Mal sehen wo das Hoch bleibt – oder – Rückkehr auf die Habichtsinseln


  • Schon weit vor meinem Interesse für die Hurtigruten und Norwegen hatte ich mich für ein anderes Land interessiert. Das Land befindet sich doch einiges weiter südlich und besteht aus dem Festlandteil und diversen Inseln, Inselgruppen.
    Die Seefahrer und Entdecker dieses Landes sind bekannt haben viele Regionen unserer Welt entdeckt und manchmal auch erobert.


    Das Land von dem ich spreche ist Portugal.


    Schon dreimal war ich bisher dort. 2004 war mein erster Besuch auf den Habichtsinseln, 2006 habe ich der Blumeninsel Madeira einen Besuch abgestattet und 2008 war ich am Algarve.


    Mein erster Besuch auf den Habichtsinseln war eher zufällig. Damals hatte ich kein richtiges Ziel für meinen nächsten Urlaub und schlenderte so durch diverse Reisebüros. In einem FTI-Reisebüro wurde mir dann diese Reise, die man erstmalig im Programm hatte, angeboten.
    Eine Woche Mietwagenrundreise über die vier Hauptinseln. Ich habe dem dann noch eine Anschlusswoche auf der Hauptinsel angefügt und spontan gebucht.
    Es war eine tolle und sehr interessante Zeit damals und schon bald reifte der Entschluss dies später noch einmal ausgiebiger zu wiederholen.


    Nach meinen schlechten Erfahrungen mit den bekannten Reiseanbietern auf Mauritius und aufgrund der Tatsache, dass diese meist nur ihre vorgefertigten Reisepakete anbieten, habe ich mich nach alternativen Anbietern umgeschaut. Zum einen wäre dort Olimar gewesen, ein Anbieter, der sich auf Spanien und Portugal spezialisiert hat. Auch bei Olimar kann man individuelle Programme im Baukastenstil bekommen.
    Meine Wahl fiel aber dann auf Picotours, die sich ebenfalls auf Portugal und die Kapverdischen Inseln spezialisiert haben.


    Hier bekam ich mein Wunschpaket zu einem fairen Preis und, soviel kann ich vorweg nehmen, würde dieses Reisebüro auch jederzeit wieder empfehlen. (Nachtrag: Leider muss ich dies mittlerweile aufgrund der schlechten Erfahrungen bei meiner zweiten Reise mit diesem Veranstalter revidieren und kann wirklich keine Empfehlung mehr aussprechen.)


    Reisezeit war der 28.April als Abreisetermin und der 12.Mai als Rückreisetermin, also gestern. So liefen denn auch bei mir schon Wochen zuvor die Reisevorbereitungen für meine Rückkehr zu den Habichtsinseln.
    Habichtsinsel werden einige von euch jetzt sagen, wo sind die denn?
    Ich bin mir sicher die kennt wirklich jeder. Spätestens aus dem Wetterbericht nach der Tagesschau.


    Es handelt sich um ein Archipel mitten im Atlantik, fast auf halber Strecke zwischen Europa und Amerika. Neun, zum Teil weit auseinanderliegende Inseln bilden dieses Archipel. Auf insgesamt 2.330 km² leben hier knapp 250.000 Menschen. Auf einer der Inseln befindet sich auch der höchste Berg Portugals, der Montanha do Pico mit seinen 2.351 Metern. Hauptinsel ist São Miguel mit der Hauptstadt Ponta Delgada.
    Die ersten Entdecker der Inseln sahen viele Greifvögel, die sie für Habichte hielten. Daher tauften sie die Inseln auf diesen Namen „açor“ = Habicht. Und so bezeichnet man dieses Archipel noch heute als die Azoren, obwohl es hier noch nie auch nur einen einzigen Habicht gegeben hat. Was die Entdecker sahen waren Bussarde, die es reichlich auf diesen Inseln gibt und so schmückt ein Bussard auch die Landesflagge der Azoren.
    Mal ehrlich, wer hat noch nie vom Azorenhoch gehört, obwohl sich dieses ja eigentlich viel weiter südlich bildet?



    28.April 2015 – Anreise von München über Porto nach Ponta Delgada


    Mein Koffer lag an diesem Tag bereit für all die Utensilien die ich mitnehmen wollte. Abflug in München sollte um 17:30 Uhr Ortszeit sein, ich hatte also genügend Zeit erst heute alles in den Koffer zu packen.
    Die Wahl auf den Dienstag als Reisetag war bewusst, da an diesem Tag ein Direktflug von München nach Ponta Delgada statt findet, mit kurzem Zwischenstopp in Porto. Der Flug wird von der SATA International durchgeführt, der Fluggesellschaft der Azoren. Flüge an anderen Tagen würden sonst meist von der TAP durchgeführt und ich hätte in Lissabon umsteigen müssen.
    Schon einige Tage zuvor hatte ich auf der Webseite der SATA lesen können, dass ich nur 20 kg Gepäck aufgeben durfte. Über das Gewicht des Handgepäcks herrschte sogar uneins auf deren Seite. Mal fand ich 6 kg und mal 8 kg als Gewichtsangabe.


    Also hatte ich kurzerhand die Gesellschaft per Mail angeschrieben und freundlich um Klarstellung gebeten, sowie dezent darauf hingewiesen :whistle3: , dass es bei anderen Fluggesellschaften inzwischen üblich sei, dass Reisende 23 kg Gepäck aufgeben dürften.
    Zwei Tage später bekam ich Antwort


    Zitat

    ... we inform you are allowed 23 kg of checked baggage, in one bag or divided in two bags …. as hand luggage, you are also allowed on carry-on with 8 kg, with the dimensions 55x40x20 ….


    Das nenne ich mal einen tollen Service einer Airline. Im Anhang wurden dann sogar noch die Dinge aufgezählt, die man zusätzlich als Handgepäck mitnehmen darf, z.B. Notebook, Kamera, Regenschirm, med. Geräte, usw..


    Um 13:30 Uhr habe ich mich dann mit meinem Gepäck auf den kurzen Weg zum Bahnhof gemacht. Hier fuhr um 14:10 Uhr der Bus zum Flughafen ab. Ich hätte sicherlich auch den Bus eine Stunde später nehmen können, aber ich gehe bei so etwas gerne auf Nummer sicher. Man weiß ja nie, Stau auf der Autobahn, Panne des Busses unterwegs, oder, oder, oder ….
    So war ich natürlich schon sehr früh dort und der Checkin-Schalter war noch nicht besetzt. Erst 20 Minuten später wird dieser geöffnet und ich werde meinen Koffer schnell los. Auch die Sicherheitskontrolle dauert nicht lange und so bin ich kurz vor 16:00 Uhr am Gate.




    Der Airbus der SATA dockt um 16:22 Uhr am Terminal an, noch immer bin ich der einzige Passagier hier. Als dann um 16:55 Uhr das Boarding beginnt sind doch noch einige andere Reisende eingetroffen.


    Danach geht alles recht schnell, 17:05 Uhr sitze ich auf meinem Platz (die Dreiersitzgruppe gehört auch danach während des gesamten Fluges mir), 17:10 Uhr ist das „Boarding completed“ (der Flieger ist etwa zu 30% besetzt) und bereits um 17:23 Uhr lösen wir uns vom Gate.
    Um 17:34 Uhr heben wir ab, der Urlaub kann beginnen.


    Nach etwa einer Stunde Flugzeit gibt es Hühnerfrikassee mit Reis, einen kleinen Möhren – Mais Salat, ein kleines Brötchen mit Butter und ein kleines Stück Kuchen. Dazu Getränke nach Wahl, u.a. einen richtig guten, heißen Kaffee. Alles andere wäre auch seltsam, ist Portugal doch neben Italien das Land mit der längsten und sicherlich qualitativ besten Kaffeekultur.




    Kurz bevor wir um 19:10 Uhr (Ortszeit, 20:10 MESZ) in Porto landen, stelle ich meine Uhr um eine Stunde zurück, die Ortszeit für Porto. Einige Passagiere steigen hier komplett aus und die Reisenden nach Ponta Delgada müssen auch kurzzeitig in den Transferbereich. Dazu bekommen wir jeder eine kleine gelbe Transferkarte und können damit am Gate warten.
    Das schnelle neue Boarding ist um 20:00 Uhr und die Transfer-Passagiere dürfen zuerst rein. Nur wenige neue Passagiere steigen hier zu.




    Um 20:31 Uhr verlassen wir wieder den Boden von Porto und nur Minuten später überfliegen wir die Küste Portugals. Begleitet werden wir dabei schon von den ersten Anzeichen eines schönen Sonnenuntergangs.




    Über dem Atlantik gibt es dann noch einmal einen kleinen Imbiss, natürlich auch wieder den leckeren Kaffee. Da wir quasi mit der untergehenden Sonne fliegen, benötigt diese doch recht lange, bevor es wirklich dunkel wird.




    Natürlich muss ich meine Uhr noch einmal um eine Stunde zurückdrehen, da die Azoren wieder in einer anderen Zeitzone liegen. Es ist dann 21:46 Uhr Ortszeit und nun doch auch dunkel, als wir in Ponta Delgada landen. Die Koffer der wenigen Passagiere brauchen auch nicht allzu lange, bevor sie auf dem Kofferband erscheinen.
    Als ich um 22:05 Uhr mit meinem Koffer aus dem Ankunftsbereich in die große Flughalle komme, wartet schon der Fahrer meines Transfers zum Hotel auf mich. Da ich bereits morgen auf die nächste Insel weiterfliege, habe ich für diesen halben Tag keinen Mietwagen. Der Fahrer vereinbart für Morgen 12:40 Uhr als Abholzeit am Hotel.




    Nach 10 Minuten halten wir vor dem Hotel Talisman, mitten in Ponta Delgada. Ich erhalte ein sauberes und großes Zweibettzimmer. Nach einem kleinen Spaziergang rund um das Hotel, ein wenig die Beine vertreten nach den Flügen, nutze ich noch kurz das kostenlose W-Lan des Hotels.


    Der ersten Nacht auf den Inseln der Habichte steht nun nichts mehr im Wege.



    Fortsetzung folgt …..

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Schön, dass du von den Azoren berichten wirst. Unser :) Reiseleiter hat uns für Oktober 2016 die Azorenrundreise ans Herz gelegt und wir haben mal vorläufig unverbindlich gebucht. Dein Bericht wird uns die endgültige Entscheidung für diese Destination sicher erleichtern. Wir warten ;) und hoffen, dass es für dich und vielleicht für uns eine schöne Reise wird.
    Liebe Grüße Christine

  • Es ist absolut lohnenswert, auch wenn das Wetter dort vielleicht nicht immer mitspielt, aber vielleicht ja auch gerade deswegen ;) .

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Ein Reisebericht über Portugal, bzw. die Azoren, freut uns ganz besonders da diese(s) Ziel(e) auf unserer "Urlaubsziele-für-die-Zukunft-Liste" relativ weit oben stehen. :thumbup:

    LG Stephan & Kathrin


    09/2015 MS Trollfjord
    03/2017 MS Trollfjord


  • 29.April 2015 – Rundgang Ponta Delgada, Ankunft Terceira



    Ich habe sehr gut geschlafen und wache auch erst gegen 6:30 Uhr auf. Das Zimmer war sehr ruhig, die Matratze scheinbar neu. Durch ein überdachtes Atrium führt die Treppe nach unten zum Frühstücksraum. Hier wartet ein schönes Buffet auf mich.




    Das Hotel Talisman ist ein kleines, gepflegtes und alteingesessenes Hotel in zentraler Lage neben einem kleinen Park.
    Ausgehend von diesem starte ich einen kleinen Rundgang durch Ponta Delgada, da ich ja noch ausreichend Zeit habe, bis ich wieder abgeholt werde.




    Das Hotel liegt nur eine Querstraße entfernt vom Campo de São Francisco. An diesem Platz befindet sich das Convento da Esperança mit der Igreja de Santo Cristo. Das Nonnenkloster mit der dazugehörigen Kirche stellt nächste Woche den zentralen Punkt des großen Festes dar. Bereits jetzt laufen hier die Vorbereitungen dazu, doch dazu dann mehr (viel mehr) in der nächsten Woche.




    Über diesen Campo gelangt man an die Uferpromenade von Ponta Delgada. Unübersehbar steht hier das Forte de São Brás, eine im Renaissance-Stil erbaute Festungsanlage, die die Stadt einst vor den Angriffen englischer und französischer Korsaren schützte. Heute beherbergt die Festung das Militärmuseum der Azoren.




    Vorbei am Gebäude der Portugal Telecom schlendere ich die Promenade entlang. Gegenüber liegt die portugiesische Korvette JACINTO CÂNDIDO. Inmitten des Hafens hat man inzwischen eine neue Marina mit Kreuzfahrt-Anleger gebaut. Das sah 2004 hier noch ganz anders aus.




    Zwei Schiffe liegen dort am Anlieger. Die will ich mir mal aus der Nähe anschauen. Der breite Anlieger ragt direkt gegenüber der Igreja de São Pedro in den Hafen hinein. Neben der Igreja steht das Hotel Açores Atlantico und dahinter das Hotel Marina Atlantico. In letzterem werde ich meine letzten sechs Nächte verbringen.




    Von außen ist dieses Hotel wirklich nicht sehr attraktiv, ich hatte es irgendwie mit dem Açores Atlantico verwechselt, da es 2004 noch im Bau war. Auf dem Anlieger befindet sich eine Art Tribüne über deren Sinn ich mir nicht so recht im Klaren bin.




    Immerhin sieht man von ihr gut die Schiffe. Direkt davor liegt die EXPRESS SANTORINI, die gecharterte Fähre der Atlanticoline. Die ehemalige französische Eisenbahnfähre wurde 1974 gebaut und fährt unter griechischer Flagge. Sie verbindet die Inseln der Azoren im Liniendienst. An der Spitze der langen Mole hat die USS McFaul, ein amerikanischer Zerstörer festgemacht. Meine Aufmerksamkeit verlangte aber die große Ketsch KAMAXITHA, die seitlich am Anleger festgemacht war.




    Davor lag noch ein interessantes Schiff, die SEA ADVENTURER, ein Expeditionsschiff der Reederei Quark Expeditions.




    Das die Azoreaner hart im Nehmen sind konnte ich auf dem Weg zurück zur Promenade feststellen. Der Atlantik mag höchstens 15/16 °C gehabt haben. Das hielt aber einige nicht von einem Bad in dem Hafenbecken ab. Vielleicht aber auch, weil das daneben liegende Schwimmbad noch kein Wasser im großen Becken hatte.



    Hinter der alten Marina steht ein riesiger Beton-Rohbau. Ob dies mal ein weiteres Hotel werden soll, oder sollte ist mir nicht bekannt. Zuerst muss ich mich nun unterstellen, da der leichte Nieselregen kurzzeitig erheblich stärker wird. Als es wieder nachlässt gehe ich hinter der Igreja de São Pedro wieder in Richtung Hotel. Zuerst halte ich das Gebäude auf der rechten Seite für eine weitere Kirche, aber es ist das Auditório Municipal – Academia das Artes (Stadtauditorium – Akademie der Künste).




    Zwei Straßen weiter stehe ich vor dem ehemaligen Hotel Avenida. In diesem Hotel hatte ich 2004 meine Verlängerungswoche verbracht. Inzwischen ist das Hotel wohl schon seit geraumer Zeit geschlossen. Von hier stößt man unweigerlich auf den Largo da Matriz mit der großen Stadtkirche Igreja Matriz de São Sebastião, der Hauptkirche Ponta Delgadas.




    An einer Straßengabelung am unteren Rand des Platzes steht das Rathaus von Ponta Delgada, das Câmara Municipal mit seinem großen Brunnen davor. Im Brunnen sieht man noch unzählige Abdrücke von Münzen, die scheinbar erst vor kurzer Zeit entfernt wurden. Vielleicht anlässlich des bevorstehenden Festes.


    Als ich wieder im Hotel angelangt bin packe ich meine Sachen schnell zusammen und checke aus. In der Lobby des Hotels warte ich auf den Transfer zum Flughafen. Der Fahrer erscheint auch pünktlich um 12:38 Uhr und nur 20 Minuten später stehe ich vor dem Checkin-Schalter im Flughafen.
    Schnell ist der Koffer abgegeben und ich erhalte mein Ticket. Bei der Sicherheitskontrolle ist auch alles frei und ich komme direkt dran.




    Die Abflugzeit ist mit 14:40 Uhr angegeben und die Flugzeit wird nur 40 Minuten betragen, kein Wunder bei nur knapp 170 km Distanz. Während SATA International Airbus A 310, bzw. A 320 benutzt, wird innerazoreanisch mit Bombardier Q 200, bzw. Q 400 geflogen. Für diese Flüge bekommt man auch keinen Platz zugewiesen, sondern man steigt ein und setzt sich einfach auf den nächsten freien Platz.
    Nachdem wir von Ponta Delgada abgehoben haben fliegt die Turboprop-Maschine mit ihrem sonoren Brummen ruhig über den Atlantik. Ich erwische mich mehrfach dabei, dass mir die Augen kurzzeitig zufallen. Spätestens mit dem Landeanflug ist dies aber dann vorbei. Aus dem bisher ruhigen Flug wird plötzlich ein Höllenritt. Die Turbulenzen werfen den kleinen Flieger hin und her. Ich habe ja nun auch schon viele Landungen erlebt, aber dies hier ist wirklich heftig.
    Schließlich setzen wir etwas schräg mit dem rechten Fahrwerk bereits auf, als uns eine Böen erneut gut fünf bis acht Meter anhebt und wir dann ziemlich hart am äußersten rechten Rand der Runway aufsetzen. Als wir endlich vor dem Flughafengebäude stehen, kann ich etliche weiße Gesichter um mich herum wahrnehmen.


    Mühsam kämpfen wir uns danach durch den Sturm von der Maschine ins Flughafengebäude. Mein Koffer kommt als einer der ersten auf dem Band und nur Minuten später stehe ich am Schalter von Autatlantis um meinen Mietwagen zu empfangen. Ich bekomme die Unterlagen für einen Renault Captur. Das Fahrzeug steht gegenüber dem Flughafengebäude auf dem Parkplatz. Dieser liegt auf einer kleinen Anhöhe. Auf dem Weg dorthin reißt mir der heftige Sturm meinen Koffer (mit über 21 kg) aus der Hand und nur im letzten Moment kann ich ihn erneut am Griff packen.
    Es dauert einige Zeit, bis ich das Fahrzeug auf dem gut besetzten Parkplatz gefunden habe. Schnell mein Gepäck in den Kofferraum und mein TomTom, das ich mir von zu Hause mitgebracht habe im Fahrzeug installiert. Ich hatte mir auch bereits eine Route erstellt, da ich die Anfahrt zm Hotel schon zu einer Küstenfahrt nutzen wollte.




    Die Route führt vom Flughafen in Lajes am Nordostende der Insel vorbei an Praia da Vitória über Porto Martins, São Sebastião, Porto Judeu und Feteira nach Angra do Heroísmo. Leider kann ich während der Tour nicht wirklich viel sehen. Die Fahrt verläuft größtenteils durch dichten Nebel, sicherlich manchmal kaum mehr als 10 Meter Sichtweite. Dazu schaukelt der Sturm das Auto oft kräftig durch und der dünne Regen wird quer über die Straße gefegt.
    Lediglich an zwei Stellen unterwegs lohnt sich ein kurzer Halt, da tatsächlich etwas Landschaft zu erkennen ist.




    Ohne das Hinweisschild hätte ich den Ponta das Contendas nicht als Aussichtspunkt identifizieren können. An der Baía da Salga, einem Badeplatz ist es dann sogar erneut ein wenig besser und ich kann auch den heute stürmischen Atlantik sehen.
    Obwohl ich das Hotel Terceira Mar in Angra kenne, hier habe ich schon 2004 übernachtet, wäre ich um ein Haar an dem, ca. 20 Meter neben der Straße liegenden Hotel vorbeigefahren. Doch TomTom hat mich auf den richtigen Zufahrtsweg geführt.




    Ich bekomme wieder ein schönes großes Zimmer mit Balkon und wie alle Zimmer zur Seeseite. 2004 stand ein schöner Obstkorb und eine Flasche Mineralwasser als Begrüßung für die Gäste in jedem Zimmer. Diesen Service gibt es leider nicht mehr, eigentlich schade. Ansonsten gibt es am Hotel und speziell am Zimmer nichts auszusetzen.




    Sieht man vielleicht von der heute doch stark eingeschränkten Sicht mal ab. Jedenfalls ist von dem vor dem Hotel liegenden Monte Brasil überhaupt nichts zu sehen. Ursprünglich wollte ich in Angra in einem Restaurant essen, in dem ich schon 2004 gut gegessen hatte. Da ich dessen Öffnungszeiten und Ruhetage allerdings nicht kenne und es draußen gerade heftig regnet, nehme ich das hoteleigene Restaurant.
    Ein leckeres 3-Gänge-Menü für gerade mal 12,- € und dabei ein caneca de cerveja munden aber auch sehr gut. Natürlich gehört der Bica nach dem Essen einfach dazu. Anschließend nutze ich kurz das kostenlose W-Lan auf dem Zimmer. Gegen 22:00 Uhr möchte ich gerne noch eine kleine Runde durch Angra drehen. Doch am Hoteleingang muss ich gut 20 Minuten warten, bis der starke Regen zumindest ein wenig nachlässt.
    Das Hotel liegt am westlichen Ortsrand. Man muss etwa 200 Meter über eine kleine Anhöhe gehen und schon ist man in Angra do Heroísmo. Die Stadt ist Welterbe der UNESCO, was bei diesem Wetter allerdings nicht so deutlich wird. Dieses Wetter ist es dann auch, was mich schnell wieder zurück ins Hotel treibt. Mit der Hoffnung auf besseres Wetter für morgen beende ich damit diesen Tag.






    Fortsetzung folgt …..

    Gruß Jobo,


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    - Susan Sontag -


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  • Klingt nach einer spannenden und interessanten Reise, freue mich drauf mehr zu lesen. Vielleicht hättest Du einen Sonnentanz aufführen sollen, nach Azorenhoch sieht das nicht wirklich aus bisher. :D

    Es grüßt Capricorn :hut:


    7/11 RW // 3/12 NX // 7/12 FM/VE // 3/13 VE // 1/14 TF // 3/14 LO // 7/14 NX // 4/16 FR // 3/18 VE // 7/19 FR


  • Na ja, vielleicht war es ein Fehler nur an euch zu denken und das Hoch direkt nach Deutschland zu schicken :hmm: , ich hätte vielleicht 14 Tage warten sollen und es dann einfach mitnehmen ..... :mosking:

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Was du über den zweiten Flug und das Wetter schreibst klingt zwar ziemlich ungemütlich, aber was ich sonst so lese klingt sehr interessant, und die Bilder von Ponta Delgada mit den braun-weiss gemusterten Häusern gefallen mir gut. Bin gespannt wie's weitergeht.
    Skippertje


  • 30.April 2015 – Praia da Vitória, Biscoitos, Algar do Carvão


    Das Frühstücksbuffet ist auch nicht mehr ganz so üppig wie vor 11 Jahren, aber immer noch kein Grund zur Beanstandung. Es ist alles vorhanden, was ich benötige.
    Schon gestern hatte ich die Information bekommen, dass zur Zeit auch ein ehemaliges Hurtigrutenschiff die Insel Terceira besucht. Die SERENISSIMA (ex. HARALD JARL) lag in Cabo da Praia an der Pier. Was lag also näher, als dorthin zu fahren und zu versuchen einige Bilder von dem Schiff machen zu können.


    Doch bei der Fahrt über die Insel macht mir der starke Nebel nicht allzu viel Hoffnung auf Bilder. Cabo da Praia liegt gegenüber der Stadt Praia da Vitória, zu der der Hafen eigentlich gehört. Etwa fünf Kilometer bevor ich Praia de Vitória erreiche, ist der Nebel plötzlich wie weggeblasen.
    Schon von Weitem kann ich die SERENISSIMA sehen. Mein Navi führt mich auch bis an den Zaun des Sicherheitsbereiches.




    Hier mache ich die ersten Bilder bei leichtem Regen. An der Schleuse zum Sicherheitsbereich herrscht reger Betrieb. Ständig fahren kleinere LKW rein oder raus. Aus einer kleinen Snackbar mache ich dann auch noch Bilder, aber natürlich mit einer Scheibe davor.
    Ich will schon zurück gehen, doch dann denke ich mir fragen kostet nichts und gehe zu der Schleuse. Einem der Sicherheitsleute erkläre ich mein Interesse an dem Schiff und bitte um Erlaubnis in den Sicherheitsbereich zu gelangen.
    Er telefoniert eine Weile mit irgendeinem Oberguru und dann erhalte ich die Erlaubnis. Ich muss mich aber immer im Bereich einer inneren Absperrung aufhalten und bekomme eine gelbe Weste zum Überziehen und einen Begleiter, der aufpasst, dass ich mich auch an die Regeln halte.




    Immerhin komme ich so bis auf etwa 20 Meter an das Schiff heran und kann viele Bilder machen. Dabei erkläre ich dem Sicherheitsmann um welches Schiff es sich handelt und welche Vergangenheit das Schiff hat. Er ist doch überrascht, dass das Schiff schon so alt ist. Nach einiger Zeit habe ich genügend Bilder und verlasse den Bereich wieder, nachdem ich mich bei den Sicherheitsleuten bedankt habe.
    Ich mache noch einige Bilder von der anderen Seite der kleinen Bucht, durch einen Maschendrahtzaun. Dabei muss ich über eine große Wiese laufen, auf der das Wasser durch den Regen teilweise gut 5 cm hoch steht.


    (Mehr aktuelle Bilder der ehemaligen HARALD JARL findet ihr im Wiki)




    Ich fahre die wenigen Meter hinüber nach Praia da Vitória und parke dort direkt am Ufer. Praia besitzt einen langen Sandstrand, der als der schönste der gesamten Azoren gilt. Zwei lange Molen schützen die komplette Bucht, den gegenüberliegenden Hafen und die Stadt von den Gewalten des Atlantik. 2004 und 2005 wurden trotzdem große Teile des südlichen Dammes bei Stürmen ins Meer gerissen. Daraufhin hat man diesen mit schweren Steinen aus Norwegen wieder aufgebaut.




    Praia ist mit rund 7.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt von Terceira und profitierte lange von dem in Lajes am Flughafen gelegenen amerikanischen Militärstützpunkt. Auch wenn der größte Teil der Amerikaner inzwischen abgezogen ist befindet sich die, Mitte des 15ten Jahrhunderts gegründete Stadt weiter im Aufschwung.
    Ich will mir den Ort ein wenig anschauen und spaziere die Rua Serpa Pinto hinauf zur Hauptkirche. An der Kreuzung zur Rua de Jesus werde ich von einer Frau angesprochen. Ganz spontan verwickelt sie mich in ein Gespräch, sie unter dem Regenschirm, ich mit Jacke im Regen. Doch die Frau ist sehr nett und unsere Unterhaltung hochinteressant. Sie erzählt mir von den Azoren, von Terceira und den Menschen die hier leben. Ich erfahre die Unterschiede der Menschen auf den Azoren, Madeira und auf dem Festland. Nach gut 10-15 Minuten stellt sie sich auch vor. Sie ist eine Bettencourt. Spätestens jetzt werde ich neugierig. Bettencourt ist der Name einer alteingesessenen Familie in Frankreich und Portugal. In Angra gibt es sogar einen Bettencourt-Palast.




    Darauf angesprochen erzählt sie mir auch von ihrer Familie, die auch Wurzeln in Brasilien hat. Dadurch wandert unser Gespräch thematisch nach Südamerika und ich erzähle auch von meinem Aufenthalt in Peru.
    Sie weist mich nun auf die kriminellen Unterschiede hin. Die Azoren und auch Madeira gelten als völlig ungefährlich, auf dem Festland muss man zumindest in bestimmten Regionen aufpassen, aber Brasilien sei extrem gefährlich. Es dauert nochmal gut 10 Minuten bevor wir uns verabschieden, sie immer noch trocken unterm Schirm, ich durchnässt in der Jacke.




    Ich steige nun noch die wenigen Stufen bis zur Igreja Matriz de Santa Cruz hinauf und habe Glück dass die Kirche offen ist, was nicht oft der Fall sein soll. Ich werde schon an der Tür von einem jungen Mann angesprochen, der mir gerne etwas über die Kirche erzählen möchte. Doch ich möchte mich und die Kamera nun zuerst wieder trocknen und lehne höflich dankend ab. Ich frage aber, ob es gestattet sei Fotos in der Kirche zu machen. Selbstverständlich könne ich Bilder machen. Der junge Mann, ich vermute ein Student, widmet sich bald einem anderen Besucherpaar, dass sich von ihm die Kirche zeigen lässt, während ich in aller Ruhe meine Bilder mache.




    Nachdem ich das Innere der Kirche mit seinen barocken Stilelementen ausgiebig studiert habe, wage ich mich wieder nach draußen in den Regen, der kaum nachgelassen hat. Ich wende mich nun östlich um so wieder in einem kleinen Bogen zum Ufer zu gelangen. Dabei stoße ich bald schon auf die Igreja da Misericórdia. Die Kirche ist genauso wie die meisten Häuser in ihrer Umgebung in Blau und Weiß gehalten.




    Über den Largo Jose S. Ribeiro erreiche ich wieder zur Uferpromenade mit dem langen Sandstrand davor. Doch zum Baden ist heute niemand zumute, dafür werden wir zu sehr geduscht von oben. Bald stehe ich wieder vor meinem Mietwagen und überlege, wohin ich nun fahren soll. Die Wolkendecke ist merklich angestiegen, also nehme ich Kurs aufs Inselinnere.




    Hinauf ins Bergland soll mich der Weg führen, wobei bei Terceira eigentlich von richtigem Bergland nicht die Rede sein kann. Terceira gilt als eine der flachsten und grünsten Inseln des Archipels. Oft hat man den Eindruck, man befände sich in Irland. Die Wiesen und Viehweiden sind durch kleine Lavasteinmauern abgegrenzt, was diesen Eindruck noch verstärkt. Terceira ist 397 km² groß und hat rund 56.000 Einwohner.
    Meinen ersten Halt mache ich am Aussichtspunkt Celeiro, von dem ich eine gute Sicht auf Praia und die Ostküste habe. Dadurch angespornt fahre ich weiter zum Serra do Cume. Die Erhebung Serra do Cume ist der Rand eines 10 km durchmessenden Kraters, der heute aber nicht mal zu sehen wäre, wenn er nur 10 m durchmessen würde.




    Richtung Norden ist der Himmel heller, also schlage ich nun diese Richtung ein. Als ich die Küste bei Agualva erreiche ist die Sicht auch sehr gut. Die schöne Küstenstraße lässt sich gemütlich abfahren. Ein weiteres Highlight von Terceira sind die vielen kleinen, bunten Heilig-Geist-Kapellen. In Biscoitos soll es besonders schöne Exemplare geben, also ist dies mein nächstes Ziel.




    Den ersten entdecke ich auch gleich gegenüber der Kirche. Diese Imérios sind keine kirchlichen, sondern Gemeindeeinrichtungen und dienen dem Heiliggeistfest, welches auf den Inseln alljährlich zwischen Ostern und Pfingsten stattfindet.
    Laut meinen Reiseführern soll in der Nähe der Kirche auch ein Restaurant sein, aber ich finde hier weit und breit keines.




    Ich fahre also weiter und erst gegenüber einer modernen Kirche an der Hauptuferstraße entdecke ich das Restaurant O Pedro. Genau zur richtigen Zeit, da sich schon seit geraumer Zeit der Hunger nachdrücklich zu Wort meldet. Prompt entdecke ich hier auf der kleinen Karte auch das, wonach ich gesucht habe. So bestelle ich mir auch sofort Alcatra, ein für Terceira typisches Gericht, bestehend aus geschmortem, in einer Sauce aus Weißwein, Zwiebeln, Kohl und Speck eingelegten Rindfleisch mit Kartoffeln. Das Ganze wird traditionell in einer Tonschale oder einem Tontopf serviert und schmeckt köstlich.
    10,30 € zahle ich dafür inklusive einem Mineralwasser und dem Bica danach.




    Bevor ich wieder losfahre, schaue ich mir noch die kleine Heilig-Geist-Kapelle schräg gegenüber an. Ich wähle nun wieder den Weg ins Inselinnere. Hier ist meine erste Station der Lagoa do Negro, eher eine große Pfütze wie ein richtiger Lagoa. Hier befindet sich auch in einem kleinen Gebäude der Eingang zur Gruta do Natal, einer tunnelähnlichen Lavahöhle in der alljährlich am ersten Weihnachtstag die Messe gelesen wird.




    Die Höhle wird erst um 15:00 Uhr geöffnet und ist heute nicht mein Ziel. Das liegt nur wenige Kilometer entfernt und ist eine weitere Attraktion der Insel. Die Algar do Carvão ist eine riesige Vulkanhöhle. In zwei Phasen ist diese Höhle vor Tausenden von Jahren entstanden und ist eine von nur vier Höhlen vollständig erloschener Vulkane und die einzige für Besucher zugängliche.
    An einigen Stellen wachsen Stalaktiten und Stalagmiten, zum Teil aus Opal in der fast 100 m tiefen Höhle. Alleine der nach oben offene Schornstein ist 45 m hoch.




    Insgesamt kann man über 338 Stufen in der Höhle herumwandern. Vom tiefsten Punkt bis ganz nach oben sind es rund 220 Stufen, aber es lohnt sich wirklich auch ganz bis nach unten zu steigen. Mittlerweile hat man in der Höhle auch einige endemische Arten von Insekten und Spinnen entdeckt. Der Zugang zu der Höhle erfolgt durch einen langen Tunnel, bevor man an die ersten Stufen gelangt.




    Von der Algar do Carvão sind es nur wenigen Hundert Meter bis zur Furnas do Enxofre, einem Gebiet in dem aus der Erde schwefelhaltige Dämpfe aufsteigen. Ein abgegrenzter Rundweg führt durch den Bereich, den man auch nicht verlassen sollte, wegen der Löcher im Boden aus denen es kochend heiß heraus dampft.
    Auf dem Weg zur Küste lege ich am Lagoa da Falcã noch einen Stopp ein. Rund um den kleinen See ist eine schöne Picknick-Anlage entstanden, die an den Wochenenden von den Einheimischen genutzt wird.




    In São Bartolomeu mache ich erneut einen Halt, steht hier doch eine der angeblich schönsten Heilig-Geist-Kapellen der Insel. Leider ist sie gerade eingerüstet, aber das muss wohl auch sein. Schließlich müssen diese Kapellen instandgehalten und für das Fest herausgeputzt werden.
    Zurück im Hotel ist der Monte Brasil heute auch mal zu sehen und versteckt sich nicht unter einer Dunstglocke.
    Das schöne Wetter hält allerdings nicht lange an. Gerade als ich zum Essen gehen will, gießt es schon wieder in Strömen und ich wähle erneut das gute Hotelrestaurant. Heute ist es bis auf den letzten Platz gefüllt und viele einheimische Gruppen und Familien sind hier. Am Vorabend des 1.Mai ist dies wohl eine Tradition hier. Da mich der Oberkellner aber noch vom Vortag kennt, bekomme ich problemlos einen Tisch. Andere Besucher werden abgewiesen und auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet.
    Das gute Essen, Muscheln als Vorspeise und als Hauptgericht ein Steak in einer dunklen Sauce (eigentlich nicht mein Ding, ich mag Steaks lieber ohne Sauce, aber diese war die reinste Geschmacksexplosion) verlangt unbedingt noch nach einem Verdauungsspaziergang. Da es inzwischen wieder trocken ist, drehe ich noch eine Runde durch Angra. Doch kaum bin ich im zentralen Bereich angekommen, fallen schon wieder die ersten Tropfen.
    Ich schaffe es gerade noch ins Hotel, bevor der Himmel erneut alle Schleusen öffnet.
    Ich hoffe doch, dass es Morgen besser ist, da ich für den morgigen Tag einen ausgedehnten Rundgang durch das UNESCO-Welterbe geplant habe.







    Fortsetzung folgt …....

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • 01.Mai 2015 – Angra do Heroísmo



    Nun kann man ja hoffen, dass es besseres Wetter gibt und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber die Realität sieht meistens anders aus. So auch an diesem Morgen. Es schien fast als hingen die Wolken noch ein wenig tiefer als am Vortag.




    Ich lasse mich trotzdem nicht von meinem Vorhaben abbringen, Angra do Heroísmo zu Fuß zu erkunden.
    Angra bedeutet schlicht Bucht. Den Beinamen do Heroísmo bekam die Stadt, als sie Anfang des 19ten Jahrhunderts dem portugiesischen Thronfolger gegen den spanischen König beistand (Bucht des Heldentums). Angra erhielt als erster Ort der Azoren die Stadtrechte und war lange Jahre auch die Hauptstadt der Azoren.




    Heute ist Angra mit über 18.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Azoren. „Angra sei als Anlaufhafen für Schiffe aus Afrika und Indien ein vorzügliches Beispiel für eine Stadt, die auch im Zuge der großen Entdeckungen den Austausch zwischen den großen Kulturen der Welt ermöglicht habe.“ so lautete die Begründung, mit der die UNESCO Angra Ende 1983 zum Welterbe der Menschheit erklärte.
    Seitdem achtet man in Angra genauestens darauf, dass der Stadtkern in seiner historischen Form erhalten bleibt. Dabei war es gut drei Jahre vor dieser Ernennung zu einer Katastrophe gekommen. Genau 11 Sekunden bebte am Nachmittag des 1.Januar 1980 die Erde. Nach diesen 11 Sekunden waren gut 21.000 Menschen auf den Inseln Terceira, Graciosa und São Jorge obdachlos, 61 Menschen fanden den Tod. 5.452 Wohnungen wurden zerstört und weitere 10.075 beschädigt. Alleine in Angra waren über 65% der Häuser unbewohnbar.




    Heute strahlt Angra längst wieder in altem Glanz, sofern man bei dem Regenwetter überhaupt strahlen kann. Vom Hotel aus benötige ich nur wenigen Minuten, bevor ich vor der Kathedrale der Azoren stehe. Die Sé Catedral do Santíssimo Salvador stellt die Hauptkirche der Azoren dar. Angra ist bis heute Bischofssitz der Azoren (Sé = sedes = Bischofssitz).
    Gleich hinter der Sé steht der Palácio dos Bettencourt, heute eine Bibliothek. Sie beherbergt das wohl wertvollste historische Archiv der Azoren. Gegenüber steht der Antigo Palacio Episcopal, der ehemalige Bischofspalast.




    Ich gehe die Straße weiter bis zur Küste. Hier stehe ich auf einer Plattform hoch über dem Strand. Eine große Holz-Stahl-Treppenkonstruktion führt dort hinunter. Doch dort möchte ich jetzt noch nicht hin und so gehe ich wieder zurück zur Hauptstraße an der Sé. Zur Zeit ist in der Sé Messe und ein großes Hinweisschild am Eingang bittet darum, diese nicht durch Besuche zu stören, woran ich mich selbstverständlich halte. Vielleicht kann ich ja auf dem Rückweg einen Blick in die Sé werfen.




    Von der Rua da Sé weiche ich allerdings bald links ab und erreiche so den Palácio dos Capitães Generais. Der ursprünglich vom Jesuitenorden gebaute Palast diente dann viele Jahre den Generalkapitänen (Vertretern des Königs) als Amtssitz. Heute ist es der Präsidentensitz der Azoren. Gleich daneben steht die Igreja do Colégio dos Jesuítas, die ehemalige Jesuitenkirche.
    Eigentlich möchte ich nun in den schönen Stadtpark gehen, doch ein heftiger Wolkenbruch zwingt mich unter das Dach einer Bushaltestelle.




    Der Jardim Duque da Terceira ist mir noch in guter Erinnerung. 2004 hatte ich mit dem Mietwagen auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel einen Unfall. Zwei junge Männer waren mir damals mit erhöhter Geschwindigkeit in Biscoitos vorne ins Auto gefahren, als ich nach einem Stopp am Straßenrand wieder losfahren wollte. Leider hatte der Mietwagenanbieter damals kein Ersatzfahrzeug für mich und meine Touren auf Terceira beschränkten sich dann auf Spaziergänge in Angra.




    Damals kam ich kurz vor Mittag in diesen kleinen aber feinen Park. Zu der Zeit war dieser Park fast leer. Dies änderte sich dann zu Mittag schlagartig. Viele Einheimische kamen damals in den Park um hier ihre Mittagspause zu verbringen. Der schöne Park mitten in der Stadt lädt aber auch dazu ein. Ich habe dann in Ruhe die Menschen beobachtet und nach etwa einer Stunde leerte sich der Park wieder genauso schnell, wie er sich zuvor gefüllt hatte. Schon saß ich wieder alleine hier im Grünen, bei damals blauem Himmel und Sonnenschein.




    Als der Schauer nachlässt gehe ich endlich in den Park. Auch hier haben sich Menschen untergestellt wo immer es möglich war. Heute steige ich den Park empor zu dem großen Monument hoch über der Stadt. Das Alto do Memória hat Königin Maria II. zu Ehren ihres Vaters Pedro IV. 1845 errichten lassen.



    Von der Plattform des Monuments hat man eine fantastische Aussicht auf die Stadt. Zudem regnet es gerade mal nicht, sodass ich diese Aussicht auch in Ruhe genießen kann. Doch ich sehe schon wieder große dunkle Wolken, die sich von See her dem Monte Brasil nähern. Einen Moment überlege ich noch wieder durch den Park hinab zu steigen, doch ich entscheide mich anders.




    Ich wähle die engen Gassen, die von der Anhöhe hinter dem Monument zur Stadt hinunterführen. Das alte Kopfsteinpflaster ist glatt und nass und ich komme sogar an einigen Stellen leicht ins Rutschen. Die Blicke der hier lebenden Menschen verraten mir, dass wohl nicht oft Touristen hier entlang laufen. Die Gassen bringen mich parallel zum Park wieder nach unten.




    Ich komme nun auf der anderen Seite am Convento de São Francesco vorbei. In dem ehemaligen Kloster ist heute das Museu de Angra do Heroísmo untergebracht, welches aber zur Zeit geschlossen ist. Ich befinde mich gerade kurz vor dem Praça Velha, als erneut ein heftiger Schauer losbricht. Ich einer Garageneinfahrt kann ich mich zumindest ein wenig unterstellen. Beim Blick auf den Praça Velha wundere ich mich, dass dort scheinbar Leute auf den Bänken sitzen, denen der Regen nichts ausmacht. Es dauert eine Weile, bis ich erkenne, dass es sich um lebensgroße Puppen handelt. Diese waren mir schon an einigen Stellen in der Stadt aufgefallen, zum Beispiel auch auf dem Balkon des Bettencourt-Palast.




    Der Schauer entwickelt sich zu einem dauerhaften Wolkenbruch und ich stehe dort wohl gut eine halbe Stunde. Mehrfach dachte ich schon, jetzt kannst du es wieder versuchen, doch jedes mal wurde der Regen sofort wieder stärker. Irgendwann machte es zumindest den Eindruck es sei jetzt weniger stark und ich ging los. Der Praça Velha ist ein großer Platz vor dem Rathaus der Stadt. Es wimmelte hier nur so von diesen Puppen. Ich nehme mir vor, später im Hotel mal nach der Bedeutung der Puppen zu googeln.




    Ich schlage mich auf die andere Seite des Platzes durch und muss mich dort erneut vor den Wassermassen von oben flüchten. Ein schmaler Hauseingang schützt mich hier für eine Weile. Anschließend wandere ich die Rua do Galo hinauf zur Igreja de Nossa Senhora da Conceição, die ich schon von unten sehen kann. Der Regen begleitet mich freundlicherweise dabei. Dadurch entsteht ein zusätzliches Problem. Auf der Straße kann man wegen des Verkehrs nicht laufen. Auf den schmalen Gehwegen hat man keinen Schutz von oben, im Gegenteil, durch die schmalen Balkone und Dachüberstände, die etwa bis zur Mitte der Gehwege reichen, rinnt es dort extrem herunter.
    Als ich die kleine Kirche erreiche, bin ich froh, dass diese offen ist und ich ins Innere flüchten kann. Drei Frauen schmücken gerade den Altar und den Bereich davor. Nun erlebe ich wieder mal die typisch azoreanische Freundlichkeit. Eine der Damen sieht mich nach einer Weile mit dem Fotoapparat vor dem Auge. Sie deutet mir an zu warten und rennt seitlich hinter den Altar und macht dort Licht. Auch im Vorraum des Altars macht sie das Licht an, damit ich mehr sehen kann und besser fotografieren kann.




    Nach einiger Zeit habe ich meine Kamera und mich soweit wieder einigermaßen trockengelegt und versuche mein Glück. Tatsächlich haben die Regengötter von Sintflut auf Dauerregen zurückgeschaltet. Also nehme ich nun den Abstieg zur Küste in Angriff. Jede noch so kleine Deckung nach oben ausnutzend komme ich langsam Straße für Straße tiefer.




    Dabei komme ich noch an einer dieser schönen Heilig-Gesit-Kapellen vorbei und an einer kleinen Kirche etwas weiter unten. Schließlich erblicke ich nach einer scharfen Kurve das Meer. Auf der linken Seite thront hoch über der kleinen Werft das Castello de São Sebastião. In der historischen Festung ist heute ein Luxushotel untergebracht. Auf der rechten Seite sehe ich die einzige Bausünde Angras. Ein riesiges Hotel hoch über dem Hafen. Es handelt sich um ein 5-Sterne-Hotel, dessen untere Etagen aber alle im Rohbau stehen, was diesen hässlichen Betonklotz erst recht nicht schöner macht.




    Der Regen hat etwas nachgelassen, also wage ich den Weg am Ufer entlang zurück ins Zentrum. Hier gibt es keine Möglichkeit sich irgendwo unter zu stellen. Ich habe etwas mehr als ein Drittel der Strecke hinter mir, als die Regengötter über mir wohl ihr breitestes Lächeln aufsetzen. „JETZT“ :sagt wohl gerade der Oberregengott mit sarkastischem Blick und schon scheint der ganze Atlantik über mir herein zu brechen . Ich komme mir vor wie das Löschobjekt einer Feuerwehrübung und stelle nun fest, dass es zwischen einer wasserabweisenden und einer wasserdichten Jacke doch einen erheblichen Unterschied gibt.
    Meine jedenfalls ist wasserabweisend :blush2: . Als triefendes Etwas flüchte ich mich in ein Restaurant am Hafen, es ist ohnehin schon längst Zeit zur Nahrungsaufnahme.




    Ich bin nicht wirklich trocken, als ich gut eine Stunde später das Restaurant wieder verlasse. Es hat auch nicht wirklich aufgehört zu regnen. Längst habe ich mich in mein feuchtes Schicksal ergeben. Vor mir ragt nun die blau-weiße Front der großen Igreja da Misericórdia in den grauen Himmel. Am Eingang steht ein Hinweisschild, dass Fotografieren nur in Begleitung eines Führers und ohne Blitzlicht erlaubt sei. Nun bin ich einerseits mein eigener Führer und verwende nie Blitzlicht und andererseits ist niemand da, den ich um Erlaubnis fragen könnte, daher erlaube ich es mir ausnahmsweise mal selbst.




    Danach schlage ich vorsichtig wieder die Richtung zur Kathedrale Sé ein. In den Straßen stehen überall große Sonnenschirme und auch feste Holzveranden vor den Snackbars. Da die meisten von diesen heute geschlossen sind, hat man die Stühle und Tische die sonst darunter stehen zusammengeklappt und jeweils an einer Ecke aufgestapelt. Diese Unterstände nutze ich nutze ich nun um mich Stück für Stück weiter durch den Regen vor zu hangeln. Habe ich schon erwähnt, dass es regnet? :pleasantry_1:
    Es hilft nicht wirklich, aber inzwischen ist es mir auch schon egal. Selbst der Pullover, den ich unter der Jacke trage ist mittlerweile klatschnass. Ich komme an die Sé und die Messe ist aus, aber die Sé ist geschlossen. Jetzt sehe ich auch das kleine Schild mit den Öffnungszeiten an der Seite.
    Also drücke ich mich weiter an den Hauswänden entlang zum Hotel.
    Bei jedem freien Stück Weg, das ich nehmen muss führen die Regengötter einen Freudentanz auf.


    Endlich im Hotel bin ich wirklich nass bis auf die Haut. Nachdem ich trockene Sachen angezogen habe gehe ich im Hotelrestaurant zum Essen.




    Heute gab es ein sündhaft leckeres Risotto mit Shrimps, Muscheln und Garnelen. Als es dann dunkel war hatte doch tatsächlich der Regen aufgehört. In einem Anfall von Übermut und in der Hoffnung, dass die Regengötter für heute genug Spaß hatten, machte ich mich erneut auf den Weg in die Stadt. Von einem Aussichtsplatz hat man einen guten Blick auf das Hotel.




    Die Puppen sind inzwischen überall entfernt. Diese majas (oder majos) sind ein Brauch in Portugal. Sie werden in den frühen Morgenstunden des 1.Mai überall auf Balkonen, in Fenstern und auf Plätzen postiert und stellen Szenen aus dem alltäglichen, meist bäuerlichen Leben dar. Damit soll der Frühling begrüßt und die Hoffnung auf eine gute Ernte ausgedrückt werden.
    Doch die majas haben auch noch eine andere Bewandtnis. Vor Verwaltungsgebäuden meist mit Spruchtafeln versehen drücken sie humorvoll Hohn und Spott aus. Damit sollen sie eine Warnung für die Obrigkeit sein.
    Die Götter haben wohl längst Mitleid mit mir und ich komme trocken an der Sé an, allerdings ist die Jacke immer noch nass vom Nachmittag. Vor der Sé steht eine Büste Papst Johannes Paul II., der die Azoren 1991 besucht hatte.
    Die Unterstellmöglichkeiten in den Nebenstraßen benötige ich jetzt nicht mehr.




    Auch der Rathausplatz ist jetzt wieder leer. An der Igreja da Misericórdia fallen zwar wieder einzelne Tropfen, doch die kann man jetzt zählen und nur wenig später ist es wieder trocken. Die Straßen sind ebenso wie der Strand leergefegt. Die meisten Einheimischen verbringen wohl längst den Maifeiertag zu Hause.


    Auch ich begebe mich nun wieder ins Hotel. Morgen fliege ich erst am Nachmittag nach Faial. Somit habe ich noch gut einen halben Tag um auf Terceira etwas zu unternehmen. Mal sehen, was das Wetter zulässt.







    Fortsetzung folgt …..

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Das nenne ich warhlich Heroismo, so dem Regen zu trotzen.
    Ich bin ganz hingerissen von den Bildern, unglaublich wie die Farben trotz Regen und Wolken leuchten.
    Wie war denn die Temperatur?
    Skippertje

  • Hallo Jobo:


    Deine herrlichen Fotos strahlen durch die Menschenleere und Regennässe eine gewisse Würde aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Touristengewimmel und Sonnenschein einen größeren Eindruck von der Schönheit dieser Landschaft erwecken würden. Wir dürfen Deine Bilder in trockener Umgebung genießen und freuen uns auf die kommenden Ansichten eines uns Foris relativ unbekannten Paradieses.


    Danke und beste Grüße


    Lupo

  • Die Temperaturen waren trotz des Dauerregens eigentlich eher warm, schätze so 18-20 °C. Dadurch kam ich natürlich auch mit Pullover und Jacke samt Kaputze das eine oder andere mal ins Schwitzen und wurde somit auch von der anderen Seite nass. :pardon:


    @Lupo, Touristengewimmel gibt es auf den Azoren zum Glück eher selten. Dafür sind sie zu wenig "bekannt". Zumal die Azoren kein Badeparadis á la Kanaren oder Balearen sind. Hier sind schon eher die Wanderer und Mountainbiker zu Hause, und natürlich die Segler (Horta). :good3:

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • 02.Mai 2015 – Inselrundfahrt Terceira, Flug nach Faial, Rundgang Horta


    Die Regengötter haben sich gestern wohl komplett verausgabt, oder sie haben aus lauter Schadenfreude ein heftiges Gelage in der Nacht veranstaltet und müssen nun ihren Rausch ausschlafen. Jedenfalls strahlt heute Morgen doch tatsächlich die Sonne aus einem leicht bewölkten blauen Himmel.




    Nach dem Frühstück checke ich aus und lade mein Gepäck ins Auto. Mein Flug nach Faial startet erst um 16:25 Uhr. Da bleibt mir noch mehr als der halbe Tag für eine Fahrt um die Insel. Die Dame der Autovermietung meinte bei der Übernahme des Fahrzeuges, ich solle doch bis spätestens 14:25 Uhr am Flughafen sein.




    Nur drei Kilometer entfernt von Angra und vom Hotel liegt der malerische Fischerort São Mateus da Calheta. Schon von Weitem fällt einem die große Igreja des Ortes ins Auge. Wie eine Festung wacht sie über dem kleinen Ort. Da sie geöffnet ist, schaue ich mich kurz in der Kirche um.




    Von der Kirche aus spaziere ich eine kleine Gasse herunter zum Hafen. Die kleinen bunten Häuser bilden einen schönen Kontrast zum heute blauen Himmel. Einige dieser Häuser sind mit Azulejos komplett verkleidet. Die Azulejos (Fayencefliesen aus Keramik) sind typisch für ganz Portugal. Meist sind sie in blau-weiß gehalten und können ganze Kunstwerke und Bilder darstellen.
    Am Hafen sind überall die Langleinen ausgebreitet, mit denen hier auch gefischt wird.




    Rund um das kleine Hafenbecken sieht man viele bunte Fischerboote. Die aktiven Fischer sind wahrscheinlich längst draußen auf See, da die Boote meist sehr früh hinausfahren. Am Morgen wirkt die ganze Szenerie hier in dem kleinen Hafen noch sehr beschaulich, nur wenige Einheimische sind unterwegs.




    Natürlich besitzt der kleine Ort auch eine Heilig-Geist-Kapelle, die heute gerade herausgeputzt wird. Die neu aufgetragenen Farben leuchten heftig bei dem schönen Wetter. An der Kapelle vorbei führt ein Weg zu einer kleinen Kirche direkt an der Küste. Leider ist es nur noch eine Ruine die hier wohl bald zerfallen wird, wenn sich nicht jemand ihrer annimmt.




    Mein Pullover und mein Hemd waren noch im Laufe der Nacht getrocknet. Die Jacke jedoch war auch heute Morgen noch innen und außen ziemlich feucht. Zum Trocknen habe ich sie auf der Fahrt von hinten über den Beifahrersitz gehangen. Auf diese Weise habe ich sie dann tatsächlich im Laufe des Tages trocken bekommen.




    Meine nächsten Stops mache ich in Nossa Senhora do Pilar, Doze Ribeiras und Serreta. Überall gibt es schöne Kirchen und bunte Heilig-Geist-Kapellen zu sehen. Kein Wunder, gibt es doch insgesamt 68 dieser kleinen bunten Kapellen auf Terceira.
    Es folgen nun die Aussichtspunkte Ponta do Queimado und Ponta do Raminho.




    Anschließend die Ortschaften Raminho und Altares. Ich befinde mich nun schon wieder an der Nordwestküste der kleinen Insel. Somit bin ich entlang der Küste um den Santa Barbara, die mit 1021 m höchste Erhebung von Terceira herum gefahren. Bis zum Flughafen sind es von hier keine 20 km mehr.




    Immer wieder halte ich kurz an, um eine kleine Kapelle, eine Kirche oder die Küstenlandschaft zu betrachten und zu fotografieren. Bei dem schönen Wetter macht dies definitiv mehr Spaß als bei dem Regenwetter der letzten Tage. Viele dieser Kirchen stehen offen und erlauben eine Besichtigung und schöne Fotos.




    Als sich der Hunger zu Wort meldet, fahre ich zufälligerweise gerade wieder in Biscoitos ein. Was liegt also näher, als sich ein leckeres Alcatra bei O Pedro zu gönnen. Der Wirt begrüßt mich schon mit einem freundlichen, wiedererkennenden Blick. Zu dem Bica nach dem Essen bekomme ich heute noch eine kleine Schale mit süßen Köstlichkeiten hingestellt.




    In Lajes, unweit des Flughafens machen die majas scheinbar Überstunden. Einige jedenfalls verweilen immer noch vor einem öffentlichen Gebäude gegenüber der schönen Kirche.
    Mein TomTom führt mich zur falschen Seite des Flughafens, scheinbar war hier früher mal das Abfertigungsgebäude, oder das Navi hat den Eingang des US-Militärs unter der Flughafenadresse gespeichert.
    Ich gebe die Papiere des Mietwagens ab und während die Mitarbeiterin der Mietwagenfirma sich das Fahrzeug anschaut, checke ich schon ein. Es sind zwei Schalter geöffnet, aber nur eine Mitarbeiterin ist dort. Am zweiten Schalter checkt gerade eine ältere Dame ein. Außer uns beiden ist niemand hier, trotzdem springt die Flughafenmitarbeiterin ständig hektisch zwischen den beiden Schaltern hin und her. Ich lege ihr nahe doch zuerst die Dame am anderen Schalter zu bedienen, doch sie versucht beide Schalter gleichzeitig zu bearbeiten.
    Endlich bekomme ich mein Ticket und meinen Ausweis und gehe wieder hinüber zum Mietwagenschalter. Hier ist alles ok, ich bekomme meinen Kreditkartenbeleg zurück als Garantie, dass es keine abrechenbare Schäden am Fahrzeug gibt.




    So sitze ich schon gut zwei Stunden vor Abflug hier am Gate. Da hätte ich ruhig erst um 15:30 Uhr hier sein können, das hätte immer noch gut ausgereicht. Ich zähle schließlich ungefähr 40 Passagiere die mit mir den kleinen Inselhopper besteigen. Auf der Runway müssen wir noch warten, bis acht F-15-Jets gelandet sind, dann starten wir zu einem kurzen und ruhigen Flug. Bis Faial sind es ungefähr 130 km. Dabei überfliegen wir São Jorge und haben einen guten Blick auf Graciosa. Der Pico, tief in Wolken gehüllt, signalisiert mir die baldige Landung auf Faial.




    Auf Faial erscheint mein Koffer als dritter auf dem Band. Auch am Mietwagenschalter ist nur ein Kunde vor mir. Ich bekomme einen älteren schwarzen Ford Focus. Als mir der Mitarbeiter den Schein mit den kleinen vorhanden Beschädigungen des Fahrzeugs zeigt, frage ich ihn, ob es nicht sinnvoller sei nur die intakten Stellen dort anzukreuzen, dann wäre der Zettel definitiv leerer.
    Das Auto ist rundherum verkratzt, verschrammt und verbeult. Da bräuchte ich nicht wirklich aufpassen keine weiteren Kratzer zu verursachen, die würde ohnehin niemand erkennen. Immerhin ist es ein Diesel, was bei den teilweise sehr steilen Straßen auf den Inseln immer von Vorteil ist.




    Nach wenigen Minuten erreiche ich mein Hotel, das Hotel do Canal und bekomme dort ein schönes Zimmer mit Blick auf den Hafen und die Insel Pico gegenüber. Das Auto kann ich auf dem kleinen Parkplatz vor dem Hotel bequem parken.
    Nachdem ich das Wichtigste aus dem Gepäck ausgepackt habe steht ein erster Gang durch Horta an. Nur wenige Meter vom Hotel entfernt ist das Peter Café Sport, die wohl bekannteste Seglerkneipe der Welt.




    Horta mit seinen rund 6.500 Einwohnern kann man getrost als den lebendigsten Ort der Azoren bezeichnen. Wer immer den Atlantik überquert, sei es von Ost nach West oder umgekehrt wird in Horta Halt machen. Die Segler aus aller Welt legen hier an und treffen sich im Peter Café Sport. 1918 wurde es von Henrique Azevedo gegründet und war schon damals der Treff für Seefahrer, Walfänger und zu dieser Zeit auch zwielichtige Gestalten.
    Danach war und ist es bis heute Anlaufpunkt für Atlantiküberquerer und Segler. Dort liegt ihre Post für sie bereit, dort geben sie ihre Post auf. In der Vergangenheit wurde hier Geld gewechselt und wer immer eine Heuer oder Tipps brauchte, war hier richtig.
    José Azevedo, der den Spitznamen Peter von einem Engländer bekam, war jahrzehntelang die gute Seele der Seefahrer. Inzwischen führt sein Sohn die Institution in seinem Sinne weiter.




    Ich gönne mir ein Bier im Café Sport und gehe danach hinunter zur großen Marina. Hier finde ich die zweite Besonderheit von Horta. Jeder Segler der hier anlegt verewigt sich mit einer kleinen Zeichnung an der Kaimauer, oder auf dem Boden der Molen. Längst sind die Zeichnung unzählige Male übermalt. Wenn man sich die einzelnen Zeichnungen anschaut, findet man wahre Kunstwerke darunter und es ist schon schade, dass diese irgendwann übermalt oder von der Witterung entfernt werden.




    Auch wenn man Stunden hier entlang schlendert wird man immer wieder Namen und Daten entdecken, die einem zuvor noch nicht aufgefallen sind. Viele Häfen haben inzwischen versucht dies zu kopieren, doch das Original ist Horta. Von den Zeichnungen, die ich 2004 hier gesehen habe, finde ich nur noch wenige. Zu viele Besucher hat Horta in den letzten Jahren gehabt, die ihre Bilder hinterlassen haben.




    Einige Schiffsnamen sind mir vom Hamburger Hafengeburtstag bekannt, andere kennt man von diversen Begegnungen oder Meldungen. Doch nicht nur Zeichnungen wurden hier hinterlassen, auch diverse Kleidungsstücke wurden mit einer Art Kleister auf dem Kai hinterlassen, was sicherlich schon so manches Schmunzeln verursacht hat.




    Nachdem ich noch eine kleine Runde durch den Ort gedreht habe, bringe ich meine Kamera ins Hotel und gehe zum Essen. Dafür habe ich mir aber ein kleines Restaurant an der Porto Pim ausgesucht. Diese liegt quasi auf der anderen Seite von Horta. Ein kleine kurze Straße führt hinüber und man hat plötzlich den Eindruck in einer anderen Stadt zu sein. Eher beschaulich geht es hier zu. Nichts zu spüren von dem lebendigen Treiben drüben am Hafen, an der Marina und der Uferstraße.
    Die Taberna de Pim ist ein gemütliches kleines Restaurant mit einer kleinen Terrasse über der Bucht.
    Ich setze mich jedoch ins Lokal an einen der vier Tische und esse ein leckeres Octopus-Risotto. Der Wirt, Miguel Toscano, wirkt auf den ersten Blick ein wenig abweisend, ist aber total freundlich und nett. Während ich esse läuft im Hintergrund eine interessante Musik. Es handelt sich um eine Art Gesang die tief aus dem Kehlkopf kommt. Ich komme jedoch nicht dazu, den Wirt danach zu fragen.




    Als ich zurück zum Hotel komme, ist es bereits dunkel. Trotzdem drehe ich noch eine Runde durch die kleine Stadt. Bei Peter Café Sport ist „noch“ nichts los, das wird sich im Laufe des Abends aber garantiert noch ändern. Im hinteren Teil der Stadt ist es eher ruhig, das Leben spielt sich in Horta klar unten an der Marina ab.




    Ich gehe bis hinauf zum Torre de Relógio, einem alten Kirchturm. Die dazugehörige Kirche wurde nach einem Erdbeben wegen Baufälligkeit 1825 abgerissen. Den Weg zurück wähle ich durch die Stadt parallel zur Uferstraße. Die Igreja de Nossa Senhora das Angústias, die älteste Pfarrkirche Faials steht direkt hinter meinem Hotel.
    Als ich wieder auf meinem Zimmer bin stelle ich noch eine etwas seltsame Besonderheit des Hotels fest. Alle Steckdosen im Zimmer (auf allen Inseln habe ich übrigens nur Schukosteckdosen vorgefunden, man benötigt also keinerlei Stromadapter für die Azoren) sind mit den Lampen gekoppelt. Die Kabel der Lampen gehen fest in die Wände und sind somit nicht entfernbar. Schaltet man also das Licht aus, ist auch der Strom auf den Steckdosen weg. Nicht gerade ideal, wenn man über Nacht die Akkus von Kamera, Handy, Notebook usw. aufladen will.
    Da bleibt alternativ nur eines, Lampen herausdrehen und dann einschalten, damit die Steckdosen Strom bekommen.







    Fortsetzung folgt …...

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Deine Beschreibungen und die schönen Bilder ob im Regen oder Sonnenschein, bringen mir die Inselgruppe näher und machen echt Lust auf eine Reise dorthin. Vielen Dank!
    Zu welcher Jahreszeit warst du beim ersten Mal dort?
    Gruss
    Skippertje

  • Exakt zur gleichen Jahreszeit und ich hatte damals 14 Tage Traumwetter und nur einen Tag mit ein paar Nieselschauer.

    Gruß Jobo,


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    - Susan Sontag -


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  • 03.Mai 2015 – Faial – Caldeira, Vulcão dos Capelinhos, Nordküste, Farol da Ribeirinha, Horta




    Es ist stark bewölkt heute, aber zumindest regnet es nicht. Das Frühstücksbuffet im Hotel do Canal ist wirklich gut. Schon von unten ist zu sehen, dass die Caldeira in Wolken gehüllt ist. Ich will es trotzdem versuchen und starte nach dem Frühstück in Richtung Inselinneres.



    Je höher ich komme, desto besser wird die Aussicht und ich schöpfe schon Hoffnung, dass der Krater vielleicht inzwischen doch unter der Wolkendecke liegt. Drei Kilometer vor dem Krater jedoch ist die Sicht plötzlich wie abgeschnitten. Ich muss sogar noch einige Minuten auf dem Parkplatz am Krater im Auto warten, da auch gerade noch ein Regenschauer herunter kommt.




    Vom Parkplatz führt ein kurzer Tunnel an einen Aussichtspunkt am Krater. Die Aussicht heute ist aber eher mager, weil rundum grau. Seitlich führen einige Stufen hoch zum Kraterrand. Auf diesem geht ein Wanderweg einmal komplett um den Krater. Eigentlich wollte ich diesen Weg nehmen, doch bei diesem Nebel über einen unbefestigten und klitschig, feuchten Weg zu gehen macht nicht wirklich Sinn und ist mir auch zu gefährlich. Zumal ich auch völlig alleine hier oben bin.
    Erst als ich das Auto wieder starte, um nach unten zu fahren kommt mir ein Kleinbus mit vier Insassen entgegen. Mein TomTom führt mich von der Hauptstrecke nach links auf eine kleine Straße, die an einem weiteren Aussichtspunkt, der heute seinen Namen ebenso wenig verdient, in Richtung Nordküste.
    Aus der Straße wird ein schmaler asphaltierter Weg und schließlich ein noch schmalerer Schotterweg der serpentinenartig nach unten führt. Immer wieder muss ich dicken Lavabrocken ausweichen, die mitten auf dem Weg liegen. Mit maximal 10 km/h schleiche ich den Schotterweg nach unten. Wahrscheinlich wird der sonst nur von landwirtschaftlichen Fahrzeugen benutzt.
    Ein, zweimal komme ich auch an Einheimischen vorbei, die ihre Kühe auf die Felder treiben. Die Blicke, die sie mir zuwerfen verraten was sie gerade denken als sie mich sehen.




    Nach ca. vier Kilometer auf dem Schotter stoße ich wieder auf eine einigermaßen asphaltierte Strecke und mache erst mal eine kurze Rast auf einem kleinen Rastplatz im Wald. Der immer noch sehr schmalen Straße muss ich noch eine ganze Weile folgen, bevor ich die Küste unter der Wolkendecke wieder sehen kann. Das war wirklich eine sehr interessante Abfahrt und ich überlege schon, wo ich den Abenteuermodus in meinem TomTom deaktivieren kann.




    Nach einiger Zeit erreiche ich die Küstenstraße bei Ribeira Funda. Von hier aus halte ich mich links um zur Westküste zu gelangen. Der gut ausgebauten Straße folge ich nun bis Capelo und sehe hier schon die Wegweiser zum Vulcão. Auch die Straße zum Vulcão ist sehr gut ausgebaut und ich habe mein nächstes Ziel schnell erreicht.




    Schon lange bevor man den Parkplatz erkennt, sieht man den alten Leuchtturm. Einst stand der Leuchtturm auf einer Klippe über dem Meer und diente dazu, die Schifffahrt auf den Westzipfel von Faial hinzuweisen. Am 16.September 1957 begann hier eine Serie von mehr als 200 Erdbeben, die am 27.September 1957 in einer unterseeischen Explosion des Vulkans Capelinhos gipfelte, etwa einen Kilometer vor der damaligen Küste.
    Glühende Lava wurde bis zu 500m hoch geschleudert und die Asche gar weit über 1.000 Meter. Der Vulkan tobte über ein Jahr mit immer neuen Eruptionen. Die letzte fand schließlich am 24.Oktober 1958 statt. Zurück blieben mehrere Hundert zerstörte Häuser und über 2.000 Menschen, die umgesiedelt werden mussten. Viele emigrierten in die USA, die wegen der Katastrophe dafür sogar extra die Einreisebestimmungen lockerte.
    Zurück blieb aber auch ein neues Stück Land vor dem Leuchtturm. Anfangs war aus der Lavamasse nur eine Insel entstanden, die sich aber mit der Dauer der Ausbrüche zum Land hin schloss. Insgesamt hatte der Vulkan 2,4 km² neues Land entstehen lassen und den Leuchtturm seiner Funktion beraubt. Mittlerweile haben Brandung und Erosion schon wieder mehr als die Hälfte dieses Landes im Meer verschwinden lassen.
    Als ich 2004 hier war, stand hier nur ein einsamer Leuchtturm, der zudem noch reichlich ramponiert war. Im Verlauf der letzten Jahre hat man den Leuchtturm wieder restauriert und unterirdisch ein großes Besucherzentrum mit Museum eingerichtet, welches aber um diese Uhrzeit noch geschlossen hat.




    Ich verlasse den Vulcão dos Capelinhos wieder und fahre die gleiche Strecke zurück, auf der ich gekommen bin. Bei Ribeira Funda bleibe ich jedoch auf der Küstenstraße und fahre weiter die Nordküste entlang. Mein Ziel ist die Nord-Ost-Spitze von Faial bei Ribeirinha.




    Auch hier muss ich die Hauptstraße wieder verlassen, um zu meinem Ziel zu kommen. Erneut führt mich mein TomTom auf einen steilen Schotterweg. Einen Moment überlege ich sogar, ob ich wieder umkehren soll, aber die Neugier siegt dann doch. So gelange ich zum Farol da Ribeirinha. Der Leuchtturm von 1915 wurde bei einem Erdbeben im Juli 1998 ebenso wie die umliegenden Orte stark in Mitleidenschaft gezogen und danach nicht wieder instandgesetzt.
    Von der Landspitze, die steil ins Meer abfällt kann ich die Inseln São Jorge, Pico und sogar weit entfernt Graciosa sehen. Direkt unterhalb sehe ich aber noch etwas anderes. Dort ankert der Dreimaster STAD AMSTERDAM.




    Der südliche Zufahrtsweg zum Farol, den ich jetzt fahre, ist etwas besser als der von Norden. Ich den nächsten Orten kann man hier und da noch Spuren des Erdbebens erkennen. Durch mehrere kleine und steile Straßen erreiche ich Horta wieder und stelle das Auto erneut vor dem Hotel ab.




    Nun möchte ich mir doch gerne mal die Stadt und die Gebäude bei Tag ansehen, die ich gestern schon am Abend abgelaufen bin. Das Wetter spielt auch mit, die grauen Wolken sind verschwunden und die Sonne begleitet mich auf meinem Rundgang. Die Kirche hinter dem Hotel ist mein Ausgangspunkt. Zuerst schlendere ich nun wieder am Hafen entlang. Etwa Mitte der Marina verlasse ich den Uferbereich und lande auf dem Largo Duque D'Avila e Bolama. Der große Platz wird von der Hauptkirche, der Igreja Matriz de São Salvador mit dem daneben liegenden Museu da Horta überragt.




    Von hier führt mein Weg steil den Berg hinauf bis zur Igreja de Nossa Senhora do Carmo. Von Weitem sieht diese große Kirche hoch über der Stadt sehr schön aus. Steht man jedoch davor, erkennt man den erbärmlichen Zustand in dem sich die Kirche befindet. Von dem großen Vorplatz der Kirche hat man einen guten Überblick über die Stadt.
    Nach einem kurzen aber steilen Abstieg wende ich mich in Richtung auf den Torre de Relógio.




    Jetzt am Tag kann man deutlich die Stahlverstrebungen sehen, mit denen der Turm gesichert ist. Etwas unterhalb des Turmes gelange ich zum Praça da República. Hier steht auf einer Seite ein großes Gebäude der Feuerwehr und auf der anderen Seite befindet sich in einem weitläufigen Innenhof der Markt, der aber jetzt geschlossen ist. Auf dem Platz steht ein schöner kleiner Pavillon.
    Wieder unten an der Marina spricht mich ein Mann an. Nach einiger Zeit merken wir, dass wir beide Deutsche sind. Er ist mit einem Segelboot zusammen mit einem Bekannten hier. Während wir uns so unterhalten sehe ich im Canal einen Dreimaster auf den Hafen zuhalten.




    Es ist die STAD AMSTERDAM. Der Clipper wurde nach dem Vorbild alter Fregattenschiffe aus der Mitte des 19ten Jahrhunderts von 1997 bis 2000 gebaut. Mir gefällt besonders die schöne Linie des Rumpfes und der saubere Aufbau der Masten. Dieses Schiff nimmt auch Gäste mit auf seine Touren, wie mir der Deutsche an meiner Seite erzählt. Er selbst war auch schon einmal kurz auf dem Schiff und ist ganz begeistert, da er nicht wusste, dass sich das Schiff in den hiesigen Gewässern befindet.




    Das Schiff steuert in den Hafen, dreht dort und legt sich an den Hauptkai der vorderen Marina. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, dieses elegante Vollschiff aus der Nähe zu betrachten. Das Schiff befindet sich in einem sehr gepflegten Zustand und es muss schon toll sein mit diesem Windjammer eine Reise zu machen.
    Trotzdem entgeht mir auch die schnittige Segeljacht an der Mole gegenüber nicht und ich merke sie mir vor für einen späteren Besuch.




    Heute Mittag hatte ich mir nur einen kleinen Snack zwischendurch gegönnt. Umso größer ist nun mein Appetit und ich mache mich auf den Weg zur Taberna de Pim. Bei dem schönen Wetter setze ich mich natürlich draußen auf die kleine Terrasse über der Bucht. Der Wirt Miguel sitzt auch noch dort und ich unterhalte mich eine Weile mit ihm. Er schreibt mir auch die russische Gruppe auf, von der gestern die Musik war.
    Ich mache Bilder vom Innern des Lokals und er bittet mich, ihm diese Bilder auch zukommen zu lassen, was ich gerne machen werde. Noch einmal nehme ich das leckere Oktopus-Risotto und bekomme zuvor Brot und Käse. Dabei leistet mir ein kleiner Spatz Gesellschaft und lässt sich gerne von mir aus der Hand füttern.




    Nach dem Essen spaziere ich noch ein wenig um die Bucht de Pim. In der Bucht baden tatsächlich einige Menschen, damit hätte ich bei Wassertemperaturen um die 16°C nicht gerechnet.
    Ich nehme eine kleine Straße über den Hügel zurück zum Hafen von Horta. Da ich ohnehin jetzt schon hier bin wende ich mich der Mole zu um mir die Jacht anzuschauen. Erneut spricht mich jemand an, der sich nicht sicher ist, ob er durch das offene Tor an der Mole gehen darf. Er stellt sich dann ebenfalls als Deutscher heraus, den auch die Jacht interessiert.




    Die Jacht sieht sehr neu aus, auch wenn sie die alte klassische Form aufweist. Der Deutsche hält sie für einen Nachbau, aber ich bin mir nicht sicher. Natürlich hat das Schiff sehr moderne Ausstattung an Bord, aber einiges deutet auch auf ein älteres Datum hin. Als ich später nach der Jacht im Internet suche werde ich fündig. Es handelte sich um die 1933 für Rennen gebaute Jacht VELSHEDA die nach Meinung vieler Freunde historischer Segelschiffe leider ein wenig zu modern restauriert wurde.
    Zurück von der Mole mache ich einen kurzen Besuch in meinem Hotelzimmer.




    Danach greife ich mir Kamera und Stativ und streife noch einmal durch den Hafen. Die Wolken haben sich allerdings ein wenig verdichtet, als ich der STAD AMSTERDAM einen erneuten Besuch abstatte. Wenige Bilder später haben mich die Regengötter wohl doch wieder entdeckt und die ersten Tropfen fallen. Ich bringe mich unter einem Dach in Sicherheit, aber glücklicherweise lässt der Regen bald ein wenig nach und ich kann einigermaßen trocken zurück zum Hotel.


    Morgen habe ich auch quasi noch den ganzen Tag, da die Fähre nach Pico mit der ich übersetzen will erst am Nachmittag fährt.







    Fortsetzung folgt …....

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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