anschließend brauchen wir wirklich unseren täglichen Grog zum Aufwärmen. Das Dinner genießen wir heute bis 21.00. Obwohl wir uns alle aufgrund der Magenfülle kaum mehr bewegen können, serviert der Chefkoch heute eine absolute Köstlichkeit im Vesterålen Stuen: Miesmuscheln. Trotz totaler Übersättigung sind diese erstaunlich lecker und ich gönne mir noch drei ganze Becher voll davon.


    Ganz schnell geben wir noch den Zeittipp für die Polarkreisüberquerung an. Hätten wir aufgrund des Ablenkungsmanövers fast vergessen.


    Es gibt heute ein weiteres Highlight. Spontan und aus dem Ärmel gezaubert. Einer der Gäste hat sein Schifferklavier dabei und Svein kopiert schnell den Ordner mit den Texten für uns. Der „Aktivmusiker“ wird begleitet durch einen weiteren eingeborenen Mitreisenden und so versuchen wir lautstark norwegische Volkslieder zu schmettern. Die Stimmung ist super und unser Einsatz wird zukünftig bei jeder Begegnung von den beiden Norwegern mit einem immer freundlichen, verschmitzten Lächeln belohnt. Einfach nur schön!



    Im Anschluss müssen wir norwegisches Bier testen und die 6,5% geben uns den letzten Schwung ins gemütliche Bett.

  • 10.10.17 Dag 4


    Die Nacht ist unruhig. Wir haben 3 Mal angelegt. Vielleicht sind wir deshalb morgens ein wenig erschlagen und verpassen die Polarkreisüberquerung UM EINE MINUTE!!!!!!! :hail: Na dann halt auf der südwärts gehenden Route. Ab jetzt bewegen wir uns in der Arktischen See.
    Wir holen uns einen Kaffee in der Cafeteria. Er ist im Frühstück inbegriffen. Das wollen wir uns für die nächsten Tage merken. Wir genießen ihn in der arktisch-klaren Polarluft zur blauen Stunde.



    Das Frühstück wird heute schneller geschlemmt, sonntags mit Ei, hart oder weich, und dann wieder raus auf Deck in die blaue Stunde bis um 10.38. Dann kommen der Kapitän, der Hotelmanager, der Reiseleiter und unser hoheitlicher Besuch Neptun persönlich. Wir bekommen die Polartaufe. Ergebnis einer Groß-Suppen-Kelle Eis in Wasser: Nasse Strümpfe, nasse Unterhosen, nasse Hemden und 6 Eiswürfel im Kittel. Aber den Aquavit um 11.00 morgens könnten wir schon auch jeden Tag trinken :dance4:


    Wir wärmen uns bei Heilbutt, Polenta, Frikadellen, Wurzelgemüse und Erbsenmus vor Milchreis mit Eis und Beerensauce. So lecker!!! Heißer Tee danach und dann zur blauen Stunde auf Deck nach dem Sonnenuntergang um 13.18! Das Zeitgefühl verschwindet und die Tiefenentspannung setzt ein. Einfach nur schön!



    Gemeinsam mit unserem heißen Tee sitzen wir am Nachmittag auf Deck F und schauen auf Sternenhimmel und Horizont. Kaum zu glauben um diese Uhrzeit….


    Bevor dauerhafte Frostschäden auftreten wärmen wir uns in der Kabine auf. Eine schnelle heiße Dusche muss sein und während des Ausdampfens kommt NORDLICHTALARM!!! :clapping: :girl_cray2: In Sekundenschnelle ziehen wir uns an. Die Geschwindigkeit ist rekordverdächtig. Wir stürmen auf‘s Deck und suchen den Himmel ab.


    Ist das nicht vielleicht doch eine Schleierwolke? ?( Sollen wir jetzt wirklich schon wieder zum Essen gehen? Ok, wir gehen. Oh Mann, können die nicht ein wenig schneller servieren? :locomotive: Wir sind ein wenig zappelig. Fast schlingen wir das köstliche Rindfleisch auf Grünkohl mit Mus aus Topinambur herunter. Zackig noch den Nachtisch. Und jetzt aber wieder schnell raus auf Deck.



    Wir warten. Viele andere nicht. Aber unsere Geduld wird belohnt. Nordlichter! Schwach, aber deutlich. Unverkennbar. Wunderbar. Schon heute haben wir alles bekommen, was wir uns von der Reise erwartet hatten. :girl-dance: (Danke wieder an den Reiseleiter für folgendes Video :pleasantry: )


    https://www.facebook.com/svein…1/videos/724383801095905/


    Wir legen in Svolvaer an und bummeln kurz über Glatteis. Hier gibt es doch tatsächlich ein Brezelgeschäft. Will Bayern uns nicht auslassen? Auch Arkaden gibt es hier, allerdings kleiner als in Erlangen. Wer hier wohl bei wem abgeschaut hat?



    Ab ca. 22.30 fahren wir in den Raftsund ein Richtung Trollfjord. Dieser kann wegen Lawinengefahr nicht befahren werden. Oder ist es vielleicht doch so, dass die Trolle aus ihrem 1000jährigen Schlaf nicht geweckt werden dürfen? Jaa, lieber nicht. Wir kreisen mit dem Schiff vor dem Eingang des Fjordes und trinken heißen Trollpunsch aus Trolltassen auf‘s Trollwohl. Das Fischpflanzerl hätte nicht Not getan, aber wir sind gut erzogen und essen, was auf die Hand kommt.


    Nordlichter, Sterne und ihre Schnuppen begleiten uns noch bis lange nach Mitternacht auf der Fahrt durch den Sund. Nahezu tiefgefroren krabbeln wir in unsere Kojen.


    Wieder ist ein wunderschöner Tag vorbei.



    - Fortsetzung folgt -

  • Vielen Dank für deinen tollen Bericht und den Fotos und Videos. Da kommen so viele Erinnerungen hoch an meine erste Reise im Oktober 2017. Auch wir hatten das Glück, wunderschöne Nordlichter zu beobachten. Allerdings verlief die Reise wettertechnisch sehr viel ruhiger, obwohl ich gerne auch mal einen Tag bei mehr Wellengang erlebt hätte. ;) Ich freue mich auf deine weitere Berichterstattung.


    Liebe Grüße

  • Vielen Dank für deinen unterhaltsamen Bericht :)
    Es macht Spaß ihn zu lesen und neugierig auf die Fortsetzung :thumbup:


    über mit dem Stadtwappen geprägte Gullideckel


    Hier hast du vollkommen recht.


    *Klugscheißermodus an*
    Es ist das Gemeindewappen von Trondheim (auf Deutsch: Aufenthaltsort der Starken oder Aufenthaltsort der Fruchtbaren) und hat folgende Bedeutung:
    Auf der einen Hälfte steht ein Bischof mit Bischofsmütze und Krummstab als Zeichen seiner Würde in einer Kirche, auf der anderen sieht man einen König mit Krone, der eine Waagschale in der Hand hält, umgeben von einer Art Burg. Die Waage symbolisiert Gerechtigkeit. Die drei Köpfe darunter vertreten den Stadtrat, sie sollen auf die Balance zwischen Kirche und Staat hinweisen.
    (zitiert aus "Die schönste Seereise der Welt" von Berit Liland).
    *Klugscheißermodus aus*


    Viele Grüße
    Noschwefi

    Chor: Wir sind alle Individualisten :o-smile
    Einzelstimme: Ich nicht :o-tongue


    Reiseberichte siehe Profil :lofoten2:



  • Ein wirklich humorvoller Bericht - einmal ganz anders. Super gemacht, und - bitte weiter so!!!


    Vielen Dank
    egoix

  • Schön! Na dann mach ich mal weiter :rolleyes: ....


    11.12.17 Dag 5


    Leicht verschlafen nehmen wir wie immer eine Stunde lang unser Frühstück zu uns, bestehend aus Kaffee, Tee, Hörnchen, Obst, Müsli, frischem Obst, Smoothie, Krabbensalat, Pfannkuchen. Oder doch vielleicht lieber Kartoffeln, Heilbutt und Rentierschinken? Wie üblich genießen wir die blaue Stunde.



    Heute bis zu Beginn des Films „Tromsø, das Tor zum Eismeer“, indem einiges Wissenswertes berichtet wird über die Entwicklung der Stadt. Viel mehr davon und wirklich umfangreiche und schön dargestellte Information gibt es dann bei unserem Besuch im Polarmuseum im Hafen der Stadt. Das Leben der Jäger, die u.a. Rentiere, Walrösser, Robben, Polarfüchse und Eisbären jagten, wird beschrieben und auch eine original ausgestellte Hütte beschreiben ihr Leben und Tun ausführlich und anschaulich. Ebenso geschichtsträchtig für die Stadt sind Entdecker wie Roald Amundson. Sie beide prägen die geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und der Region. Die norwegische Flagge prangt auf beiden Polen der Weltkugel.



    Die Tiere wurden nicht nur durch die Norweger bejagt, sondern auch nach ihrem Erfolg, durch Russen, Engländer, Holländer und Touristen. Sie jagten solange für Fleisch und Fell, bis die Tiere fast alle ausgestorben waren und unter den Schutz der norwegischen Regierung gestellt werden mussten, um sie vor der totalen Ausrottung zu bewahren. Dennoch trugen die Erfahrungen der Fischer und Jäger einen großen Teil zum Gelingen der Expeditionen der großen Entdecker bei.


    Nach dem Museumsbesuch kaufen wir norwegische Spezialitäten für unsere daheim gebliebenen Spezialisten ein. Die Preise hier sind der Wahnsinn. Doppelt so hoch, wie bei uns.


    Zum Abendessen werden wir überrascht mit dem Nordkap-Buffet: Krabben, Krebse, Garnelen, Königskrabben, Muscheln, Meeresfrüchtesalate, Lachs, Lachs, Lachs, Heilbutt und alles was das Wasser hergibt, bis zum Abwinken. Das Buffet wurde um einen Tag vorgezogen, damit die Reisenden aufgrund des zunehmenden Seegangs nicht am nächsten Tag durch das Restaurant stürzen und stolpern.



    Abends dann feiern wir einen Geburtstag eines Mitreisenden W., der auch aus Franken kommt und mit dem wir viele lustige, gemeinsame Stunden verbachten, in der Bar mit Aquavit und Bier und auf Deck mit Nordlichtern („wir müssen dann mal schnell weg“).


    https://www.facebook.com/svein…1/videos/724783391055946/


    Ohne merklichen Seegang einzuschlafen fällt uns dann heute schon schwer.



    12.12.17 Dag 6


    Wir beginnen den Tag mal wieder mit völliger Völlerei. Wir nehmen uns aber zu keinem Zeitpunkt vor, weniger zu essen. Anschließend dann wieder die obligatorische blaue Stunde an Deck. An frischer Luft, arktisch, kalt, klar und windig mangelt es uns auch nicht.



    Wir fahren mit Pink Floyd und Rebekka Bakken im Ohr nach Havøysund. Aufgrund der dargebotenen Umgebung liegen zwischen den Malzeiten nicht wirklich Stunden, sondern gefühlt nur Minuten und wir begnügen uns heute mit Süßkartoffelsuppe. Herrlich! Naja, und dann noch, aber nur ein bisschen, Gemüselasagne und vielleicht noch ein wenig Risotto :hmm: und dann aber ganz sicher Mandelpudding mit Fruchtsauce :imsohappy: . Oh Mann, wir brauchen dringend Bewegung. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft ist nötig. Wir gehen die kürzeste Strecke via Deck F, dem Aussichts-Platz der Unerschütterlichen am Heck des Schiffes, direkt ins Bett.


    :clapping: ALARM!!!! :clapping:


    An Schlaf ist nicht zu denken. Die Truppenübung für die Crew findet statt. Die Rettungsboote werden zu Wasser gelassen und die Passagiere dürfen nicht mitmachen. :nono: Wie schade.


    Nach der „Nicht-Mittags-Ruhe“ begeben wir uns kurz in die Dusche bzw. Dorfmitte von Honnigsvåg zum ?????
    Klar: Dinner. Hühnersuppe, gebackener arktischer Saibling mit Schnittlauchemulsion und Löwenzahnblütensirup aus dem arktischen Frühling. Danach Jogurtkuchen. Wir sind, wie immer, mehr als zufrieden.



    Bei der Zubereitung unseres Verdauungsgetränkes werden wir aufgrund der Duftentwicklung unseres Rums und der darauf folgenden Reaktion so manchen zufällig umherwandernden Crew-Mitglieds freundlich und beneidet angelächelt. Zukünftig werden wir die Tür geschlossen halten. Dann denken die Anderen vielleicht, es sei der Nachbar. :mosking: Obwohl der Verdacht wahrscheinlich schon auf uns fallen wird. Wir sind schließlich nicht so spröde.


    Die Intensität des Nordlichts wird zwar nicht direkt von unserem Abenddrink beeinflusst, dennoch steigt unser Durchhaltevermögen und wir genießen die Aussicht an den klaren Sternenhimmel, der nur durch die Nordlichter verschleiert wird. Sternschnuppen gibt es so viele, dass es einfacher ist, sich immer das Gleiche zu wünschen. :girl-dance:
    Allerdings unterbrechen wir die Aussichtsstunden auf Deck, um die Einstellungen unserer Kamera bei einem Bier zu 105 NOKs zu erörtern. Ergebnis: Wir bekommen die Aufnahmen der Nordlichter von unserem Reiseleiter und dazu noch den Sturm-Film auf einem Stick gespeichert.


  • 13.12.17 Dag 7


    Wir beginnen den Tag nach tiefem Schlaf mit ??? Klar: Völlerei und Genusssucht und blauer Stunde, die aufgrund heftigen Schneefalls mehr zur weißen Stunde wird.



    Wir liegen im Hafen von Kirkenes, dem Kehrpunkt unserer Reise, 10km vor der russischen Grenze. Beim Besuch der Stadt kommen endlich unsere Spikes zum Einsatz. Wir machen einen Rundgang durch die Stadt, die allerdings wenig Sehenswertes zu bieten hat. Wie auch. Die Stadt wurde im 2. Weltkrieg völlig zerstört. Bei 5.000 Einwohnern wurden hier aufgrund der Nähe zu Russland 100.000 deutsche Wehrmacht-Soldaten stationiert. Daraufhin haben die Russen die Stadt völlig nieder gebombt und was dann noch übrig blieb, haben die Deutschen beim Abzug verbrannt.



    Wir können die Bunkeranlage, Andersgrotta, die sich nahezu unter der ganzen Stadt erstreckt, leider nicht besichtigen.



    Aber wir sehen mehrere Einkaufswägen bzw. „Gehfrei-auf-norwegisch“, die anstatt Rollen wie bei uns, Kufen haben. Schöne Idee. Auf den Schlitten stehen auch die Namen der Besitzer und somit ist sichergestellt, dass Dörte nicht Birtes Schlitten nimmt.



    Wir stapfen durch den Schnee zurück zum Schiff und sind pünktlich zum Mittagstisch zurück an Bord.



    Wir warten mit dem Ablegen auf die Reparatur des defekten Ventils. Wir nutzen die Zeit der Verspätung, um in der Cafeteria unser Tagebuch zu schreiben und werden vom Barkeeper zum Kaffee eingeladen (der ist tagsüber eigentlich kostenpflichtig).



    So ist die Wartezeit stark „verkürzt“ und wir legen mit 4,5 Stunden Verspätung um 16.42 ab.

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