Auf der Suche nach den Charmetrollen - MS Vesterålen 24.10. - 04.11.17 1/3

  • Eine Fahrt auf der Hurtigrute war schon länger einmal ein Wunsch von mir, doch sprachen bis anhin Zeit und Geld deutlich dagegen. Dabei wäre es sicherlich noch einige Zeit geblieben, hätte ich nicht für Ende Oktober 2017 eine Reise mit der MS Vesterålen gefunden, die zeitlich gut passte, günstig war und obendrein ergab eine Recherche, dass zwölf Tage genauso teuer waren wie sieben Tage oder acht Tage, selbst ein Ausstieg am Tag zuvor in Trondheim wäre teurer geworden.


    Gebucht war dann sehr schnell und eigentlich wäre ich allein gewesen, doch nachdem ich P. davon berichtete, was ich vorhabe und was ich bezahlt habe, war auch er mit an Bord. Und die Gruppe sollte – wenn auch später – noch weiterwachsen. Ein bisschen Sorge bereiteten mir die An- und Abfahrt von und nach Bergen. Dass Norwegen so schlecht erreichbar ist, überraschte mich dann doch. Allerdings fand ich für die Anreise eine schöne Möglichkeit, von Zürich aus mit dem Zug nach Rostock zu fahren, meine Eltern zu besuchen und dann am 24.10.2017 mit Norwegian von Berlin nach Bergen zu fliegen. In Bergen suchte ich dann den Weg zur Bybane, die eine erste schöne Einstimmung auf Norwegen gab.



    Warum so skeptisch?




    Das traf meine Vorstellungen von Norwegen schon ganz gut...



    Leider verschlechterte sich das Wetter zusehends, sodass ich beschloss, zunächst einzuchecken. Die Dame am Schalter war sehr nett, sprach hervorragend Deutsch und überreichte mir den obligaten Umschlag mit Kabinenkarte und reichte auch den Tagesplan 1 aus. Da der Regen immer stärker wurde, saß ich noch einige Zeit im Abfertigungsgebäude und brach dann noch einmal auf zu einem Rundgang durch die Stadt. Bergen macht keinen schlechten Eindruck auf mich, sodass ich fast 1 ½ Stunden lang durch die Stadt geistere. In Norwegen war ich nur im Jahr 2003 einmal, als wir einen Schüleraustausch mit Kristiansand hatten. Es überzeugt mich jetzt schon. Wieder am Terminal besuche ich die Sicherheitsvorlesung, bevor dann nach der Desinfektion der Gang an Bord ansteht. Meine Kabine 414 finde ich recht schnell, mein Rucksack ist schon da und innen bin ich erstaunt von der Größe der Kabine, auch wenn die Einrichtung rein farblich schon angejährt wirkt. Nach einer kurzen Restaurierung begebe ich mich zum Restaurant zum Buffet.
    Ich war zwar auf alles vorbereitet, dann aber doch erschrocken von der Anzahl deutscher Rentner und deutscher Touristen überhaupt. Ich bin zwar selbst Deutscher, aber nach ein paar Jahren im Ausland sieht man seine Landsleute doch etwas anders. Das Essen schmeckt mir ganz gut, allerdings sind es mir zu viele Leute im Speisesaal, sodass ich beschließe, das Schiff noch etwas zu erkunden. Auch P. hat mittlerweile den Weg auf das Schiff gefunden und seine Außenkabine bezogen. Diese wird mit einem kleinen Umtrunk und dem anschließenden Umzug auf das Achterdeck eingeweiht, wo wir die Ausfahrt aus Bergen genießen. Es ist kalt und nass, aber so fällt die Umstellung leichter – am Wetter wird sich nicht so viel ändern. Dieser Abend bringt aber auch noch die Begegnung mit dem Leitmotiv der nächsten elf Tage: unserem Reiseleiter Egbert Pijfers. Der erzählt recht launig von der uns bevorstehenden Reise. Mit Egbert werden wir in den kommenden Tagen noch viel zu tun haben – allerdings auf ganz unterschiedliche Art und Weise.


    Nun ist es Zeit für die erste Nacht an Bord, ich liege gut und bequem; mit dem Schlafe allerdings sollte es auch in den nächsten Tagen noch schwierig werden. Den neuen Tag beginnen wir mit ausgezeichnetem Frühstück und dem ersten Zwischenstopp in Ålesund.



    Guten Morgen :)




    Ålesund am Morgen.



    Es regnet nicht, deshalb gehe ich einmal kurz von Bord, mache Bilder und schaue kurz in die Stadt hinein, bevor es dann schon weitergeht, immer weiter in das Land hinein und das bei sehr durchwachsenem Wetter. Besser wird es erst kurz vor dem heutigen Tagesziel Urke.




    Immer weiter in den Fjord hinein.


    Urke ist kein norwegischer Männername, sondern ein kleines Örtchen am Fjord. Urke ist meine erste Begegnung mit dem ländlichen Norwegen überhaupt, eine Besonderheit ist hier, dass wir mit einem Tenderboot an Land gefahren werden. Immerhin regnet es mal nicht. Am Landeplatz in Urke erwartet uns ein Einheimischer, verteilt kleine Ortspläne und heißt alle willkommen.



    Postkarte? Nein, Norwegen Ende Oktober... määäh


    Viele nehmen von hier aus an dem Ausflug «A taste of Norway» teil, P. und ich laufen aber ein ganzes Ende in Richtung dem Landeplatz in Leknes. Auf der Landstraße ist kaum Verkehr, dafür beginnt es stärker und stärker zu regnen. Am Fähranleger angekommen flüchten wir uns in den wohlig beheizten Warteraum, der natürlich äußerst sauber und ordentlich ist, kostenlose Toiletten aufweist und theoretisch wohl auch WLAN bietet. Es fällt manchmal schwer, Realitäten zur Kenntnis zu nehmen. Nach einem Besuch im Landhandel gehen wir zum Hafen zurück.



    Passt gut in die Landschaft...



    Mit dem letzten Tenderboot gelangen wir dann zurück an Bord, gut durchnässt, aber auch zufrieden und erholt. Der Nachmittag fand bei mir aus Schlafmangel unter anderem im Bett statt, in Ålesund begab ich mich nicht noch einmal von Bord, sondern wartete auf das Zeichen zum Abendessen.
    Ein bisschen Aufregung war schon dabei, denn zum einen hatte ich das Lammfleisch tauschen lassen, zum anderen kam ich mir etwas vor wie beim Speeddating, hatte uns Hurtigruten doch an Tisch 16 recht bunt zusammengewürfelt. Da sitzt ein älterer Herr am Tisch, der sich als K. vorstellt und seine Tochter N. sowie ihren Freund J. mitgebracht hat – alle kommen sie aus Düsseldorf. Ein junger Mann mit Brille und trockenstem Humor sowie feinem Understatement, nennen wir ihn S., die Grand Dame des Tisches, G., gebürtig aus dem Nordwesten Deutschlands und nun in Bayern lebend, aktiv und sympathisch, meine Wenigkeit, P. lässt sich entschuldigen und zog ein Spezialitätenrestaurant in Ålesund dem Essen am Tische vor. Und dann kommt mit etwas Verspätung noch der Benjamin des Tisches dazu, nennen wir ihn B. Das Personal im Restaurant arbeitete tadellos, so unterschiedlich wie die Passagiere waren auch die Kellnerinnen und Kellner: Von der nordisch-kühlen aber immer netten Ingvild, über die lustige und freundliche Kirsten zum Komiker Allan. Alle machten die Mahlzeiten zu dem, was sie waren: Norwegische Küche mit viel sozialem Austausch. Anstelle des Lamms wird mir Lachs serviert, sehr guter sogar. Der Abend endet wieder in der Kabine von P., begleitet von mehr oder weniger schöngeistigen Getränken und weniger schöngeistigen Gesprächen.


    Der dritte Tag birgt für mich und P. bereits einen Höhepunkt, laufen wir doch Trondheim an und damit die Stadt mit der nördlichsten Straßenbahn der Welt. Erstmal: Frühstückszeit. Auch hier geht es zu wie bei der Fütterung der Raubkatzen im Zoo, doch finde ich Platz und genieße allerlei Köstlichkeiten aus Meer und vom Land. Der so ähnlich lautende Ausflug wurde übrigens abgesagt. Ich frage mich auch, wer für knappe 90€ Straßenbahn fährt, die Antwort werden wir aber noch früh genug bekommen.



    Das also ist Trondheim...



    Wir durchqueren die Innenstadt und irgendwie gebe ich die Hoffnung schon auf, jemals an der Haltestelle anzukommen, da stehen wir auch schon dort. Am Automaten gibt es zwei Einzelfahrten mit 90 Minuten Gültigkeitsdauer für nicht ganz billige 41 NOK, aber in unserer Heimatstadt müsste man bei Hin- und Rückfahrt auch 4,20€ berappen, was dann gar nicht mehr so viel Unterschied ist. Aus der Stadt heraus schraubt sich die Bahn immer höher und höher den Berg hinauf, passiert Brücken und passiert Abhänge, manchmal gibt es einen wunderschönen Blick auf die Stadt und den Fjord. Im oberen Streckenteil steigt eine Kindergartengruppe zu, nicht die einzige, die wir heute sehen. In Lian angekommen steigen wir aus und treffen dort auf B., der Straßenbahnfahrt und Wanderung miteinander kombinieren wollte, ein Plan, der sich dann doch leider zerschlug – wegen Regens.



    In Lian gibt es eine Straßenbahnwendeschleife - und sonst vor allem viel Natur. Sehr viel Natur. Und Regen.



    Auf erst gemeinsamen, dann getrennten Wegen fahren und gehen wir wieder gen Stadt, wiederum flankiert von Kindergartengruppen. Wir eilen dann zum Schiff zurück, erreichen es rechtzeitig – B. wird allerdings ausgerufen. Die Ausfahrt erleben wir an Deck, das Wetter hat sich gebessert und einige nette Motive ergeben sich. So viel Landschaft macht hungrig, deshalb wartet nun das Mittagessen auf uns. Nachmittags ändert sich das Wetter fast beginne ich mit einem Blick von den Außendecks, auch jetzt schwere Wolken, aber das stört ja nicht. Unser Reiseleiter ist übrigens merkwürdig apathisch, nur vor Stokksund gibt es die Meldung, dass nun eine sehr enge Durchfahrt folge, die gerne vom Vorderdeck beobachtet werden könne.








    Gut, damit ist der Geheimtipp Vorderdeck kein Geheimtipp mehr, bisher trauten sich nur die Wenigsten dort heraus. Die weitere Fahrt ist gemütlich, man kann sich die Zeit vertreiben, sich unterhalten und einfach fotografieren. Mit so viel Freizeit bin ich lange nicht konfrontiert gewesen, aber auch das Problem lässt sich irgendwie bewältigen und schon ist auch wieder Zeit für das Abendessen. Wir sind wieder zu siebent am Tisch, P. lässt sich entschuldigen, sodass ich verdächtigt werde, einen imaginären Freund mit an Bord zu haben. Die Miesmuschelverkostung heute ließ ich aus, zum Abendessen holen mich die Biester dann aber wieder ein – essbar, ja, aber ansonsten nicht mein Fall. Dafür waren Hauptgang (Lachs in Eibutter) und Dessert (Dickmilchpudding) umso besser. Mit ein bisschen Verspätung erreichen wir Rørvik, wo Kong Harald auf uns wartet. Nicht persönlich, natürlich, sondern in Gestalt des gleichnamigen, südwärts fahrenden Schiffes auf der Hurtigrute und auf diesem in Form eines Wandportraits nebst Gemahlin. Auch eine sehr interessante Tradition, Bildnisse der Präsidenten oder Staatsoberhäupter kennt man ja sonst eher aus Nordkorea, Transnistrien, Großbritannien oder Niederösterreich . Schon der Eintritt in das Schiff war wie eine Supernova in nächster Nähe: Sehr hell, sehr modern aber irgendwie auch steril. Ein Eindruck, der sich auch im ersten Obergeschoss fortsetzt: Das Restaurant schön und modern, aber lebende Krabben im Aquarium muss ich nun nicht unbedingt sehen. Dafür gab es die Prospekte, die unser Egbert nur auf Nachfrage ausreichte hier auch ohne zu fragen – super. Also da gefiel mir die Hygge der MS Vesterålen deutlich besser.




    Am nächsten Morgen wirft mich mein Bett wieder früh raus, sodass ich früh stücken kann, dafür heißt das ja so. Auch wenn es draußen noch fast komplett dunkel ist, erwarte ich doch die Durchsage Egberts, dass wir nun der MS Lofoten begegnen. Ich denke mir, dass die MS Lofoten doch auszumachen sein müsste, aber nichts. Auch nicht in der Dämmerung. Nur eine Art Fischkutter kommt uns entgegen, der sich bei näherem Hinsehen als Passagierschiff entpuppt, mein erster Gedanke: Gott ist die klein. Das Interesse ist auf beiden Seiten überschaubar, aber nun ja, hat man das Kultschiff der Hurtigrute auch einmal gesehen.



    Und da kommt sie, die Kleinste, die Älteste, die Lof äh die MS Lofoten!




    Einfach mal auf sich wirken lassen...



    Über das Wetter müssen wir keine großen Worte verlieren, aber wir können: Es ist bewölkt, ziemlich windig und regnen tut es dann und wann auch einmal. Einige Bilder entstehen dennoch, schlimm finde ich schlechtes Wetter auch nicht, nur es sollte möglichst kein Dauerzustand sein, bei dem es tagsüber gar nicht hell wird.
    Auf dem Achterdeck findet die Polarkreistaufe statt, traditionell mit Eiswürfeln und einem diabolisch lachenden Kapitän, der sichtlich Spaß daran hat, jedem die Eiswürfel noch einmal richtig schön an den Körper zu drücken. Apropos drücken: Das habe ich getan. Nicht, weil ich nicht gewollt hätte, ich war einfach zu spät. Egbert moderierte jedenfalls. K. von unserem Tisch 16 hat übrigens um 9 Sekunden danebengelegen und dennoch gab es jemanden, der noch näher dran war! Pünktlich erreichen wir Bodø und hej, es regnet nicht. Noch nicht. P. und ich frönen unserem Hobby und besuchen den Bahnhof, wo wir den Tageszug nach Trondheim noch abpassen, bevor es dann doch wieder anfängt zu regnen.


    Das Zentrum Bodøs ist bei Regen besonders lebensbejahend, sodass wir nur wenig durch die Stadt laufen, sondern uns dann lieber im Einkaufszentrum aufhalten. Den Dom besuchen wir dann aber doch noch, auch wenn ich ihn zunächst für die Sporthalle hielt.



    ...



    Die Bäume tragen schon teilweise weihnachtlichen Schmuck und wir sind erfreut über Wohligkeit und Wärme, die uns an Bord empfangen – diesmal in Gestalt der jungen Rezeptionistin Sandra, die slawische Strenge mit einem freundlichen Lächeln verbindet. Bei der Ausfahrt aus Bodø stehen wir zunächst wieder draußen, bevor wir im Panoramasalon Platz nehmen, den ich nicht so schön finde, aber gut, mal dagewesen sein. Leider hat es Hurtigruten ASA während der gesamten Fahrt nicht einmal vermocht, die Bar oben zu öffnen, obschon sicher Bedarf dafür gewesen wäre. Gut, versorgen wir uns also selbst.



    Landegode - sehr idyllisch, lohnt bestimmt einen Besuch.



    Der Leuchtturm von Landegode zeigt dann auch den Beginn einer Seestrecke an, die sich ziemlich schnell auf meinen Magen niederschlägt, was aber auch an der exponierten Lage des Panoramasalons liegen mag. Trotzdem begebe ich mich zurück in die Kabine, die mehr mittschiffs liegt und wo der Wellengang doch viel besser zu ertragen ist. Das sollte aber auch das einzige Mal bleiben, dass mein Wohlbefinden getrübt ist. Am Abend erreichen wir Svolvær. Egbert ist unterdessen wach geworden und lädt ein, die Galerie von Dagfinn Bakke zu besuchen oder das Lofotenkriegsmuseum. Ich entscheide mich gegen beides und für ein paar schöne Bilder in nächtlicher Atmosphäre von Hafen und Fischerdorf.



    Ganz schön dunkel.



    Auch N. und J. sind mit Hafen, während P. das Kriegsmuseum besucht und beeindruckt ist – allerdings war ihm die Zeit zu kurz. Eine weitere Premiere an diesem Abend: Erstmals war unser Tisch vollzählig beim Essen! Und es hat sich gelohnt. Mir ist das Abendessen mit dem Rindsfilet und dem Hering als Vorspeise als eines der besten Abendessen erinnerlich, auch der Nachtisch war ein Traum (so steht es im Tagebuch). Vor allem konnten wir dank der Nahrungsaufnahme auch allen weiteren Schwank- und Wankbewegungen beruhigt entgegen schauen.
    Der weitere Abend gestaltet sich ruhig, bis uns Egbert darauf aufmerksam macht, dass wir uns dem Trollfjord nähern und der Kapitän entschieden habe, doch hineinzufahren, nachdem nachmittags noch von einer Sperre wegen Lawinengefahr die Rede war. So gibt es nun Trollpunsch im Trollbecher, unter anderem für P., der doch noch mal aus der Koje kam, und Lachssuppe für alle außer P., während unser Schiff lautlos in den Fjord einfährt.
    Es schneit leicht, die Scheinwerfer zeigen dichten Flockenwirbel und steile Felswände. Wir drehen, fahren wieder hinaus und so vertrollen wir uns wieder. Charmetrolle waren hier aber keine zu entdecken, vielleicht sind die tagaktiv. Der nächste Morgen, ihr kennt das ja schon mit mir und dem Bett, Frühstück, alles wie immer. Das Frühstück ist übrigens sehr abwechslungsreich und bietet bei Einzelkauf meiner Meinung nach das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Leider werden der Kaffee und ich nicht die besten Freunde, was aber auch daran liegt, dass ich bevorzugt türkisch trinke. Auch beim Frühstück finden wir uns gelegentlich zusammen, meistens K., N., J. und meine Wenigkeit. Ja, es entwickelt sich eine gewisse Gruppendynamik, die immer dann noch einen Schub bekommt, wenn die Rede auf Egbert kommt. An diesem Morgen ist die See ruhig und wir gleiten Finnsness entgegen, wo es rein gar nichts zu sehen gibt.



    Hautpflege und Alkohol - der Winter kann kommen!


    Aber: Kälter ist es geworden, die Berghänge sind schon verschneit und auch in Finnsness liegt etwas Schnee. Die halbe Stunde hier vertrete ich mir die Beine. Nach der Abfahrt hat sich dann eine kleine Gruppe Unentwegter zum Fotografieren auf dem Vorderdeck eingefunden. Dabei unterhalten wir uns nett und dank B., der seinen Reiseführer fast auswendig kennt, gibt es auch schon Ideen für den noch ausstehenden Halt in Tromsø. Doch erstmal genießen wir die Fahrt und die Ruhe, das alles hat schon etwas für sich… weiter geht es im Teil 2 ?( Martin



    Immer weiter geht die Reise...

  • Eben konnte ich den Reisebericht nur kurz überfliegen und über Foto Nr 6 hab ich mich als Schafe-Fan besonders gefreut. Dieser Bericht ist es allerdings wert abends in Ruhe gelesen zu werden. Das werde ich machen und freu mich drauf - und auf die Fortsetzung.


    Grüße von der schwäbische Alb
    Uschi

  • Meine Güte! Das war ja wirklich ein grausamer Beginn der Reise. Da geht man zum Abendessen; und dann wird es erst schlimm und danach immer schlimmer. Erst sind da noch andere Leute im Speisesaal. Das sollte natürlich eigentlich nicht passieren. Und dann merkt man es erst so richtig. Da sind doch glatt wieder viele Deutsche durch die Kontrollen geschlüpft und einfach an Bord gekommen. Aber es wird immer erschreckender. Selbst Rentner hat man an Bord gelassen. Da muss man schon ganz schön verwundert sein.


    Und kaum hat man sich am zweiten Abend der Tischgenossenschaft für die nächsten Abende genähert, da stellen die sich auch noch als Deutsche heraus. Noch dazu teilwiese aus Düsseldorf. Welch eine Strafe für den, der seit langer Zeit versucht hat, vor den bösen Mitbürgern ins Ausland zu fliehen. Das ist dann ja nur noch dadurch erträglich zu gestalten, dass man in die Kabine flüchtet, um
    dort Geistiges hinter die Binde zu kippen.


    Das tut mir ja richtig Leid, dass da so viele Enttäuschungen zusammen kamen. Aber warten wir es ab. Vielleicht kommen ja auch noch schöne Erlebnisse hinzu. Ich wünsche das Beste!


    Gruß Klaus


    Wenn ich beim Lesen der Schilderung der persönlichen Eindrücke die feingeistigste Züricher Ironie nicht ganz richtig verstanden haben sollte, dann bitte ich um Verzeihung. Das könnte ja daran liegen, dass ich in der letzten Zeit nicht genug Luxemburgerli vom Paradeplatz gegessen habe.

  • Auch mir hat das Lesen Deines Berichtes bisher großen Spass gemacht, informativ und witzig geschrieben.


    ... wenn auch die vielen Einzelbuchstaben (die Abkürzungen der Vornamen meine ich) deinen sonst so angenehmen, flüssigen Schreibstil für mich etwas irritierend sind.


    Trotzdem: DANKE - ich freu mich auf's Weiterlesen..


    vG SüdSüdOst

  • Hallo Murmansk84,


    auch ich mag deine Art zu schreiben sehr !!! :thumbup: Einen Bericht von meinem Lieblingsschiff lese ich immer gern ! :thumbup: Du tust mir ein bisschen leid, weil das Wetter gar so schlecht war, ich hoffe mal, es wurde noch besser. :/ Ich freue mich auf die Fortsetzung. :clapping:

  • Grüezi wohl!


    Vielen Dank für Eure netten Kommentare zum ersten Teil meines Berichtes. Ich verstehe, dass es eventuell zu Missverständnissen kommen kann, aber seid versichert: Mich hat kein einziger anderer Passagier gestört, es war nur das Unerwartete.
    Die Großbuchstaben sind vielleicht irritierend, aber mir ist nichts Besseres eingefallen, zumal meine Mitreisenden mitlesen und natürlich auch gerne wissen wollen, was ich so über sie schreibe (nicht jeder kennt alle Facetten der Reise).


    Als Ergänzung sei noch gesagt, dass ich ein eher sarkastischer und ironischer Mensch bin, in diesem Kontext sind die meisten Beschreibungen sicherlich besser zu verstehen.



    Nochmals Danke! Morgen folgt Teil 2
    Charmetroll Martin

  • Hei!
    Nochmals vielen Dank für die zahlreichen erfreulichen Reaktionen auf den ersten Teil meines Reiseberichtes. Ich hoffe natürlich, dass ich daran anknüpfen kann und lade Euch herzlich ein, heute fast das Nordkap zu besuchen und tatsächlich Kirkenes zu erfahren! Viel Spaß.


    Bevor wir in Tromsø an Land gehen, genießen wir noch das Mittagessen, wiederum in kleiner Gruppe und mit viel Spaß. Das Wetter hat sich nun komplett geändert und ist winterlich durch und durch: Dichter Flockenwirbel umgibt das Schiff, von der Stadt ist noch nichts zu erkennen, Sonne und Wolken wechseln sich in schneller Folge ab, aber die Sicht scheint gut genug für ein paar Bilder von weiter oben. So machen sich B., S. und ich uns auf den Weg zur Tromsøbrua, vorbei am Hafen und dem Skansen. P. holt uns irgendwann ein und so erklimmen wir gemeinsam die Brücke und gehen auf der anderen Seite wieder herunter, flankiert von Fotos. G. besucht unterdessen die Huskys, K., J. und N. machen eine Stadtrundfahrt, die im Polarium wohl unter dem schlechten Benehmen anderer Gäste litt. S. und B. wollen den Fjellheis Storsteinen zu Fuß besteigen, ich hätte auch Lust, aber angesichts des Schneefalls und der bereits geschlossenen Schneedecke besinne ich mich eines Besseren und so trennen sich die Wege an der Eismeerkathedrale.
    P. und ich laufen zur Talstation der Seilbahn, kaufen Fahrkarten (19€ hoch und runter, ich hätte mindestens noch 10€ mehr erwartet) und fahren letztlich hinauf. Dort hat sich das mit der guten Sicht schon erledigt, aber immerhin liegt Schnee, den wir genießen und ein paar Fotos fallen natürlich auch ab. Das Spiel der Wolken lässt aber hoffen, dass die Sicht noch wieder besser werden kann.
    Die schöne, klare Luft und die ruhige Stimmung oben auf dem Gipfel lassen schon fast an Winterurlaub denken. Und plötzlich sind sie wieder zu sehen: Die Stadt, die Brücke, die Inseln und die MS Vesterålen. Dazu noch die hereinbrechende Dunkelheit.







    Blick vom Berg auf die Stadt und die Inseln, Wolken und das Meer.



    Leider müssen wir alsbald wieder zu Tale fahren, wo mittlerweile klirrender Frost herrscht und die Straßen nur noch Rutschbahnen sind. Die Eismeerkathedrale sieht von Nahem nicht besonders spannend aus, jedenfalls nicht so spannend, als dass man gerade jetzt noch 50 NOK dafür bezahlen müsste. Zusammen mit S. schauen wir uns noch die Innenstadt an, scheitern am Kauf von alkoholischen Getränken – es ist Samstag und bereits nach 18 Uhr. Also gehen wir zurück an Bord und platzieren uns sogleich zum Abendessen, das nach der vielen frischen Luft jetzt bitter Not tut.
    Das Essen ist dann auch sehr gut und wir erfahren, dass Kinder und Jugendliche im Norden Norwegens mit dem Sammeln von Löwenzahn ein Zubrot verdienen. Zum Essen bestelle ich einen exzellenten Grünen Veltliner, der zwar nicht günstig, aber doch deutlich günstiger als in meinem derzeitigen Wohnland ist. Manchmal muss man sich auch etwas gönnen.
    Wieder auf der Kabine berichtete Egbert uns, dass wir die Glücklichen seien, die kostenlos eine Stunde länger mit Hurtigruten fahren dürften und abends kommt der (wie alle anderen Interviewpartner auch recht demotiviert wirkende) Hotelchef Tor-Erling zum Interview, Egbert moderiert vielsprachig. Das ist aber heute nicht das Hauptthema, denn draußen zeigen sich die Nordlichter. Nordlicht ist für diese Ansammlung heller Flecken am Himmel dann doch ein hehrer Ausdruck, aber gut, man hat es einmal gesehen (Anmerkung des Verfassers: Es geht sicherlich prächtiger und interessant ist es ohne Frage auch, aber eben nur ein Teil der Reise!). Und so endet der Abend etwas durchgefroren aber dennoch zufrieden irgendwo kurz vor Hammerfest.
    Am nächsten Morgen steht einmal mehr eine Schiffsbegegnung an, sodass ich eingepackt wie ein alter Eskimo, den man zum Sterben aufs Eis geschickt hat, auf dem Vorderdeck stehe. Es stürmt, hohe Wellen umspielen das Schiff und es schaukelt ganz ordentlich. Außer mir steht nur eine ältere Frau mit mir draußen, leider kenne ich ihren Namen nicht, aber sie ist Französin und so wird es unser Ritual, für die nächsten Tage zumindest französisch zu grüßen.
    Wir biegen hart nach Steuerbord ein und im Lichte der noch jungen Sonne sehen wir die MS Finnmarken vor beeindruckender Kulisse.



    MS Finnmarken am noch jungen Morgen.




    Havøysund - im Hintergrund wieder die MS Finnmarken



    Egbert schläft wohl noch, jedenfalls gibt es keine Durchsage, sehr zum Ärger einiger Herrschaften, die sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollten. Und gerade als ich mir denke, was hier oben wohl sein soll erblicke ich die Häuser von Havøysund. Spontan frage ich mich, was man hier oben tun kann und wie das Leben hier oben ist. Aber im nächsten Moment denke ich mir: Urlaub im Januar wäre hier oben sicher etwas. Mittlerweile hat sich B. zu mir gesellt und wir genießen die Fahrt durch die Insellandschaft zusammen. Auf der Kabine höre ich später etwas Radio – das norwegische Radio NRK 1 besticht durch eine Vielseitigkeit, die wir von unseren weichgespülten und gleichgepolten Radiosendern in Deutschland nicht mehr kennen: Ein Schlager folgt auf einen internationalen Topphit, Scott McKenzies San Francisco kommt ebenso vor wie türkischer Pop in der Wunschmusik. So macht Radio Spaß (hallo, NDR!).
    Ein Höhepunkt einer jeden Norwegenreise ist wohl der Besuch des Nordkaps. Auch ich hatte überlegt, letztlich war es mir aber zu teuer um eine Kugel irgendwo auf einem Felsen stehen zu sehen. P. hingegen überlegte noch und alle anderen hatten sowieso schon einen Ausflug gebucht. Wir schauten aus Spaß mal nach Linienbussen und siehe da: Da fährt was. Und wenn man noch etwas weiterforscht kommt man auch auf ein Angebot mit Eintritt am Nordkap. Nur der Preis lässt uns zweifeln: Um die 40€ wenn aber doch Hurtigruten über 100€ mehr haben möchte? Wir buchen einfach und schauen was passiert.
    Überhaupt die Ausflüge: Da sind wirklich sehr schöne und interessante Dinge dabei, gar keine Frage – aber verglichen mit den Preisen vor Ort und individuellen Fahrten sind da ziemliche Ausreißer bei, um nicht das Wort Abzocke benützen zu müssen. Aber es ist ja gottlob jedem freigestellt, was er wie und warum mitmacht und anstatt darüber zu sinnieren hätten P. und ich uns einfach auch mal unsere Fahrkarten anschauen sollen, dann hätten wir auch gewusst, wo der Bus abfährt und wären nicht wie Falschgeld durch Honnigsvåg gelaufen und das auch noch zu spät.
    Eben für das Städtchen haben wir aber nun volle drei Stunden Zeit und das muss ausgenutzt werden! Immerhin scheint die Sonne und es ist zwar kalt, aber nicht unangenehm. Der kleine Ort ist völlig gottverlassen, die Geschäfte haben Sonntagsruhe und nur hie und da irren ein paar wenige Einheimische umher oder Schiffspassagiere, die das Nordkap entweder schon kennen oder kennenlernen wollten und dabei scheiterten.



    Hier ist zu!




    Im Hafen.



    Von einem Aussichtspunkt oberhalb des Ortes gibt es ein nettes Panorama, die Sonne verschwindet dabei schon hinter Wolken und Felsen und taucht alles in ein sehr merkwürdiges Licht.



    Schöne Lichtstimmung oberhalb des Ortes.



    Wir laufen zurück in den Ort hinab und sehen nur, wie ein offenkundig auf Hygge bedachter Norweger seinen vierbeinigen Liebling mit einem Karabiner an einer Art Wäscheleine befestigt, sodass dieser Auslauf hat ohne von Herrchen geführt zu werden. Auch eine Art. Wieder am Hafen besuchen wir noch Narvesen und erfahren nun auch, was die Norweger sonntags tun: Sie spielen Glücksspiele im Kiosk. Ein surreales Bild. Auf die ganze Aufregung brauchen wir erst einmal etwas zwischen die Zähne und bestellen uns bei der freundlichen Inga an der Bar zweimal Apfelkuchen mit Heißer Schokolade!
    Mit der Zeit trudeln auch die erfolgreichen Ausflügler wieder ein, denen wir das kleine Malheur aber erst beim Abendessen berichten. Nach dem Ablegen wird es dann auch ziemlich bald dunkel und es schaukelt auch wieder etwas mehr. Aber das stört nicht, man genießt einfach die Fahrt. Mal draußen, mal oben, dann zu Besuch bei P., der seine Kabine mittlerweile mit einer Lichterkette ausstattete und so seinen Beitrag zur Hygge leistete. In Kjollesund schneit es dicke Flocken und es ist bedingt durch den Wind auch sehr ungemütlich.
    Das Abendessen ist heute das Nordkap-Buffet, mit dem Besten aus dem Meer. Auch Egbert gibt uns noch eine Unterweisung zum Thema Nordkap-Buffett, nämlich dergestalt, dass die Königskrabbe eines der schmackhaftesten Probleme Norwegens sei, dank der sowieso unfähigen Sowjetunion. Nunja. Zwischenfazit: Er sagt nicht viel und wenn er doch etwas sagt, dann ist es irgendwie nichts Überzeugendes. So viel zur Theorie. In der Praxis überzeugt das Essen natürlich auch (Kartoffelpüree bis zum Abwinken!), jedoch schaukelt es so stark, dass der Gang zum Buffet sehr erschwert ist und viele Gäste erst gar nicht erschienen oder sich alsbald wieder vom Tische verabschiedeten.
    Außerdem gibt es auch wieder Nordlichter zu sehen. P. berichtet mir unterdessen davon, dass er und G. in Kirkenes ein Auto mieten wollen, um auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Durch drei geteilt würde es noch einmal günstiger – also bin ich dabei. Anschließend unterhalten sich B., S. und ich noch ein wenig, wundern uns über Pirouetten im Hafen von Berlevåg, auch ein paar Fotos vom Nordlicht gehen sich noch aus und dann ist auch schon Schlafenszeit. Der Montag bringt die Wende, nicht nur auf der Route, sondern auch beim Wetter. Strahlender Sonnenschein, ruhige See – so muss das sein. Pünktlich landen wir in Kirkenes an, dessen Hafen ich mir dann doch etwas repräsentativer vorgestellt hatte. Während B., K., J. und N. zum Ausflugsbus laufen, S. sich allein die Beine vertritt, sammeln G., P. und ich uns und laufen dahin, wo wir die Autovermietung vermuten. Alles geht recht schnell, ein Hybridauto ist es geworden und schon sind wir auf dem Weg nach Murmansk, wenn man den Straßenschildern glauben darf. Soweit kommen wir natürlich nicht. Zuerst verlassen wir die Straße, um eine kleine Anhöhe zu erklimmen, die eine schöne Aussicht verspricht und dieses Versprechen auch einhält. Einen weiten Blick zu allen Seiten gibt es, einerseits zum Meere hin, andererseits den weiten Blick über die tundrenartigen Felslandschaften. Am Horizont sind schwach Rauchschwaden zu erkennen, genau dort, wo ich die russische Stadt Никель verortete.







    Bei Kirkenes auf dem Berg.


    Nach einem ausgiebigen Fotoaufenthalt geht es weiter nach Storskog, dem einzigen Grenzübergang zwischen Russland und Norwegen. Die Gegend ist schön, die Seen bereits gefroren. Wenn hier nicht die Grenze zu Russland wäre, verflöge wohl viel des Reizes. Am Parkplatz steht noch ein Auto, wohl zu der Hütte gegenüber gehörend. In diesem Auto sitzt ein riesiger Hund mit gelber Warnweste, von dem man denken könnte, er sei jederzeit im Begriff loszufahren. Sein Kollege hält Wache vor der Souvenirhütte, die ein bisschen an das Haus der Babajaga erinnert und in der es vor allem viel Killefit gibt: Stalinfingerhüte, Matrjoschkas, russische Flaggen und als besonderes Highlight den Kalender „Наш президент – В. В. Путин 2018“, dessen Titelbild Herr Putin dann auch ziert. Mittlerweile ist auch der Bus von Hurtigruten angekommen, viele schauen etwas erstaunt, aber denken sich wohl nichts weiter.
    G. erhält bei Babajaga den Tipp, noch einmal die alte Straße zu fahren, auf der man sich bis auf wenige Meter der Grenze nähern könne. Gesagt, getan. Zuvor machen wir noch einen kleinen Umweg für Landschaftsaufnahmen mit Wasser, Eis und Sonne – schade, dass wir es nicht bis Grense Jakobselv schaffen, der Ort hätte mich auch sehr interessiert. Andererseits: Bin ich zum letzten Mal hier? Tatsächlich werden wir an der Straße direkt der beiden Grenzsteine ansichtig: grün-rot für Russland und gelb für Norwegen. Mit dem Handy empfange ich russisches Radio - ein Gruß von Modern Talking, die in den Ländern der ehemaligen UdSSR einen ähnlichen Status genießen wie die Trolle in Norwegen. Ein Wachturm hinter uns sieht bedrohlich aus, ist aber unbesetzt. So fahren wir zurück nach Kirkenes, durchfahren den Ort einmal und tanken 0,9 Liter Benzin nach – so viel haben wir nämlich dank Hybridtechnik verbraucht und das, obwohl markante Steigungen dabei waren und unsere Fahrstrecke letztlich doch knappe 50 km betrug.



    Zweisprachige Ortsschilder in Kirkenes.



    Schade, dass ich keine Zeit habe, mich dem bis in die 1920er Jahre gesprochenen Russenorsk zu widmen, stattdessen besuchen wir den Supermarkt, wo es erst einmal ein leckeres Eis gibt. Hier treffen wir auch B., den wir die paar Meter zum Schiff mitnehmen, bevor P. den Schlüssel am Briefkasten einwirft. Wir hätten uns nicht beeilen müssen, denn gerade als wir auf dem Schiff sind, kommt die Durchsage, dass wir mindestens 15 Minuten später ablegen werden. G. nutzt die Zeit noch für einen Kurzeinkauf, ich und P. müssen auf dem Schiff bleiben. Naja, dann essen wir eben erst einmal Mittag, das heute aber irgendwie nicht so richtig überzeugt. Noch während der fast um 30 Minuten verzögerten Ausfahrt aus Kirkenes geht die Sonne langsam unter, um 15.30 Uhr ist dann schon stockfinstere Nacht.



    Ausfahrt aus Kirkenes.


    Die Aufenthalte in allen weiteren Häfen verkürzen sich erheblich, leider. Auch Seegang gibt es wieder, der kommt pünktlich zum Essen und verleidet so wieder vielen den Appetit, zumal man auch konstatieren muss: Das Rentier ist umsonst gestorben. Irgendwie fehlte dem Essen der Pfiff und das Fleisch wurde mehr anstatt weniger im Mund. Dafür schmeckte die Eiscrème aus Akvavit aber so gut, dass wir Nachschlag erbaten und bekamen.
    Nach dem Abendessen genieße ich noch etwas die Fahrt auf dem Vorderdeck, es spült einen fast vom Platz und ja, das Meerwasser ist schön salzig. Da es aus der Gruppe nicht allen gut geht, sitzen wir in kleinerer Runde in der guten Stube mit Bar, an der heute wieder Samuel bedient. Der junge Mann mit der recht auffälligen Frisur ist stets freundlich und nett, nicht aufdringlich und lustig, hat uns jedoch schon mehr interessante Dinge berichtet als der Reiseleiter. Besonders zuversichtlich ist seine Aussage: „Auf jeder Runde gibt es Passagiere, die in Kirkenes aussteigen und dann lieber mit dem Flugzeug eine Etappe zurückreisen“ aber nicht, wenngleich bei dem Wetter und dem Seegang gut nachvollziehbar. Ach, es ist schon ganz gemütlich, aber dann ruft doch irgendwann das Bett. Der Seegang machte es nicht unbedingt einfach, zu schlafen, geschweige denn, tief zu schlafen. Das merke ich am nächsten Morgen dann. Das Frühstück fliegt den wenigen Gästen fast um die Ohren, die Kaffeetasse sollte man tunlichst nicht vollmachen und sonst möglichst ruhig essen. So ungefähr mache ich es auch, bevor ich dann mal an Deck schaue, wie es aussieht.





    Begegnung mit der MS Nordnorge.


    Wir erreichen wieder Havøysund, leider noch immer deutlich zu spät. Aber gut, so lange, wie gestern teilweise verladen wurde… niemand lässt seine Fracht stehen, nur weil das Schiff nicht pünktlich ist. Diese Verspätung zieht sich dann auch leider noch durch den Tag, verbunden mit einigem Seegang. Nun begegnen wir der MS Nordnorge, bevor ich mich dann wieder in die Koje begebe, etwas arbeite und durch die Arbeit einschlafe. Danach geht es mir deutlich besser. Bei schönstem Sonnenschein erreichen wir Hammerfest, das ich mir irgendwie etwas größer vorstellte. Durch die Verspätung verkürzt sich der Aufenthalt auch hier deutlich, zudem wird wieder etwas an den Ausflügen geändert, naja - diese Durchsagen nerven dann doch irgendwann.



    Blick auf Hammerfest.



    Eigentlich wollen wir auch auf den Berg und wieder herunter, aber nachdem wir den Weg nicht sofort finden und ein Weg gesperrt sein soll (Zigg-Zagg), kehre ich um und schaue mir die Stadt an. Die norwegischen Rentner genießen den Tag bei -2°C auf der Parkbank, andere essen Kaffee und Kuchen und die Neunorweger nehmen ihr Mittag an einem Imbiss mit dem vielsagenden Namen Syrisk mat ein. Die nördlichste Stadt der Welt und dann so etwas. In der Touristinformation gibt es viele Informationen zu Stadt und Umgebung, das macht Lust auf mehr, ob ich mir allerdings ein Rentierfell kaufen muss? Letztlich war übrigens keiner der Wege gesperrt und auch nicht vereist. Wer weiß, wie das Spiel heißt.
    Wir essen zu Mittag und registrieren erstaunt eine Ansage Egberts, der darauf hinweist, dass wir eine andere Route als gewöhnlich befahren, damit mal Ruhe auf den Kahn kommt. Na, ganz so hat er es nicht ausgedrückt, aber eine Maßnahme zur Steigerung des Passagierkomforts sollte es schon sein. Die Umgebung des Schiffes wirkt fast arktisch, nichts zu sehen außer ein paar Wasservögeln und schneebedeckten Felsen. Den Nachmittag verbringen wir bei mehreren Kartenspielen im Panoramasalon, dazu unterhalten wir uns nett und ja, das ist meiner Meinung nach auch ein Vorteil der MS Vesterålen. Wir besprechen den morgigen Tag und kommen darauf, dass es sich auch auf den Vesterålen lohnen könnte, ein Auto zu mieten...



    Auf der Umleitungsstrecke ?(

    Einmal editiert, zuletzt von Murmansk84 ()

  • Klasse Fotos! Besonders haben's mir die Tromsøer Nebelbilder angetan - und natürlich das Bild vom 'Fischkutter', zumal ich da selbst an Bord war... Danke!

  • wollen den Fjellheis zu Fuß besteigen


    Kleine Korrektur - ihr meint den Storsteinen, wenn ihr auf den Fjellheisen wollt würde das etwas so aussehen... ;)


    Um die 40€ wenn aber doch Hurtigruten über 100€ mehr haben möchte? Wir buchen einfach und schauen was passiert.


    Sehe ich das jetzt richtig - ihr habe Geld gespart koste was es wolle ... :D


    Die nördlichste Stadt der Welt und dann so etwas


    Wäre dir das denn lieber ;) (auch gesehen in Hammerfest...)


    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


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