Das Verkehrsministerium in Oslo bemüht sich darum, in der Ausschreibung des Liniendienstes ja nicht das Wort "Hurtigruten" zu verwenden, um nicht wegen unerlaubten Nutzens eines Markennamens belangt werden zu können. Damit trägt die Regierung einer Frage Rechnung, die hier im Forum auch schon mehrfach gestellt worden ist: "Wie soll das Kind denn heißen?"
Klar, im Volksmund "Hurtigruten". Bis zur Fusion ist der Begriff schließlich der Sammelbegriff für die Fahrplangemeinschaft mehrerer, wechselnder Reedereien auf der Linie Bergen - Kirkenes - Bergen gewesen, durch die Fusion von OVDS und TFDS zur Hurtigruten ASA ist daraus allerdings ein Firmen- und Markenname geworden, und zwar einer, der bei der Übernahme der Reederei durch Silk Bidco/TDR Capital vor drei Jahren auf 1,7 Milliarden Kronen angesetzt worden ist und seitdem im Wert gestiegen sein könnte. Dementsprechend hat die PR-Chefin von Hurtigruten, Anne Marit Bjørnflaten, betont, eine Nutzung des Begriffs "Hurtigruten" durch andere Anbieter im Liniendienst Bergen - Kirkenes - Bergen auf keinen Fall dulden zu wollen, quasi nach dem Motto, dass nur da, wo "Hurtigruten" draufstünde auch wirklich Hurtigruten drin sei - egal ob die Reederei noch am Liniendienst beteiligt sei oder nicht
Doch wird Hurtigruten damit durchkommen?
Der norwegische Kartoffelchipshersteller Maarud hat sich in einem ähnlichen Fall kürzlich in die Finger geschnitten. Die Firma hatte seinerzeit den Snack in Norwegen unter dem Namen Potetgull ("Kartoffelgold") auf dem Markt platziert, ihn aber erst nach sieben Jahrzehnten markenrechtlich schützen lassen, als der Konkurrent Orkla ebenfalls "Potetgull" auf den Markt brachte und damit argumentierte, es handele sich um einen generischen "Haushaltsbegriff" für ein Produkt, so wie "T & T" für Papiertaschentücher und Klebefilme in Deutschland. Von Maarud durch die Instanzen geklagt, bekam Orkla jeweils Recht.
Gut möglich also, dass der Begriff "Hurtigruten" in ähnlicher Weise die norwegische Justiz beschäftigen könnte, sobald sich abzeichnen sollte, dass Hurtigruten nur noch teilweise oder aber gar nicht mehr am Liniendienst - also Kystruten - beteiligt ist
Allerdings gehen Experten davon aus, dass in Sachen "Hurtigruten" keine automatische Analogie zur Kartoffelchips-Sache herzustellen sei. So gibt Prof. Helge Thorbjørnsen von Norges Handelshøgskole in Bergen zu bedenken, dass Hurtigruten AS viel Arbeit und Geld in den Aufbau des Markennamens investiert habe, der so zu den international bekanntesten norwegischen Marken geworden sei, wodurch sich die Reederei doch deutlich von Chipshersteller Maarud unterscheide.
Mal sehen, was dabei herumkommt...